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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Cottage behalten, und wenn sie dort ohne Hintergedanken putzt, ist das vielleicht auch nicht mehr so stressig für sie. Denn Putzen kann sie nach wie vor am besten, und vielleicht wird ja ein Wunder geschehen: Vielleicht wird Alex ihren Job aufgeben und Jude Brown nicht länger in sie verliebt sein, und vielleicht werden der Krüppel und der Anwalt nach Australien auswandern.
    »Und vielleicht hört Scheiße auf zu stinken«, sagt Frankie.
    Das hat Bo immer gesagt. Frankie hat diesen Spruch gehasst, und sie wünscht sich, sie hätte ihn jetzt nicht gesagt, denn die Worte allein reichten schon aus, erneut das Verlangen nach einer Dusche in ihr zu wecken.
    Such dir etwas Nettes, worüber du nachdenken kannst.
    Das Haus.
    Nicht das.
    Neue Kleider.
    Sie denkt an Roz’ Bargeldvorrat, so dreckig er auch sein mag. Sie denkt darüber nach, noch ein wenig mehr davon auszugeben. Vielleicht sollte sie sich ja wieder in die elegante Frankie verwandeln und in eine hübsche, teure (»teuer« fühlt sich immer gleich »sauberer« an) Boutique gehen und sich etwas Neues holen. Und selbst wenn sie die neuen Sachen danach in die Waschmaschine stecken und sich selbst fünf Mal duschen muss, ist das immer noch besser, als hier herumzuliegen und an Swann zu denken und daran, wie schlecht, wie falsch dieses Haus sich die meiste Zeit für sie anfühlt.
    Sie steht wieder auf, obwohl es erst Viertel nach vier ist.
    Sie duscht erneut.
    Dann macht sie sich fertig, das Haus zu verlassen.

39
    Am letzten Samstagnachmittag im Juli war Alex gerade aus dem Einkaufszentrum am Churchill Square gekommen, die Norah-Jones-CD, die sie für Jude gekauft hatte, in einer Plastiktüte in ihrer Schultertasche, als sie nach oben blickte und einen Moment lang dachte, dass sie Frankie bei Debenhams hatte reingehen sehen; dann wurde ihr klar, dass das unmöglich sein konnte.
    Nicht nur wegen der offensichtlich teuren Kleider, die die Frau getragen hatte, oder des sorgfältig frisierten Haars oder des Make-ups ... dabei war es dumm und beleidigend, einfach davon auszugehen, dass Frankie sich in ihrer Freizeit nicht ein wenig zurechtmachen würde, nur weil sie so gewöhnlich zur Arbeit kam ... Alex wollte kein anderes Wort einfallen.
    Der Punkt war, dass der Gang dieser Frau so gar nicht zu Frankie gepasst hatte; ihre ganze Haltung war vollkommen anders gewesen.
    Ja, genauso hatte sie ausgesehen, dachte Alex, ging weiter und lächelte: Frankie mit Haltung .
    Aber wie gesagt: Vermutlich war sie das gar nicht gewesen.

40
    »Das war ich nicht«, sagt Frankie am übernächsten Morgen, nachdem Alex – die kurz nach Hause gekommen war, um sich ein Sandwich zu holen – gefragt hat, ob sie es gewesen sei, die sie zwei Tage zuvor am Churchill Square gesehen hatte.
    »Dann haben Sie eine Doppelgängerin«, sagt Alex.
    »Heißt es nicht, jeder hat einen Doppelgänger?«, erwidert Frankie.
    Ihr ist übel.
    Die Kopfschmerzen bereiten ihr wieder Probleme; sie fühlt sich körperlich nicht so stark wie sonst, und sie ist schrecklich nervös. Und was die Frage angeht, Leute im Einkaufszentrum zu sehen, so hat sie tatsächlich einen Moment lang geglaubt, Bo dort zu sehen, wie er bei Clarks herauskam. Aber natürlich stimmte das nicht. Trotzdem, damit war der Shoppingausflug für sie ruiniert. Sie hatte sich nervöser, schmutziger denn je gefühlt; also war sie so schnell wie möglich wieder nach Hause und unter die Dusche gegangen.
    Aber das ist noch nicht das Schlimmste.
    Das Schlimmste ist, dass sie glaubt – nur glaubt , sicher ist sie sich Gott sei Dank nicht –, da sei ein Gestank im Haus, und es ist nicht die Art von Gestank wie in Valerie Leighs Haus, ganz und gar nicht. Das könnten die Rohre sein oder ...
    Tu das nicht.
    Oder es könnte ...
    Tu das nicht!
    Das ist der Grund, warum sie noch immer arbeiten geht, warum sie sauber macht, Frankie-die-Putzfrau ist, warum sie hier ist, besonders hier in diesem ruhigen Haus, ihrem Traumhaus. Natürlich ist das Träumen jetzt unmöglich geworden, das weiß sie, aber kommen kann sie ja trotzdem, oder?
    »Alles in Ordnung?«, fragt Alex.
    »Sicher«, antwortet Frankie und zügelt ihre Gedanken. »Ich habe nur ein wenig Kopfschmerzen.«
    »Möchten Sie eine Tablette?«
    »Nein, danke«, sagt Frankie, denn sie nimmt niemals die Tabletten anderer Leute.
    Und da ist noch etwas: Ihr Medikamentenvorrat ist fast aufgebraucht. Daran ist Swann schuld, dieser verdammte Swann ...
    Denk nicht an ihn.
    Also putzt sie weiter.

41
    Vierzehn

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