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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Tage später waren die Arbeiten in Luddesdown Terrace beendet, und Alex hatte viel zu viel zu tun, als dass sie für das Porträt Modell hätte sitzen können. Jude wiederum hatte erst einmal zwei Wochen frei bis zu seinem nächsten Projekt: einem Altenheim in der Church Road, Hove, nicht weit von der Reha-Klinik entfernt. Und da er nun etwas Zeit hatte, war er auf die Straße gegangen, wie er es manchmal tat, um die Häuser in der Umgebung zu malen.
    An einem ungewöhnlich kühlen Augustnachmittag fuhr er den Winder Hill in Rottingdean hinauf. Vor zwei, drei Jahren hatte er das Haus auf der Hügelkuppe gemalt, und nun will er das Nachbarhaus malen. Oben angekommen, bemerkte er, dass das Haus, das er einst gemalt hatte, einen neuen Wintergarten hatte. Er erinnerte sich recht gut an die Besitzerin, eine Mrs Bailey, und er weiß auch noch, dass er sie gemocht hatte. Seine Arbeit hatte ihr sehr gefallen. Nun parkte er seinen Honda-Jeep vor der Tür, nahm das Fotoalbum mit den Bildern alter Aufträge – für den Fall, dass sie sein Bild weggegeben oder ihn vergessen hatte –, ging zur Tür und klingelte.
    Drinnen wurde erst die Sicherheitskette vorgelegt; dann wurde die Tür geöffnet.
    »Ja?«
    Jude spähte durch den schmalen Spalt. »Frankie?«, sagte er überrascht. »Ich bin es, Jude«, fügte er rasch hinzu und legte die Hand leicht an die Tür, bevor Frankie sie schließen konnte. »Alex’ Freund.«
    »Tun Sie das nicht«, sagte Frankie mit schwacher Stimme.
    Jude nahm seine Hand weg. »Verzeihung.«
    Frankie ließ sich noch einen Moment Zeit; dann nahm sie die Kette ab. »Was wollen Sie?«
    »Ich wollte Mrs Bailey besuchen.« Jude lächelte. »Die Welt ist klein.«
    »Sie ist nicht da«, sagte Frankie.
    »Schade.« Jude schlug das Album auf, fand das Foto und hielt Frankie die Seite hin, damit sie sich das Bild anschauen konnte. »Ich habe das für sie gemacht, bevor der Wintergarten angebaut worden ist.«
    »Sie ist weggegangen«, sagte Frankie, »nach Kanada. Sie wohnt bei ihren Verwandten.«
    »Wo in Kanada?«, fragte Jude.
    »Toronto«, antwortete Frankie.
    »Nett«, sagte Jude. »Und wann kommt sie zurück?«
    »Gar nicht.« Frankie hielt kurz inne. »Und ich will kein Bild von dem Haus. Das ist nicht mein Ding.«
    »Schon in Ordnung«, sagte Jude und klappte das Album zu. »Falls Sie Ihre Meinung ändern sollten ...«
    »Das werde ich nicht«, sagte Frankie und schloss die Tür.
    Jude ging durch den Vorgarten zum Jeep. Als er einen Blick zurück zum Haus und zum Wintergarten warf, bemerkte er einen Riss in den Wänden und nahm sich vor, Alex davon zu erzählen für den Fall, dass sie es für angemessen hielt, Frankie darauf anzusprechen.

42
    Frankie zittert, als sie die Tür schließt.
    Sie wartet, lauscht, dass Jude Brown wieder abfährt.
    Dieser Bastard , denkt sie.
    »Dieser verdammte, neugierige Bastard«, sagt sie laut.
    Hat er nicht schon genug Schaden angerichtet, weil er Alex Levins Lover ist? Muss er auch noch hierher kommen und mit seinem Bilderbuch schöntun?
    »Bastard«, sagt sie noch einmal.
    Sie fragt sich, warum sie Toronto gesagt hat. Sie weiß, dass sie irgendetwas hat sagen müssen, aber nichts zu sagen wäre vermutlich besser gewesen. Sicherer. Aber Toronto war der erste Ort in Kanada, der ihr in den Sinn gekommen war, und Gott weiß, dass die Stadt groß ist, und es ist ja nicht so, als würde Jude Brown dort oder sonst wo nach Roz suchen. Schließlich hat er ja nur eins seiner Bilder verkaufen wollen.
    Frankie erinnert sich an das Bild in Roz’ – ihrem – Schlafzimmer.
    Sie hat es gemocht, bis er gekommen ist; aber jetzt will sie es abnehmen, in den Mülleimer stecken und verbrennen ... nur dass dann ein Fleck auf der Wand zurückbleiben würde, und dann müsste sie das ganze Zimmer streichen.
    »Ich will kein Bild von dem Haus.«
    Auch das hätte sie nicht sagen sollen. Vermutlich war Brown davon ausgegangen, dass sie nur die Putzfrau ist, und hätte sie nichts gesagt, wäre er einfach gegangen. Doch nun wird er sich fragen, wie eine Putzfrau an solch ein Haus kommt – sei es zur Miete oder gar als Besitzerin –, denn selbst eine Vollzeithaushälterin hätte so etwas nicht gesagt.
    »Ich will kein Bild von dem Haus.«
    Das war dumm.
    Ein stechender Schmerz fährt Frankie durch den Kopf.
    Sie erinnert sich an die Hand auf der Tür.
    Sie schaudert ...
    ... und holt das Desinfektionsmittel.

43
    »Sie war definitiv da zu Hause«, erzählte Jude später Alex, während er Zwiebeln

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