Zwanghafte Gier
Alex. »Frankie Barnes, das ist Jude Brown.«
»Freut mich.« Jude stand auf und streckte die Hand aus.
Frankie nahm die Hand nicht, sondern nickte nur und lächelte angespannt.
»Gleichfalls«, sagte sie und wandte sich an Alex. »Wenn Sie beschäftigt sind, können wir es heute auch mal ausfallen lassen.«
»Wir werden beide gleich weg sein«, sagte Alex ihr.
»Dann fange ich mal an«, erwiderte Frankie.
»Wollen Sie zuerst einen Kaffee?« Jude nickte zu der Kanne auf dem Tisch.
»Nein, danke«, antwortete Frankie.
»Sie war ja nicht gerade glücklich, mich zu sehen, hm?«, bemerkte Jude leise, nachdem sie die Haustür hinter sich geschlossen hatten.
»Ich nehme an, es liegt an der Neurose, dass sie dir die Hand nicht geschüttelt hat.« Auch Alex sprach leise, obwohl sie Frankie in der Küche hatten arbeiten lassen, im hinteren Teil des Hauses.
»Oh. Daran hätte ich denken müssen«, sagte Jude und zuckte unwillkürlich zusammen.
»Du bist von Natur aus nun mal ein höflicher Mensch«, erwiderte Alex.
»Glaubst du, deshalb hat sie auch keinen Kaffee haben wollen?«, fragte Jude.
»Davon gehe ich aus. Normalerweise bringt sie ihre eigene Tasse mit«, erklärte Alex.
Jude schüttelte den Kopf. »Die arme Frau.«
38
Frankie weiß nicht genau, wie sie diesen Morgen überstanden hat.
Indem sie wie der Teufel geputzt hat, so und nicht anders.
Es war nicht nur die Tatsache, dass er dort gewesen war – dass er schon mal über Nacht bleibt, weiß sie. Es war die Art , wie er dort gewesen war. Er hat ihr Kaffee angeboten, als wäre es sein Haus.
Als wäre er dort zu Hause .
»Scheiße, Scheiße, Scheiße«, murmelt Frankie, nun wieder in der Sicherheit ihres eigenen Wohnzimmers.
Ihres eigenen Zimmers, das nicht mehr richtig für sie war.
Das aber soll sich bald ändern. Frankie weint nur selten lange. Sie hasst das Gefühl, das damit einhergeht; sie hasst es, wenn die Tränen ihr die Nase verstopfen. Mit verstopfter Nase fühlt sie sich unsauber. Es erinnert an eine Erkältung, und eine Erkältung bedeutet Keime. Deshalb rennt sie jetzt unter die Dusche, dreht das Wasser voll auf und hält ihr Gesicht in den Strahl. Mit dem heißen Wasser ist es wirklich seltsam. Seit Andy Swann im Haus gewesen ist, läuft es wieder; es hat nicht das geringste Problem mehr gegeben. Was wiederum bedeutet, dass sie nie wieder einen Klempner brauchen wird. Frankie wünscht sich, sie hätte das gewusst. Dann läge er nicht da unten in Plastik gewickelt ...
Denk nicht daran.
... und sie würde sich kein anderes Heim suchen müssen wie Alex’ Haus.
Nur dass das jetzt nicht mehr in Frage kommt. Der verdammte Mr Jude Brown hat seine Füße unter Alex’ Tisch gestellt, und er hat sie angesehen, genau angesehen, als betrachte er sie als Mensch und nicht als jemandes Putzfrau, und das ist schlecht. Und selbst wenn diese Romanze keinen Bestand haben sollte, sind da immer noch die Schwägerin und ihr Mann, und Frankie weiß inzwischen, dass sie mindestens einmal in der Woche miteinander reden. Suzy und David würden ihr nie abkaufen, dass Alex einfach verschwunden ist, und sicher würden sie es ihr nie abkaufen, wenn sie Melton Cottage übernehmen würde.
Das wär’s dann also.
Das wär’s dann, verdammt noch mal.
Diese ganze lange Nacht hindurch liegt sie wach und fühlt sich in ihrem eigenen Leib hundeelend. Sie schwitzt, und Schwitzen ist noch schlimmer als Weinen, und sie hat das ganze heiße Wasser verbraucht. Der Boiler ist aus. Also muss sie kalt duschen; aber wenigstens fühlt sie sich danach sauber, bis das Schwitzen wieder anfängt. Was soll sie nur tun ohne das Haus, von dem sie träumen kann? Was soll sie tun?
Da sind immer noch Newhaven und die Witwe. Die meisten von Mrs Leighs Freunden sind den gleichen Weg gegangen wie ihr Mann, und ihr einziger Sohn lebt oben in Manchester und hat nur selten Kontakt zu ihr, auch wenn kein Sohn besser wäre. Andererseits hat Frankie noch keine Möglichkeit gefunden, dieses Gestanks Herr zu werden. Inzwischen bezweifelt sie, dass ihr das je gelingen wird – was der Grund dafür ist, warum sie Mrs Leigh noch diese Woche sagen will, dass sie nicht mehr kommen wird ... und sie will gar nicht mehr irgendwo anders hin, außer in Alex’ Haus.
»Du wirst weitersuchen müssen«, sagt sie um kurz nach vier am Morgen laut zu sich selbst. »Such dir etwas anderes, jemand anderen.«
Doch in der Zwischenzeit, überlegt sie, kann sie genauso gut einen Fuß in der Tür von Melton
Weitere Kostenlose Bücher