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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vulkanisch: überall Spuren von Lava, Schlacken, Basalte, ohne daß man einen Krater sah, woraus sie hervorgegangen waren. Auch dieser Theil des Polarcontinents war von unzähligen Vögeln belebt. Aber sie theilten dieses Reich damals mit ungeheuren Heerden von Seesäugethieren, die uns mit sanften Augen anblickten. Es waren Robben verschiedener Gattung, theils auf dem Boden gelagert, theils auf treibenden Eisblöcken; manche kamen aus dem Meere heraus, oder gingen wieder hinein. Bei unserer Annäherung ergriffen sie nicht die Flucht, da sie noch nie mit Menschen zu thun gehabt hatten; und ich zählte ihrer so viele, daß man einige hundert Schiffe damit hätte verproviantiren können.
    »Wahrhaftig, sagte Conseil, es ist ein Glück, daß Ned-Land nicht bei uns ist!
    – Warum, Conseil?
    – Weil der leidenschaftliche Jäger sie alle erlegt hätte.
    – Alle, das will viel heißen, aber ich glaube wirklich, daß wir unseren Freund, den Canadier, nicht hätten abhalten können, einige dieser prächtigen Thiere zu harpunieren, und dies wäre dem Kapitän Nemo unlieb gewesen, da er nicht gern unnütz das Blut unschädlicher Thiere vergossen haben will.
    – Er hat Recht.
    – Unstreitig, Conseil. Aber, sage mir, hast Du diese Prachtexemplare der Seefauna noch nicht classificirt?
    – Mein Herr weiß wohl; erwiderte Conseil, daß ich im Praktischen nicht sehr bewandert bin. Wann ich ihre Namen weiß …
    – Es sind Robben und Wallrosse, deren verschiedene Arten wir, wenn ich nicht irre, hier zu beobachten Gelegenheit haben werden. Machen wir uns auf den Weg.«
    Es war acht Uhr Vormittags. Wir hatten noch vier Stunden Zeit, bis die Sonne mit Vortheil beobachtet werden konnte. Ich lenkte unsere Schritte zu einer großen Bucht, die von den steilen Granitfelsen des Uferlandes gebildet ward.
    Da waren, ich kann wohl sagen in unabsehbarem Umkreis die Landschaft und die Eisblocke mit Seesäugethieren scharenweise bedeckt, so daß mein Blick unwillkürlich den alten Proteus suchte, der, wie die Sage will, Neptun’s unzählbare Heerden weidete.
    Es waren vorzugsweise Robben, welche gesonderte Gruppen bildeten, Männchen und Weibchen, der Vater seine Familie überwachend, die Mütter ihre Säuglinge stillend, einige halbwüchsige Junge in einiger Entfernung sich frei tummelnd. Wenn diese Robben von ihrer Stelle hinweg wollten, bewegten sie sich mit Zusammenziehung ihrer Leiber in kleinen Sprüngen, wobei ziemlich unbeholfen ihre mangelhaften Flossen sie unterstützten.
     

    Im freien Meer. (S. 363.)
     
    Im Wasser jedoch, muß ich sagen, welches vorzugsweise ihr Element ist, verstehen sich diese Thiere mit beweglichem Rückgrat, engem Becken, glattem, kurzhaarigem Fell und handförmigen Füßen vortrefflich auf’s Schwimmen. Beim Ausruhen und auf dem Lande nahmen sie äußerst graciöse Stellungen an. Daher haben auch die Alten, in Betracht ihrer sanften Züge, ihres ausdrucksvollen Blickes, der noch über den schönsten Frauenblick geht, ihre sammetartigen, klaren Augen, ihre reizenden Stellungen, – dieselben, gemäß der ihnen eigenthümlichen poetischen Anschauung, die Männchen in Tritonen, die Weibchen in Sirenen verwandelt.
    Ich machte Conseil aufmerksam, wie bei diesen gescheiten Thieren das Gehirn bedeutend entwickelt ist. Kein Säugethier, ausgenommen den Menschen, hat eine reichlichere Gehirnmasse. Daher sind auch die Robben einer gewissen Erziehung fähig; sie lassen sich leicht zähmen, und ich bin mit einigen Naturforschern der Meinung, daß sie, gehörig abgerichtet, bei der Fischerei wie Hunde zu gebrauchen sein würden.
    Die meisten dieser Robben schliefen auf den Felsen oder dem Sande Unter den eigentlichen Robben, die keine äußeren Ohren haben, beobachtete ich einige Varietäten, die, drei Meter lang, mit weißen Haaren und Bullenbeißerkopf, in jedem Kiefer zehn Zähne hatten. Zwischen ihnen sah man auch See-Elephanten, mit kurzem und beweglichem Rüssel, die Riesen der Gattung, zehn Meter lang mit einem Umfang von fünfundzwanzig Fuß. Sie rührten sich nicht, als wir in die Nähe kamen.
     

    Das Südpol-Land. (S. 364.)
     
    »Es sind keine gefährlichen Thiere? fragte Conseil.
    – Nein, erwiderte ich, nur darf man sie nicht angreifen. Wenn ein Robbe sein Junges vertheidigt, wird er furchtbar wüthend, und nicht selten zertrümmert er ein Fischerboot.
    – Er ist dazu berechtigt, versetzte Conseil.
    – Ich widerspreche nicht.«
    Zwei Meilen weiter waren wir durch ein Vorgebirge gehemmt, welches die

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