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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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Inneren tobte. Warum machte er das? Warum spielte er den Abgebrühten?
    Sie legte die Stirn in Falten. »Gibst du auf?«, konterte sie.
    »Auf keinen Fall!« Matts Augen weiteten sich. »Ich dachte bloß, nachdem du mir noch keine Gelegenheit zu einer Frage gelassen hast, könntest du dich ein wenig großmütig zeigen.«
    Emily legte den Kopf schief. »Keine Kneipe«, erklärte sie, »nur zahllose verregnete Nachmittage in verrauchten Salons.« Sie heftete ihren Blick wieder auf den Tisch vor sich. Immerhin die halbe Wahrheit, dachte sie. Es standen nur noch zwei volle Kugeln zur Wahl. Was, wenn das, was Matt ihr anvertraute, auch nur die halbe Wahrheit war?
    Emily schauderte. Langsam bewegte sie sich an der Bande entlang um den Tisch herum, die Fingerspitzen auf dem Holz, die Augen auf ihre Kugeln gerichtet. Sie würde ihn nicht merken lassen, wie angespannt sie war. Sie straffte ihre Schultern, als Matt sich erhob und sich neben sie stellte.
    »Sie war mit Josh zusammen, bevor sie deinen Vater kennenlernte.«
    Völlig überrumpelt sah Emily zu ihm auf. Damit hatte sie nicht gerechnet.
    »Sie hat meinem Bruder das Herz gebrochen«, fuhr Matt fort. Er sah ihr fest in die Augen, dann löste er den Blick von ihr und ließ ihn über den Billardtisch gleiten. »Und das hier sieht nicht gut für dich aus«, stellte er fest.
    Emily stand wie festgewachsen. Sie betrachtete Matts Profil, die angespannten Gesichtszüge, den Brustkorb, der sich schneller hob und senkte, als ihm lieb sein dürfte. Armer Josh, dachte sie. Und armer Matt! Armer, armer Matt , der nicht das tun konnte, was seinem Bruder offenbar längst gelungen war – verzeihen.
    Entschlossen machte Emily einen Schritt zurück und lehnte ihr Queue an die Wand. »Der nächste Zug ist deiner«, erklärte sie. Und zwar nicht nur deshalb, weil meine Kugeln in aussichtsloser Position liegen, fügte sie in Gedanken hinzu. Sie hatte die Lust an diesem Spiel verloren. Sie hatte mehr als genug gehört.
    »Wie du meinst«, erwiderte Matt, dann klickten Kugeln aufeinander, hart, und die Vierzehn knallte geradezu in eine der mittleren Taschen. Er drehte sich zu ihr um, das Gesicht so merkwürdig ausdruckslos, dass Emily eine Gänsehaut bekam. »Ich habe eigentlich nur eine Frage«, begann er. Er legte das Queue auf dem Holzrahmen des Tisches ab. Dann fixierte er sie.
    »Wenn du so viel Wert darauf legst, niemanden zu belügen und dich selbst nicht zu verleugnen, wieso hast du dann nie jemandem davon erzählst, dass du mit in dem Wagen saßt, in dem deine Eltern starben?«
    Emily schnappte geräuschvoll nach Luft.
    »Nicht einmal deiner besten Freundin Fee?«
    Und dann hörte sie auf zu atmen.
    »Wieso hast du nie mit jemandem darüber gesprochen, dass du dich schuldig fühlst, weil du überlebt hast? Nicht einmal mit deiner Großmutter?«
    Emily spürte, wie sie schwankte und griff mit einer Hand an den Billardtisch. Das Queue fiel klappernd zu Boden.
    Woher wusste er das?
    Wie konnte er das wissen?
    Als ihre Augen sich mit Tränen füllten, machte sie auf dem Absatz kehrt und wollte davonrennen.
    »Emily!«
    Matt griff nach ihrem Handgelenk und hielt sie in der Drehung fest. Emily blieb zitternd stehen. Sie weigerte sich, ihn anzusehen, aber sie riss sich auch nicht von ihm los.
    Eine Weile verharrten sie so, schweigend, und als Matt sich sicher war, dass Emily ihm nicht davonlaufen würde, lockerte er seinen Griff, hielt sie aber weiter an ihrer Hand fest.
    Er räusperte sich. »Ich tue, was ich tun muss, um die zu schützen, die mir wichtig sind«, erklärte er steif. »Wenn das bedeutet, dass ich Dinge verschweigen muss, dann tue ich das. Wenn das bedeutet, dass ich lügen muss, dann tue ich das auch.« Erst jetzt gab er sie frei. »Es tut mir leid, ich wollte dir nicht wehtun.«
    Emily spürte eine Berührung am Arm, ganz sanft, nur eine Sekunde lang, dann stürmte Matt an ihr vorbei und zur Tür hinaus.

15
    B ist du völlig verrückt geworden? Das werde ich auf keinen, auf gar keinen Fall tragen!«
    Emily konnte ein Kichern nicht mehr unterdrücken und hielt sich schnell eine Hand vor den Mund. Matt war so aufgebracht, seine Augen hatten sich zu funkensprühenden Schlitzen verengt. Mit einem kurzen Nicken deutete er auf die Hose, die Joe auf dem Bett ausgebreitet hatte, den Grund allen Übels: Stoppschild-Rot, Röhrenschnitt, mit ausreichend Hochwasser hin zu den obligatorischen Stiefeletten, die einen ganz eigenartigen, verwaschenen Blauton zur Schau trugen. » No

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