Zwanzigtausend-Dollar-Date
richtige Entscheidung treffe. Du konntest dich einfach zurücklehnen und deine Überlegenheit auskosten.“
„So war das nicht!“
„Tatsächlich? Wie war es denn dann? Für mich hört es sich so an, als hättest du mir erst bewusst das Herz gebrochen und mich dann verurteilt, als ich nicht so am Boden zerstört war, wie du es erwartet hattest. Für mich hört es sich an, als hättest du diesen willkürlichen Test ersonnen. Dessen Spielregeln du mir nie mitgeteilt hast. Dafür warst du aber verdammt schnell mit deinem Urteil über mich, als ich ihn nicht bestanden habe …“
Claire wusste nicht mehr, was sie denken sollte, ihr schwirrte der Kopf. Hatte Matt recht? War ihre große Geste der Aufopferung nichts weiter als Selbstschutz gewesen?
Sie versuchte, sich an das junge Mädchen zu erinnern, das sie vor zwölf Jahren gewesen war, an ihre Gefühle damals. Doch sie konnte nicht einmal über Matts Anschuldigungen nachdenken, ohne wütend zu werden.
„Wenn du ehrlich glaubst, ich hätte dir unter den damaligen Umständen vertrauen sollen, dann hast du noch nicht viel über Kyle nachgedacht. Du erinnerst dich an ihn? Das ist der Junge, von dem du so überzeugt warst, dass er dein Sohn ist. Hast du dich mal gefragt, warum er dir so ähnlich sieht? Wenn ja, dann erkennst du vielleicht, warum ich meinte, dass ich dir die Wahrheit nicht anvertrauen könnte.“
Matt, der schon an der Tür war, blieb stehen, die Hand auf dem Türknauf. Doch er drehte sich nicht um.
„Hast du dich mal gefragt, wer wirklich sein Vater ist?“
Da warf er ihr über die Schulter einen kurzen Blick zu. „Natürlich habe ich das. Ich bin doch das Genie, schon vergessen?“ Er verzog den Mund zu einem Lächeln, das genauso humorlos war wie die ganze Aussprache. „Kyle ist mein Neffe. Vic ist sein Vater.“
12. KAPITEL
Matt hatte seinen Wagen fast erreicht, als Claire hinter ihm herrief und er stehen blieb.
„Was ist eigentlich dein Problem?“
Er sah zu ihr hinauf. Sie stand oben an der Verandatreppe, die Hände in die Hüften gestemmt, das Kinn vorgereckt.
Die Pose war irgendwie typisch für Claire, ganz Abwehr, ganz allein. Sie gegen den Rest der Welt.
„Ich habe kein Problem, Claire. Du solltest lieber mal über dein Problem nachdenken.“
„Mein Problem?“ Sie kam die Treppe heruntergerannt. „Was soll das denn heißen?“
Er war es leid, sich ihre Unschuldsbeteuerungen anzuhören. Er machte einen Schritt auf sie zu, blieb dann jedoch stehen. „Seit ich zurück bin, bist du nicht ein einziges Mal auf die Idee gekommen, mir von Kyle zu erzählen.“
„Warum hätte ich das tun sollen? Ich dachte, du wüsstest Bescheid.“
„Und wie hätte ich etwas von ihm erfahren sollen, Claire?“
„Deine Mutter weiß Bescheid, dein Bruder auf jeden Fall. Himmel, sogar dein Vater wusste Bescheid. Ich bin nicht mal auf den Gedanken gekommen, dass du keine Ahnung hattest.“
„Tja, ich wusste von nichts.“ Er verbarg seine Verbitterung nicht. „Meine Güte, Claire, ich könnte glatt ein Buch über die Dinge schreiben, die mir nicht bekannt waren.“ Er zählte mithilfe seiner Finger auf: „Ich wusste nichts von der Schwangerschaft deiner Schwester. Ich wusste nicht, warum du mich verlassen hast. Ich wusste nicht, dass mein Bruder der Vater war. Oder dass ich einen Neffen habe, den der Rest meiner Familie so behandelt, als würde er gar nicht existieren.“
Weil Claire nichts erwiderte, stellte er die Frage, die ihn beschäftigte, seit er Kyles Geburtsurkunde gelesen hatte. „Warum wurde Vic nie festgenommen? Sie war erst fünfzehn. Das ist Missbrauch einer Minderjährigen. Er hätte ins Gefängnis gehört.“
„Er ist ein Ballard. Deine Familie hatte Geld und Einfluss. Falls jemals jemand ernsthaft in Erwägung zog, ihn zu belangen, habe ich nichts davon mitbekommen. Als Kyle zwei wurde, also kurz bevor die Straftat verjährte, fragten mich die Walsteads, ob sie Anzeige erstatten sollten. Aber ich war dagegen. Was hätte dabei herauskommen sollen? Inzwischen hatte Courtney ihren Schulabschluss gemacht und war weggezogen. Und sie wollte immer noch nicht zugeben, dass es falsch von Vic war, mit ihr zu schlafen. Bis heute ist sie der Meinung, dass sie selbst damals reif genug war, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.“
„Und so blieb sein Vergehen einfach ungestraft?“ Weil die Antwort auf der Hand lag und Claire nichts erwiderte, ergänzte Matt: „Das kann ich nicht akzeptieren.“
„Das musst du, Matt. Die
Weitere Kostenlose Bücher