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Zurück von den Toten - Dark Village ; 4

Zurück von den Toten - Dark Village ; 4

Titel: Zurück von den Toten - Dark Village ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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ließ das Waschbecken erneut volllaufen. Er legte das Hemd hinein und kippte Pulver dazu. Als er unter Wasser Stoff an Stoff scheuerte, hatte er den Eindruck, eine Verbesserung zu erkennen. Es funktionierte. Er lachte. Natürlich bekam er das hin!
    Er nahm das Hemd und wrang es aus, ließ das Wasser ab, füllte das Becken erneut. Die Prozedur wiederholte er noch einmal.
    Plötzlich hörte er unten ein Geräusch. „Hallo?“, rief jemand.
    Lucas erstarrte und rührte sich nicht. Während er lauschte, stiegen im Waschwasser Blasen auf. Das musste Benedicte sein, oder? Kam sie nicht üblicherweise um diese Zeit aus der Schule?
    Er betrachtete sich im Spiegel. Erst jetzt bemerkte er, dass er eine kleine Schramme über dem Jochbein hatte. Bestimmt war sie von dem Blut verdeckt gewesen, das er zuerst abgewaschen hatte.
    Ich hätte das Hemd wegwerfen sollen, dachte er. Warum in aller Welt wasche ich es überhaupt? Ich hätte es verpacken und wegschmeißen sollen. Aber jetzt war es zu spät.
    â€žPapa?“
    Niemand hält mich auf, dachte er. Ich habe es getan. Das Schlimmste ist erledigt. Ich muss einfach nur so tun, als wäre alles in schönster Ordnung.
    Er griff nach dem sauberen Hemd und verließ das Bad. Im Gehen zog er sich an.
    Benedicte stand am Fuß der Treppe und schaute zu ihm herauf.
    â€žHallo, meine Kleine. Du bist schon da?“
    â€žWarum bist du denn schon zu Hause?“, fragte Benedicte.
    Lucas spürte ihren Blick. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, über die kleine Schramme.
    â€žIch bin gestürzt“, sagte er. „Bin nur kurz gekommen, um mich zu waschen.“
    â€žOh“, sagte sie.
    â€žIst nicht schlimm.“ Er kam die Treppe hinunter, wobei er sein Hemd zuknöpfte und es in die Hose steckte. „Ich muss wieder los.“
    Ich schaffe das. Niemand kann mir etwas anhaben. Und Benedicte liebt mich, sie würde alles für mich tun.
    â€žDu, kannst du mir einen kleinen Gefallen tun?“ Er küsste sie auf die Wange und sah sich nach seiner Jacke um. Vielleicht hatte das Hemd am Jackenfutter Blut hinterlassen. Aber darum musste er sich später kümmern. Als er die Jacke gefunden hatte, ging er zur Haustür.
    â€žJa“, sagte sie.
    â€žMein Hemd hat ein bisschen Blut abbekommen“, sagte er. „Ich habe es oben im Bad eingeweicht und ein paar Mal ausgespült. Kannst du es nachher noch in die Waschmaschine stecken? Sechzig-Grad-Wäsche.“
    â€žKann Mama das nicht machen?“, fragte Benedicte.
    â€žSie schläft. Bitte, Benedicte.“
    â€žJa, ja“, sagte sie. „Klar.“
    â€žSuper.“ Lucas lächelte, öffnete die Tür und winkte. „Bis später! Mach’s gut.“
    Dann war er weg.



1
    Die Welt stand beinahe still. Plötzlich war alles wie in Zeitlupe. Es bewegte sich fast gar nichts mehr. Auch die Geräusche waren nur noch ein einziges lang gezogenes Gebrüll. Die Lichter hatten einen Schweif, und wer sich bewegte, hinterließ einen Regenbogen aus Farben.
    Nora sah Nick, der wie eine Statue in der Mitte des Raums stand. Groß und stark und einsam in einem Wirrwarr von Leuten. Er bewegte sich keinen Millimeter.
    Ihre Blicke trafen sich. Wie zwei Strahlen aus goldenem Licht in der Dunkelheit leuchteten seine Augen ihr entgegen. Sie konnte sich ihnen nicht entziehen, aber sie sah nichts darin. Sie sprachen nicht zu ihr.
    Für den Bruchteil einer Sekunde dachte sie, in seiner Mimik, in den Zügen rund um den Mund und die Augenwinkel, etwas Weiches erkannt zu haben. Und sie spürte, wie es sie unmittelbar traf. Die Leere und der Schmerz waren wieder da und erfüllten ihren Körper.
    Aber dann war der Moment vorüber und alles wurde anders. Hart. Sein Gesicht verschloss sich und seine Kiefermuskeln mahlten.
    Womöglich war es doch nicht zu spät, dachte sie. Vielleicht konnte sie noch irgendwas tun. Aber genau in diesem Augenblick spürte sie Sigurds Finger unter ihrem Pulli. Seine Finger umfassten ihre Brust und er küsste sie feucht auf den Hals.
    Sie öffnete den Mund, um zu sagen, dass alles nur ein Missverständnis sei, nicht so gemeint, dass sie gar nicht so war. Doch aus den Lautsprechern brüllte Justin Timberlake: You told me, you loved me, why did you leave me, all alone? Und Nick war viel zu weit von ihr entfernt, um sie hören zu können.
    Mit Sigurds Händen und Lippen auf der Haut

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