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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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nicht, sie bot sich an, gab sich jedoch nicht hin, versuchte es zwar, glaubte aber nicht daran.
     
    Eines Abends schlief er auswärts. Zum Testen.
    Sie sagte nichts dazu.
    Dann ein zweites, ein drittes Mal. Zum Trinken.
    Er schlief bei Kermadec. Die meiste Zeit allein, einen Abend in belgischem Himbeerbierrausch mit einem Mädchen.
    Er gab ihr, was sie wollte, und wandte ihr dann den Rücken zu.
    »Und jetzt?«
    »Laß mich.«
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    10
     
     
     
    Paulette lief nun fast gar nicht mehr, und Camille vermied es, Fragen zu stellen. Sie hielt sie anderweitig fest. Im Tageslicht oder im Schein der Lampen. An manchen Tagen war sie nicht ganz da, an anderen voller Schwung. Es war ermüdend.
    Wo hörte der Respekt für andere auf, und wo begann die unterlassene Hilfeleistung gegenüber einem gefährdeten Menschen? Diese Frage nagte an ihr, und jedesmal, wenn sie nachts aufstand, wild entschlossen, einen Arzttermin zu vereinbaren, wachte die alte Dame am nächsten Morgen fidel und frisch wie eine Rose wieder auf.
     
    Und Franck, dem es nicht mehr gelang, einer früheren Eroberung aus der Laborszene die Medikamente ohne Rezept zu entlocken.
    Sie nahm seit Wochen nichts mehr ein.
     
    An Philiberts Theaterabend, zum Beispiel, war sie nicht auf dem Damm, und sie mußten Madame Perreira bitten, bei ihr zu bleiben.
    »Kein Problem! Ich hatte zwölf Jahre lang meine Schwiegermutter im Haus, ich bin in Übung. Ich weiß, wie das ist mit den alten Leuten!«
     
    Die Aufführung fand in einem Kulturzentrum am Ende der Linie A der RER statt.
    Sie nahmen den Zeus um 19:34 Uhr, setzten sich einander gegenüber und fochten schweigend ihre Kämpfe aus.
     
    Camille sah Franck lächelnd an.
     
    Das kannst du gern für dich behalten, dein blödes Lächeln, ich will es gar nicht haben. Sonst hast du ja nichts zu vergeben. Nur ein Lächeln, um die Leute durcheinanderzubringen. Behalt’s für dich. Komm schon, behalt’s für dich. Irgendwann endest du mit deinen Farbstiften allein in einem Bergfried, und das geschieht dir ganz recht. Ich merke, wie ich es langsam satt habe. Der Regenwurm, der sich in einen Stern verliebt, eine Zeitlang mag das ja gutgehen.
     
    Franck betrachtete Camille mit zusammengebissenen Zähnen.
     
    Was bist du süß, wenn du wütend bist. Was bist du schön, wenn du mit deinem Latein am Ende bist. Warum kann ich mich bei dir nicht gehenlassen? Warum lasse ich dich leiden? Warum trage ich ein Korsett unter meinem Harnisch und zwei Patronengürtel? Warum mache ich bei der geringsten Kleinigkeit dicht? Scheiße, Mann, nimm einen Dosenöffner! Sieh in deinem Köfferchen nach, ich bin sicher, du hast, was du brauchst, um mich atmen zu lassen.
     
    »Woran denkst du?« fragte er sie.
    »An deinen Namen. Ich habe kürzlich in einem alten Wörterbuch gelesen, daß der estafier ein Oberknappe war, der einen Reiter begleitete und ihm den Steigbügel hielt.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Ein Diener also?«
     
    »Franck Lestafier, der Diener?«
    »Hier!«
    »Wenn du nicht mit mir schläfst, mit wem schläfst du dann?«
    »…«
    »Machst du mit den anderen das gleiche wie mit mir?« fragte sie weiter und biß sich auf die Lippen.
    »Nein.«
     
    Sie gaben sich die Hand und tauchten gemeinsam wieder auf.
    Die Hand ist nicht schlecht.
    Sie bringt keine Verpflichtung mit sich für den, der sie gibt, und beruhigt den, der sie nimmt.
     
    Der Ort hatte etwas Freudloses an sich.
    Es roch nach Kinnbärtchen, nach warmer Fanta und unausgegorenen Träumen von Ruhm. Plakate in Quietschgelb kündigten die triumphale Tournee des Ramon Riobambo und seines Orchesters in Lamafellen an. Franck und Camille kauften ihre Eintrittskarten und hatten die Qual der Wahl des Sitzplatzes.
     
    Doch langsam füllte sich der Saal. Die Stimmung eine Mischung aus Kirmes und Jugendfreizeit. Die Mamas hatten sich herausgeputzt, die Papas überprüften noch mal die Batterien ihrer Camcorder.
    Wie immer, wenn er nervös war, wippte Franck mit dem Fuß. Camille legte ihm die Hand aufs Knie, um ihn zu beruhigen.
    »Wenn ich daran denke, daß unser Philou allein vor diesen ganzen Leuten stehen wird, macht mich das völlig fertig. Ich glaub, das verkraft ich nicht. Stell dir vor, er bleibt hängen. Stell dir vor, er fängt an zu stottern. Pff. Hinterher müssen wir ihn mit dem Löffel vom Boden aufkratzen.«
    »Schhh. Es wird schon alles gutgehen.«
    »Wenn hier auch nur einer kichert, dann knöpf ich ihn mir vor, das sag ich

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