Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)
diesen letzten drei Worten, doch hätten sie Metall schneiden können, so scharf waren sie.
Emily holte Luft. »Ich bin durchaus in der Lage, ehrliche und informative Antworten zu geben«, presste sie hervor. Ehrliche und informative Antworten? Was redete sie da?
»Bist du das.« Matts Worte trieften vor Ironie.
»Bist du es denn?« Emily bedachte ihn mit dem herablassendsten Blick, der ihr möglich war, dann stand sie auf, drehte sich um und stapfte davon.
Dies war definitiv nicht ihr Abend. Nach zwei Schritten schon fragte sie sich, warum sie diesen Streit provoziert hatte. Nach einem weiteren, wohin sie denn eigentlich wollte. Mangels Alternativen steuerte sie schließlich die Jukebox an der gegenüberliegenden Wand an. Sie stützte sich mit den Händen darauf ab, atmete tief ein, schloss die Augen. Und öffnete sie wieder.
Liebe Güte, dieses Ding sah aus wie ein Museumsstück mit seinen blinkenden Leuchtrohren, den altertümlichen Tasten und den gefächerten Vinyl-Scheiben unter dem Sichtfenster aus Glas. Platten! Emily schüttelte den Kopf. Dieses verschlafene England mit seinen buckligen Cottages, offenen Kaminen und historischen Pubs konnte einen wirklich vergessen lassen, in welcher Zeit man sich befand.
Sie heftete ihren Blick auf die kleinen Kärtchen mit den Namen der Titel und der Bands. Kim Wilde, Adam and the Ants, Stevie Wonder, Duran Duran, Depeche Mode. Doch kaum ein Song, den sie kannte. Wo war denn all die lustige Partymusik der 80er-Jahre? Madonna, Michael Jackson, Cyndi Lauper? Immerhin entdeckte sie Gloria Gaynors »I Will Survive« zwischen all den unbekannten Titeln und musste lächeln, nichtsdestotrotz. Wie passend, dachte sie.
»Was gefunden?« Matt war neben ihr aufgetaucht und hielt ihr eine Münze hin. Seine Stimme hörte sich normal an, vielleicht etwas steif.
Wortlos nahm Emily ihm das Geldstück aus der Hand, warf es ein und wählte eine Zahlenkombination. Die ersten Noten von »Boys Don’t Cry« erklangen, und sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Als Robert Smith anfing zu singen, drehte sie sich um und schlenderte hinüber zum Billardtisch.
I would say I’m sorry
If I thought that it would change your mind
But I know that this time
I have said too much
Been too unkind …
»Interessante Songauswahl«, befand Matt, der ihr abermals gefolgt war, während Emily ohne darüber nachzudenken das Plastikdreieck mit Kugeln befüllte. Die Halben neben die Vollen – aber mit welcher sollte sie gleich wieder beginnen? Sie grübelte einen Augenblick darüber nach, während sich Matt am anderen Ende des Tisches positionierte.
»Die Schwarze in die Mitte«, sagte er, »und es tut mir leid. Ehrlich.«
Emily blickte auf. »Sollten diese bunten Kugeln nicht auch irgendeine Reihenfolge haben?«, fragte sie.
Matt zog die Stirn kraus. »Ich denke nicht«, gab er zurück. Er wartete. Dann holte er Luft.
»Also – was willst du wissen?«
Emily hob überrascht die Augenbrauen, widmete sich dann jedoch wieder ihrer Triangel. Als alle Kugeln zu ihrer Zufriedenheit angeordnet und das Dreieck an seinem Platz auf dem grünen Tuch positioniert war, sah sie Matt an und sagte:
»Du musst das nicht tun.«
»Ich weiß.«
Emilys Augenlid zuckte. Warum nur vermittelte Matt ihr nach wie vor das Gefühl, dass er ihr etwas verschwieg – und auch weiterhin verschweigen würde? Was hatte dieses Gespräch für einen Sinn, wenn es doch zu nichts führte?
Sie seufzte und wandte sich frustriert wieder dem Billardtisch zu. Sie entfernte den Plastikrahmen von dem Dreieck aus Kugeln und griff wahllos einen der Queues. Als sie sich umdrehte, traf sie Matts Blick.
Für ein paar Sekunden starrten beide sich an, dann hielt Matt Emily ein Stück Kreide entgegen. Als sie ihre Hand danach ausstreckte, legte er ihr das Kästchen hinein, zog seine Finger aber nicht sofort zurück. Automatisch hielt Emily die Luft an.
»Ich habe dich nicht belogen«, erklärte Matt. »Und du kannst mir vertrauen. Auch wenn du in diesem Moment berechtigte Zweifel daran haben magst.«
Emily sagte gar nichts. Schließlich befreite sie ihre Hand von Matts Berührung und atmete ein. »Hör zu«, setzte sie an, doch er ließ sie nicht ausreden.
»Ein Treffer, eine Frage, okay?«, schlug er vor. Und als Emily nicht gleich antwortete, schob er sie sanft zum Billardtisch hin. »Du fängst an.«
»Das ist nicht dein Ernst!«, protestierte sie.
»Natürlich nicht«, erwiderte er grinsend, »das ist ein Spiel.«
Eines, das ich
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