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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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Schlimmste, ich war stolz darauf! Ich habe ihm beim Malen zugeschaut und mich wichtig gefühlt … Ich war die Schwester, die Muse, die Grande Dame hinter dem Grand Homme, die die Weinkanister wieder aufstellte, die Jünger ernährte und die Aschenbecher leerte …«
    Sie lachte.
    »Ich war stolz und bin Museumswärterin geworden, superschlau, oder? Gut, ich erspar dir die Kollegen, ich habe allen Größen im Staatsdienst die Hand gereicht, aber … Es war mir eigentlich schnurzegal … Es ging mir gut. Endlich war ich im Atelier meines großen Meisters … Die Leinwände waren schon lange getrocknet, aber ich habe dort bestimmt mehr gelernt als in allen Schulen der Welt … Und da ich damals nicht viel schlief, konnte ich ruhig vor mich hindösen … Ich wärmte mich auf … Das Problem war, daß ich nicht malen durfte … Nicht mal in ein klitzekleines Heftchen, nicht mal, wenn kein Mensch da war, und Gott weiß, wie wenig Leute an manchen Tagen vorbeikamen, es war dennoch nichts anderes erlaubt, als über das Schicksal nachzugrübeln, zusammenzufahren, wenn ich die quietschenden Schuhsohlen eines verirrten Besuchers hörte, meine Sachen in Windeseile wegzupacken, wenn das Plingpling seines Schlüsselbunds zu hören war … Am Ende war es Séraphin Ticos liebster Zeitvertreib geworden – Séraphin Tico, ich liebe diesen Namen –, sich leise anzuschleichen und mich in flagranti zu erwischen. Ah! Was hat er sich gefreut, der Idiot, wenn er mich zwang, meinen Stift wegzupacken! Ich sah, wie er beim Weggehen die Beine breit machte, damit sich seine Eier vor Wonne aufblasen konnten … Aber wenn ich zusammenzuckte, habe ich mich bewegt, und das hat mich echt genervt. Wie viele Skizzen seinetwegen in die Hose gingen … Nein! So ging es nicht weiter! Deshalb hab ich das Spielchen mitgespielt … Die Lehrjahre trugen allmählich Früchte: Ich bestach ihn.«
    »Pardon?«
    »Ich bezahlte ihn. Ich fragte ihn, wieviel er haben will, um mich in Ruhe arbeiten zu lassen … Dreißig Franc am Tag? Schön … Der Preis für eine Stunde Pennen im Warmen? Gut … Ich habe sie ihm gegeben …«
    »Du meine Fresse …«
    »Ja, der große Séraphin Tico«, fügte sie verträumt hinzu, »jetzt, wo wir den Rolli haben, werde ich demnächst mal mit Paulette bei ihm vorbeischauen.«
    »Warum?«
    »Weil ich ihn gerne mochte. Er war ein ehrlicher Gauner. Nicht wie der andere Blödmann, der mich nach einem Arbeitstag mit Stinklaune empfing, weil ich vergessen hatte, Kippen zu kaufen. Und ich, blöd wie ich bin, bin wieder losgezogen.«
    »Warum bist du bei ihm geblieben?«
    »Weil ich ihn geliebt habe. Ich habe auch seine Arbeiten bewundert. Er war frei, ohne Komplexe, selbstsicher, anspruchsvoll. Das genaue Gegenteil von mir. Er wäre lieber mit offenem Mund verreckt, als den geringsten Kompromiß einzugehen. Ich war gerade mal zwanzig, ich habe ihn ausgehalten und fand ihn bewundernswert.«
    »Ganz schön dämlich.«
    »Ja … Nein … Nach der Kindheit, die ich hinter mir hatte, war es das Beste, was mir passieren konnte. Es war immer jemand da, es wurde nur über Kunst gesprochen, über Malerei. Wir waren albern, klar, aber auch redlich. Wir lebten zu sechst von zweimal Arbeitslosenhilfe, wir froren uns einen ab und standen an öffentlichen Bädern Schlange, aber wir hatten das Gefühl, besser zu leben als die anderen. Und so grotesk es einem heute auch vorkommen mag, ich glaube, wir hatten recht. Wir hatten eine gemeinsame Leidenschaft. Was für ein Luxus. Ich war dämlich und glücklich. Wenn ich einen Saal über hatte, tauschte ich, und wenn ich nicht gerade die Zigaretten vergaß, wurde gefeiert! Wir haben auch viel getrunken. Ich habe mir ein paar schlechte Angewohnheiten zugelegt. Und dann habe ich die Kesslers kennengelernt, von denen ich dir neulich erzählt habe.«
    »Er war bestimmt eine heiße Nummer«, sagte er und zog eine Grimasse.
    Sie gurrte:
    »Na klar … Die beste der Welt. Ah … Schon beim Gedanken daran kriege ich überall Gänsehaut, hier …«
    »Ja, ja, alles klar. Hab schon kapiert.«
    »Nein«, seufzte sie, »so toll war es nicht. Nachdem sich die erste post-jüngferliche Erregung gelegt hatte, habe ich … ich … na ja … Er war ein ziemlicher Egoist …«
    »Aaah.«
    »Jaa, eh … Da kannst du ja eigentlich auch schon ganz gut mithalten.«
    »Ja, aber ich rauche nicht!«
    Sie lächelten sich im Dunkeln zu.
    »Danach ging es bergab. Mein Schatz betrog mich. Während ich mir

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