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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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meine Trau…«
    »Was, deine Trau? Deine Trauben?«
    »Nein. Meine Trau…«
    »Deine Traumfrau?«
    »N… nein, meine Trau… Trau…«
    »Deine was? Verflucht noch mal!«
    »Meine Trau… zeugenzuwerden?«
     
    Abrupt blieb das Auto stehen, und Paulette hatte die Kopfstütze im Gesicht.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    8
     
     
     
    Mehr wollte er ihnen nicht verraten.
    »Ich sage euch Bescheid, sobald ich Näheres weiß.«
    »Häh? Aber, äh. Sag mal, ganz unter uns. Du hast doch wenigstens eine Freundin, oder?«
    »Eine Froindin«, antwortete er indigniert, »niemals! Eine Froindin. as für ein unschönes Wort. Eine Verlobte, werter Freund.«
    »Aber eh. Sie weiß davon, oder?«
    »Pardon?«
    »Daß ihr verlobt seid?«
    »Noch nicht«, gab er zu und sah zu Boden.
    Franck seufzte:
    »Ich seh schon. Das ist Philou in Hochkonzentrat. Gut. Du wartest aber nicht bis zum Vortag, um uns einzuladen? Damit ich wenigstens noch Zeit habe, mir einen schönen Anzug zu kaufen.«
    »Und ich ein Kleid!« fügte Camille hinzu.
    »Und ich einen Hut«, kam es von Paulette.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    9
     
     
     
    Die Kesslers kamen eines Abends zum Essen. Schweigend gingen sie durch die ganze Wohnung. Zwei alte Bourgeois, völlig baff. Ehrlich gesagt, ein äußerst genußreiches Spektakel.
    Franck war nicht da und Philibert absolut charmant.
     
    Camille zeigte ihnen ihr Atelier. Paulette fand sich dort in allen Positionen, allen Techniken, allen Formaten. Ein Tempel ihrer Fröhlichkeit, ihrer Liebenswürdigkeit, der Gewissensbisse und Erinnerungen, die ihr bisweilen das Gesicht zerfurchten.
     
    Mathilde war verwirrt und Pierre zuversichtlich:
    »Das ist gut! Das ist sehr gut! Bei der Gluthitze des vergangenen Sommers ist das Alte total im Trend, weißt du? Das kommt gut an. Da bin ich mir ganz sicher.«
    Camille war verzagt. Ver-zagt.
     
    »Hör auf«, sagte seine Frau, »das ist eine Provokation. Er ist ganz ergriffen, der Gute.«
    »Oh! Und das hier! Das ist phantastisch!«
    »Das ist noch nicht fertig.«
    »Das hebst du mir auf, ja? Das reservierst du für mich?«
    Camille willigte ein.
     
    Nein. Das würde sie ihm niemals geben, weil es niemals fertig würde, denn ihr Modell käme nie mehr wieder. Das wußte sie.
    Schade.
    Um so besser.
    Diese Skizze würde sie also niemals weggeben. Sie war nicht fertig. Sie würde in der Luft hängen. Wie ihre unmögliche Freundschaft. Wie alles, was sie hier unten trennte.
    Es war an einem Samstagmorgen gewesen, vor wenigen Wochen. Camille arbeitete. Sie hatte nicht einmal die Klingel gehört, als Philibert an ihre Tür klopfte:
    »Camille?«
    »Ja?«
    »Die … Die Königin von Saba ist hier. In meinem Salon.«
     
    Mamadou sah prachtvoll aus. Sie trug ihre schönste Tunika und all ihren Schmuck. Ihre Haare waren bis auf zwei Drittel ihres Kopfes gezupft, und sie trug ein kleines Schultertuch, passend zum Hüfttuch.
    »Ich hatte dir gesagt, daß ich komme, aber du mußt dich beeilen, weil ich um vier zu einer Familienhochzeit muß. Hier wohnst du also? Hier arbeitest du?«
    »Ich bin so glücklich, dich wiederzusehen!«
    »Los. Keine Zeit verlieren, hab ich gesagt.«
     
    Camille setzte sie bequem hin.
    »So. Halt dich gerade.«
    »Aber ich halte mich immer gerade, sowieso!«
    Nach ein paar Skizzen legte sie ihren Stift auf den Block:
    »Ich kann dich nicht malen, wenn ich nicht weiß, wie du heißt.« Daraufhin nahm die andere den Kopf hoch und hielt ihrem Blick mit wunderbarer Verachtung stand:
    »Mein Name ist Marie-Anastasie Bamundela M’Bayé.«
     
    Marie-Anastasie Bamundela M’Bayé würde nie wieder als Königin von Diouloulou, dem Dorf ihrer Kindheit, in dieses Viertel zurückkehren. Da war sich Camille ganz sicher. Ihr Porträt würde niemals fertig werden, und es wäre niemals für Pierre Kessler, der absolut außerstande war, die kleine Bouli in den Armen dieser »schönen Negerin« zu erkennen.
     
    Abgesehen von diesen beiden Besuchen und einer Fete zum dreißigsten Geburtstag eines Kollegen von Franck, zu der sie alle drei
    gingen und auf der Camille völlig losgelöst brüllte: Ich hab mehr Hunger als ein Barrakuda, Ba ra ku daaaa, ereignete sich nichts Nennenswertes.
     
    Die Tage wurden länger, der Sunrise drehte auf der Stelle, Philibert probte, Camille arbeitete, und Franck büßte mit jedem Tag ein wenig mehr Selbstvertrauen ein. Sie mochte ihn, aber sie liebte ihn

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