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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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reisen. Staunende Verwunderung wird vielleicht beständig Ihre Seele füllen. Das ununterbrochen Ihren Augen dargebotene Schauspiel wird Sie nicht leicht abstumpfen. Ich will eine nochmalige unterseeische Reise um die Welt – wer weiß? vielleicht die letzte – vornehmen, um meine Studien auf dem Grund dieser so oft befahrenen Meere zu wiederholen, und Sie sollen mein Studiengenosse sein. Von diesem Tag an werden Sie in ein neues Element treten, Sie werden sehen, was noch kein Mensch zu sehen vermochte, – denn ich und die Meinigen zählen nicht mehr, – und unser Planet wird Ihnen durch meine Vermittlung seine letzten Geheimnisse mittheilen.«
    Ich kann’s nicht leugnen, diese Worte des Commandanten machten einen starken Eindruck auf mich. Ich war an meiner schwachen Seite gefaßt, und vergaß auf einen Augenblick, daß die Anschauung dieser erhabenen Dinge die verlorene Freiheit nicht aufwiegen konnte. Uebrigens rechnete ich auf die Zukunft, um diese wichtige Frage zu lösen. Daher beschränkte ich mich darauf zu erwidern:
    »Mein Herr, wenn Sie mit der Menschheit gebrochen haben, so will ich glauben, daß Sie damit nicht alles menschliche Gefühl abgelegt haben. Wir sind Schiffbrüchige, welche an Bord Ihres Fahrzeugs barmherzig aufgenommen wurden, das werden wir nie vergessen. Was mich betrifft, so verkannte ich nicht, daß, wenn das Interesse an der Wissenschaft den Menschen so weit in Besitz nimmt, daß er das Bedürfniß der Freiheit darüber vergißt, – dasjenige, was unsere Zusammenkunft mir verspricht, mir große Vergütungen gewähren würde.«
    Ich dachte, der Commandant werde mir die Hand reichen, um unsern Vertrag zu besiegeln. Er that’s nicht. Es that mir leid um seinetwillen.
    »Noch eine Frage, die letzte, sagte ich im Moment, wo dies unerklärliche Wesen Miene machte, sich zurückzuziehen.
    – Reden Sie, Herr Professor.
    – Mit welchem Namen darf ich Sie nennen?
    – Mein Herr, erwiderte der Commandant, ich bin für Sie nur der Kapitän Nemo, und Sie nebst Ihren Gefährten sind für mich nur die Passagiere des Nautilus.«
    Der Kapitän Nemo rief. Ein Steward erschien. Der Kapitän ertheilte ihm seine Befehle in der fremdartigen Sprache, welche ich nicht erkennen konnte. Darauf wendete er sich zu dem Canadier und Conseil mit den Worten:
    »Ein Mahl wartet in Ihrer Cabine auf Sie. Folgen Sie gefälligst diesem Manne.
    – Das läßt man sich gerne gefallen!« erwiderte der Harpunier.
    Conseil verließ mit ihm endlich diese Zelle, worin sie seit länger als dreißig Stunden eingeschlossen waren.
    »Und nun, Herr Arronax, unser Frühstück ist bereit. Erlauben Sie mir, daß ich vorausgehe.
    – Wie Sie befehlen, Kapitän.«
    Ich folgte dem Kapitän Nemo, und sowie ich aus der Thür getreten war, gingen wir durch einen elektrisch erleuchteten etwa zehn Meter langen Gang, dann öffnete sich vor uns eine zweite Thüre.
    Wir traten nun in einen Speisesaal, der in strengem Styl möblirt und ausgeschmückt war. An beiden Enden desselben befanden sich hohe Anrichttische von Eichenholz mit eingelegten Verzierungen, und auf Fachbrettern prangten Fayence, Porzellan-und Glasgefäße von unschätzbarem Werth. Das Silbergeräthe glänzte in den Strahlen, die von einer erleuchteten Decke herabfielen, deren Glanz durch seine Gemälde gemildert war.
    In der Mitte des Saales stand ein reich besetzter Tisch. Der Kapitän Nemo wies mir meinen Platz an:
    »Setzen Sie sich, sprach er zu mir, und essen Sie wie ein Mann, der wohl Hunger zum Sterben haben wird.«
    Das Frühstück bestand aus einer Anzahl Gerichte, die lediglich das Meer geliefert hatte, und einigen, deren Beschaffenheit ich nicht erkennen konnte. Ich gebe zu, daß es gut war, aber mit einem besondern Beigeschmack, woran ich mich leicht gewöhnte. Diese verschiedenen Speisen schienen mir reich an Phosphor zu sein, und ich dachte mir, sie müßten aus dem Meere herkommen.
    Der Kapitän Nemo blickte mich an. Ich richtete keine Frage an ihn, aber er errieth meine Gedanken und antwortete von selbst auf Fragen, die ich gerne gethan hätte.
    »Die meisten dieser Gerichte sind Ihnen wohl unbekannt, sagte er, doch können Sie ohne Besorgniß sie genießen. Sie sind gesund und nahrhaft. Auf Nahrungsmittel von der Erde hab’ ich lange verzichtet, und befinde mich darum nicht übler. Meine kräftige Mannschaft genießt dieselbe Nahrung wie ich.
    – Also, sagte ich, sind diese Speisen alle Erzeugnisse des Meeres?
    – Ja, Herr Professor, das Meer befriedigt

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