Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)
jedoch nichts daran, dass er sie nicht bei sich haben wollte.
Wir haben hier eine Aufgabe, und die heißt Quayle. Und sobald wir die gelöst haben, bringen wir dich wieder sicher zurück und in die Arme deiner wohlbehaltenen Freundin Fee.
»Verrätst du mir, was los ist?«
Emily zuckte zusammen, als Matt sie aus ihren düsteren Gedanken riss.
»Du hast noch kein Wort gesagt, seit wir uns hier unten getroffen haben. Darf ich fragen, warum?«
Der Inhalt von Emilys Teller – moosgrüne Pea and Mint Soup – schwappte bedrohlich, während sie sich aufrichtete und tief einatmete. Matt hatte die Augen leicht zusammengekniffen und beobachtete sie.
»Ist etwas passiert, während ich weg war?« Seine Stirn legte sich in Falten. »Oder geht es – geht es um Mrs. Gordon? Um das, was du mir vorhin vorgeworfen hast?«
»Ich«, setzte Emily an und klappte den Mund wieder zu. Ihre eigenen Augen fühlten sich groß an wie Unterteller und sie blinzelte, um sie aus ihrer Starre zu befreien.
Wenn ich jetzt etwas zu ihm sage, dachte sie, wird es garantiert das Falsche sein.
Doch dann sagte er das Falsche.
»Es ist nicht wegen deiner Mutter, oder?«
Emilys Lider flackerten.
Matt lehnte sich in seinem Sessel vor und blickte ihr eindringlich in die Augen. »Ich weiß, das ist schwierig für dich«, begann er, »aber du musst unbedingt verstehen, um was es hier geht. Wir haben das schon besprochen: Du bist nicht wegen ihnen hier. Und du darfst dich hier auf keinen Fall einmischen.«
Er unterbrach sich, als Mrs. Gordon auf sie zutippelte, in der Hand je eine Platte mit einer duftenden Teigtasche, die sie murmelnd gegen ihre halb geleerten Suppenteller austauschte.
Er wird mich nie zu ihr lassen, schoss es Emily durch den Kopf. Er wird mit mir nach Exeter fahren – aber er wird es sicherlich verhindern, dass ich sie treffe.
Sie spürte plötzlich, wie sich der Knoten in ihrem Magen löste und die Beklommenheit etwas anderem wich: Ärger. Was hatte er vor? Wollte er sie im Keller einsperren, während er versuchte, die Sache mit Quayle im Alleingang zu lösen? Wollte er ihr ebenfalls irgendeine dümmliche Geschichte auftischen, um sie abzulenken, so wie Mrs. Gordon? Wollte er sie genauso manipulieren wie Silly? So hinhalten wie Joe? Bis ihre Vermieterin das Geschirr abgeräumt und sich wieder auf den Weg in Richtung Küche gemacht hatte, hatte sich Emily in Rage gedacht.
»Ist es nicht anstrengend, andauernd zu lügen?«, schoss sie Matt entgegen. Sie war plötzlich so aufgebracht. So wütend. Und so enttäuscht .
Einen Moment blieb es still, dann bekam Matt einen Hustenanfall, so als habe er sich verschluckt. »Was hat das jetzt zu bedeuten?«, japste er ungläubig. »Wann habe ich dich angelogen?«
Emily tat, als habe sie die Frage nicht gehört. »Ich meine, fällt es dir nicht schwer, anderen ständig etwas vorzumachen? Immer so zu tun, als seist du ein ganz normaler Mensch?« Sie hielt seinem Blick ungerührt stand. »Und niemandem etwas sagen zu dürfen«, fuhr sie fort. »Darüber, wer du wirklich bist? Und wie du lebst?«
Von Matts vormaliger Gelassenheit war kaum etwas geblieben, als er Emily jetzt anstarrte, eine Mischung aus Verwunderung und Gekränktheit in den Augen.
Er schwieg so lange, dass Emily sich irritiert abwandte. Sie nahm den Teller mit der Pastete in die Hand, stellte ihn dann aber sofort zurück. Sie sah hinter sich auf die Bar, an der immer noch einzelne Männer saßen, und auf den mittlerweile verwaisten Billardtisch. Sie wusste, sie war zu weit gegangen, und ja, sie hatte ihm absichtlich wehtun wollen, aber nun war es zu spät, um die Worte zurückzunehmen.
Als Matt ihr endlich antwortete, war seine Stimme eisig. »Das wirst du ja bald selbst wissen«, sagte er, »wenn du deiner Familie und deinen Freunden nicht erzählst, wo du deine Ferien verbracht hast. Und mit wem.« Als Emily schwieg, hakte er nach: »Was wirst du ihnen sagen, Greta ? Was?«
Greta. Er verstand es, sie zu provozieren, das musste man ihm lassen.
»Ich bin mir sicher, ich finde einen Weg, sie nicht belügen zu müssen«, schnappte Emily verärgert, auch wenn sie sich selbst nicht mehr ganz so sicher war.
»Ach ja?«, spottete Matt. »Indem du es ihnen verschweigst?«
Emily funkelte ihn an. »Indem ich mich selbst nicht verleugne.«
»Oh, natürlich«, konterte Matt. »Du bist ja auch so aufrichtig und offen und mitteilungsbedürftig, dass jedem sofort klar ist, wer du bist .« Er war nicht einmal laut geworden bei
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