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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ein Signal erschien der Schiffslieutenant. Die beiden Männer besprachen sich rasch miteinander in ihrer unverständlichen Sprache, und der Lieutenant zeigte gar keine Ueberraschung, sei es, daß er schon vorher davon unterrichtet, oder von der Ausführbarkeit überzeugt war.
    Aber auf Conseil machte die Mittheilung des Planes, nach dem Südpol zu dringen, doch noch weniger Eindruck. »Wie es meinem Herrn gefällt«, sagte er, und ich durfte damit zufrieden sein. Der Canadier aber zuckte gewaltig die Achseln.
    »Sehen Sie, mein Herr, sprach er, Sie dauern mich, sammt Ihrem Kapitän Nemo!
    – Aber doch werden wir zum Pol gelangen, Meister Land.
    – Möglich, aber zurück werden Sie nicht kommen!«
    Und Ned-Land begab sich wieder in seine Cabine, »um nicht ein Unglück anzurichten«, wie er beim Weggehen sagte.
    Unterdessen begann man mit den Vorbereitungen zu dem kühnen Unternehmen. Die mächtigen Pumpen des Nautilus füllten die Behälter mit Luft und preßten sie in hohem Grade zusammen. Gegen vier Uhr kündigte der Kapitän Nemo mir an, daß die Lucken zur Plateform geschlossen würden. Ich warf einen letzten Blick auf die Eisdecke. Das Wetter war hell, die Atmosphäre ziemlich rein, die Kälte streng, zwölf Grad unter Null; aber da der Wind sich gelegt hatte, schien diese Temperatur nicht zu unerträglich.
    Zehn Mann hieben mit Beilen das Eis um den Nautilus herum auf, eine Verrichtung, die rasch ausgeführt war, weil das jüngst gefrorene Eis noch dünn war. Die gewöhnlichen Behälter füllten sich mit dem nun frei gewordenen Wasser, und der Nautilus tauchte unverzüglich unter.
    Ich setzte mich nebst Conseil in den Salon, und wir betrachteten durch die freien Fenster die unteren Schichten des Süd-Oceans. Das Thermometer stieg und der Zeiger des Manometers bewegte sich auf dem Zifferblatt.
    Ungefähr dreihundert Meter, wie der Kapitän Nemo bemerkt hatte, schwammen wir unter der wellenförmigen Eisdecke. Aber der Nautilus tauchte noch tiefer, bis zu achthundert Meter hinab. Die Temperatur des Wassers, welche an der Oberfläche zwölf Grad betragen hatte, sank schon um einen Grad herab, bald schon um zwei. Es versteht sich, daß im Nautilus die Temperatur durch die Heizung bedeutend höher war. Alle seine Bewegungen vollzogen sich mit äußerster Genauigkeit.
    »Man wird zum Ziel kommen!« erlauben Sie mein Herr, sagte Conseil.
     

    Die Eisdecke. (S. 355.)
     
    – Ich rechne sicher darauf! erwiderte ich mit dem Ton völliger Ueberzeugung.
    Der Nautilus nahm unter’m Wasser, stets auf der Linie des zweiundfünfzigsten Meridian, seine Richtung geradezu nach dem Pol. Vom 67°30’ bis zu 90° waren noch 22°30’ an Breite zu durchlaufen, d.h. etwas über fünfhundert Lieues. Der Nautilus fuhr mit einer mittleren Schnelligkeit von sechsundzwanzig Meilen in der Stunde, also der eines Eilzuges.
     

    Fest gefroren. (S. 356.)
     
    Behielt er dieselbe bei, so reichten vierzig Stunden hin, um zu dem Pol zu gelangen.
    Während eines Theiles der Nacht hielt die Neuheit der Lage uns, Conseil und mich, am Fenster des Salons. Das Meer war von dem elektrischen Licht des Fanals beleuchtet. Aber es war leer. Die Fische hielten sich in diesen eingeschlossenen Gewässern nicht auf; sie dienten ihnen nur zum Uebergang aus dem antarktischen Ocean zu dem freien Polarmeer. Wir fuhren reißend schnell, wie man aus den zitternden Bewegungen des stählernen Schiffskörpers abnahm.
    Gegen zwei Uhr Morgens legte ich mich einige Stunden zur Ruhe, und Conseil folgte meinem Beispiel. Der Kapitän Nemo befand sich wahrscheinlich beim Steuerer.
    Am folgenden Morgen, den 19. März, um fünf Uhr nahm ich wieder meinen Posten im Salon. Das elektrische Log zeigte nur an, daß die Schnelligkeit des Nautilus vermindert war. Er stieg damals aufwärts, aber vorsichtig mit langsamer Entleerung seiner Behälter.
    Es klopfte mir das Herz. Sollten wir schon zur freien Luft des Pols auftauchen.
    Nein. Eine Erschütterung gab mir zu erkennen, daß der Nautilus wider die untere Fläche der Eisdecke gestoßen war, welche, nach der Schwäche des Getöses zu urtheilen, noch sehr dick war. Wir befanden uns in einer Tiefe von tausend Fuß. Das machte zweitausend Fuß Eis über uns, wovon eintausend über dem Meeresspiegel. Die Eisdecke war damals dicker, als zur Zeit, da wir oben waren.
    Während dieses Tages wiederholte der Nautilus einige Mal dieses nämliche Experiment. Manchmal fand man, daß die Dicke zwölfhundert Meter betrug; das war noch das

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