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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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dir.«
    »Ganz ruhig.«
    »Ganz ruhig, ganz ruhig! Ich würde dich gern sehen! Würdest du vor all den fremden Leuten hier auftreten?«
     
    Zuerst waren die Kinder an der Reihe. Etwas Molière, etwas Queneau, etwas kleiner Prinz und etwas geheimnisvolle Rue Broca, das volle Programm.
     
    Camille konnte sie nicht malen, sie mußte zu sehr lachen.
     
    Danach leierte eine Gruppe schlaksiger Jugendlicher, ein Experiment zur Wiedereingliederung, ihren Existentialismus herunter und schüttelte schwere vergoldete Ketten.
    »Du meine Güte, was haben die denn auf dem Kopf?« fragte Franck beunruhigt. »Strumpfhosen?«
     
    Pause.
    Scheiße. Warme Fanta und immer noch kein Philibert am Horizont.
     
    Als es wieder dunkel wurde, trat ein ziemlich flippiges Mädchen auf die Bühne.
    Sie ragte kaum über die Tischkante, trug aber rosa Converses im New Look, buntgestreifte Strumpfhosen, einen Minirock aus grünem Tüll und eine perlenbesetzte Fliegerjacke. Die Haarfarbe passend zu den Schuhen.
     
    Eine Elfe. Eine Handvoll Konfetti. Von der Art rührender Spinner, die man auf Anhieb mag oder überhaupt nie verstehen wird.
    Camille beugte sich vor und sah Franck selig grinsen.
     
    »Guten Abend. Also hm. Tja. Ich … Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich Ihnen die … die nächste Nummer präsentieren soll, und schließlich habe ich … habe ich mir überlegt, daß … daß es am besten ist, wenn … wenn ich Ihnen von unserer ersten Begegnung erzähle.«
    »Oh oh, noch eine, die stottert. Das ist ein Fall für uns«, flüsterte er.
    »Also hm. Es war vor einem Jahr ungefähr.«
    Sie wirbelte mit den Armen wild durch die Luft.
    »Sie müssen wissen, ich leite ein Kinderatelier in Beaubourg und hm. Er ist mir aufgefallen, weil er ständig um seine Drehständer herumschlich, um immer wieder seine Postkarten zu zählen. Jedesmal, wenn ich vorbeiging, habe ich versucht, ihn zu überraschen, und es hat jedesmal geklappt: Er zählte schon wieder stöhnend seine Karten. Wie … Wie Chaplin, verstehen Sie? Mit dieser Art von Anmut, die einem die Kehle zuschnürt. Wo man nicht mehr weiß, ob man lachen oder weinen soll. Wo man überhaupt nichts mehr weiß. Wo man einfach stehenbleibt, völlig idiotisch, mit einem süßsauren Geschmack im Mund. Einmal habe ich ihm dann geholfen, und ich … ich habe ihn ins Herz geschlossen. Das wird Ihnen bestimmt genauso gehen, sie werden sehen. Man kann einfach nicht anders, als ihn ins Herz zu schließen. Diesen Kerl. Er ist wie alle Lichter dieser Stadt in einem.«
    Camille zerquetschte Franck die Hand.
    »Ach ja! Und noch etwas. Als er sich mir das erste Mal vorstellte, sagte er: ›Philippe de la Durbellière‹, worauf ich ihm, höflich wie ich bin, genauso geantwortet habe, mitsamt geographischer Angabe: ›Suzy … hm … de Belleville‹. ›Ah!‹ rief er aus, ›Sie sind eine Nachfahrin von Geoffroy de Lajemme de Belleville, der 1672 die Habsburger bekämpfte.‹ Oh Mann! ›Nee‹, hab ich gestammelt, ›aus … aus Belleville in Paris.‹ Und wissen Sie, was das schlimmste war? Er war nicht mal enttäuscht.«
     
    Sie machte einen Sprung.
     
    »So, das war’s, jetzt ist alles gesagt. Ich bitte Sie nun um anhaltenden Applaus.«
    Franck pfiff auf den Fingern.
     
    Philibert schleppte sich schwerfällig auf die Bühne. In Rüstung. Mit Kettenhemd, Federbusch, langem Schwert, Schild und jede Menge Eisenkram.
     
    Schaudern beim Publikum.
     
    Er fing an zu reden, aber man konnte ihn nicht verstehen.
    Nach ein paar Minuten kam ein Junge mit einem Schemel auf die Bühne und schob das Visier in die Höhe.
    Jetzt konnte man ihn, der unerschütterlich weitersprach, endlich hören.
    Vorsichtiges Gelächter.
    Noch wußte keiner, ob es Absicht war oder nicht.
     
    Nun begann Philibert einen genialen Striptease. Jedesmal, wenn er ein Stück Eisen auszog, benannte es sein kleiner Page mit lauter Stimme:
    »Der Helm … die Sturmhaube … die Halsberge … der Brechrand … der Brustharnisch … der Bauchreifen … die Armkachel … der Panzerhandschuh … der Diechling … der Kniebuckel … die Beinröhre …«
     
    Vollkommen entbeint, sackte der Ritter schließlich in sich zusammen, und der Junge zog ihm die »Schuhe« aus.
    »Die Bärlatschen«, verkündete er schließlich, indem er sie über seinen Kopf hob und sich die Nase zuhielt.
    Echtes Gelächter diesmal.
    Nichts ist besser als ein derber Gag, um einen Saal in Schwung zu bringen.
     
    Unterdessen breitete

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