Zurück von den Toten - Dark Village ; 4
wiedererkennst.â
Er schob Nick die Seiten hin.
Nick blickte widerwillig darauf. Es waren nur Gesichter, manche direkt von vorn aufgenommen, die meisten etwas seitlich oder schräg von oben aus einer merkwürdigen Perspektive. Wenigstens hatte jemand so viel Feingefühl gehabt, die nackten Körper und die Aktivitäten wegzuschneiden.
âDu hast sie dir nicht angesehen, als du die DVD gebrannt hast?â, fragte der Ermittlungsleiter.
âNein. Nur flüchtig, das hat gereicht, da wusste ich, was das war. Ich habe ein paar Fotos von mir entdeckt.â
âOkay. Dann schau sie dir jetzt genau an. Ich will alles wissen, was dir dazu einfällt. Du brauchst nicht hundert Prozent sicher zu sein. Es genügt schon, wenn du glaubst, jemanden zu erkennen. Das gibt uns eine gewisse Richtung vor.â
âDenâ, sagte Nick und zeigte auf das Bild, das am nächsten lag.
âNa bitteâ, sagte der Ermittlungsleiter und lächelte. âBingo.â
Es war ein Junge, blond und schmächtig. Sein Mund war zu einem groÃen O geöffnet.
âIch habe ihn ab und zu in Viksveens Büro gesehen, als sie meine Betreuerin war. Er kam, wenn ich ging, oder umgekehrt.â
âHast du mal seinen Namen gehört?â
âNein. Aber er ist es. Ganz sicher.â
âGut.â
Nick zeigte noch auf drei weitere Leute: einen erwachsenen Mann sowie einen Jungen und ein Mädchen, beide fünfzehn. Alle drei waren von Nicks voriger Schule, an der die Viksveen als Vertretungslehrerin gearbeitet hatte.
âSchönâ, sagte der Ermittlungsleiter wieder. âDamit hast du uns ein gutes Stück weitergebracht. Wir wissen das zu schätzen. Das warâs dann, du kannst gehen.â
Nick hatte den Satz schon hundert Mal gehört, im Fernsehen, in Krimiserien: Youâre free to go. Er blieb sitzen und sah den Ermittlungsleiter an. Es war unbegreiflich, dass all das hier und jetzt geschah, in seinem Leben.
âJaâ, sagte der Ermittlungsleiter. âOder erkennst du noch andere Personen wieder?â
Nick stand auf, rieb sich die feuchten Handflächen an der Jeans trocken und log: âNein. Sonst niemanden.â
8
Charlene saà am Küchentisch und spielte Karten mit Vildes kleinem Bruder Yngve. Vilde suchte im Küchenschrank nach Knabberzeug. Charlenes Handy nieste laut. Es steckte in ihrer Hosentasche. Sie zog es nicht heraus, um nachzusehen, von wem sie eine Nachricht bekommen hatte.
âWillst du nicht nachschauen?â, fragte Vilde.
âWhat?â Charlene legte eine 8 oben auf den Kartenstapel und sagte: âKrauts.â
âHäh?â, machte Vildes kleiner Bruder.
âSie meint Kreuzâ, sagte Vilde. âSie hat Kreuz angesagt.â
âYes. Krautsâ, sagte Charlene.
âHaben wir nichts zum Naschen?â, fragte Vilde.
âNot in the middle of the week.â
âNur ein paar Kekse oder so wasâ, sagte Vilde.
âAussetzenâ, sagte Charlene.
âDenkste!â, sagte Yngve.
Er wechselte auf Pik. Charlene schnaubte durch die Nase und zog drei Karten. âNope. Canât.â
âKannst du mir nachher mal helfen?â, fragte Vilde. âIn meinem Zimmer?â
Charlene blickte auf. Ihre Augen funkelten. âYour room?â
âIch hab da ein paar Klamottenâ, fuhr Vilde fort. âDu sollst mir sagen, was am besten zusammenpasst, von den Farben und so â¦â
âVilde!â Ihr Bruder sah sie böse an. âDu störst!â
âYeah, Wild.â Charlene grinste neckisch. âItâs not that important, is it? I mean, do you need to go upstairs?â
âYes.â Vildes Hals war ganz trocken vor Spannung.
Charlene lieà sie nicht aus den Augen. âYou really, really wanna go?â
âYes.â
âNow?â
âYes.â
âHört ihr jetzt mal auf zu quatschen?â Yngve starrte sie beleidigt an. âWir spielen doch!â
âThe manâs right.â Charlene sortierte die Karten in ihrer Hand mit betont wichtiger Miene. âWeâve got a game to play. But you go upstairs and Iâll be with you in ten minutes â¦â
9
Er bekam seinen Gürtel und die Schnürsenkel zurück.
Alles, was er in den Taschen gehabt hatte, lag in einem gepolsterten Umschlag. Ein Polizist schüttete ihn auf den Tresen am Empfang aus. âSchau genau nach, ob alles dabei ist.â
Nick
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