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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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aber ich habe gedacht, mein Interesse lasse sich mit dem natürlichen Mitgefühl vereinigen, worauf jedes menschliche Wesen Anspruch hat. Sie sollen an Bord meines Schiffes bleiben, weil das Verhängniß sie dahin verschlagen hat. Sie sollen da frei sein, und zum Entgelt für diese, übrigens ganz verhältnißmäßige, Freiheit will ich Ihnen nur eine einzige Bedingung auferlegen. Ihr Wort, sie anzunehmen, wird mir genügen.
    – Reden Sie, mein Herr, erwiderte ich, ich denke, diese Bedingung gehört zu denen, welche ein Ehrenmann annehmen kann?
    – Ja, mein Herr, und ich will sie Ihnen mittheilen. Es wäre möglich, daß gewisse unvorhergesehene Ereignisse mich nöthigten, Sie auf Stunden oder Tage, nach Bedürfniß, in Ihrer Cabine einzuhalten. Da ich niemals Gewalt anzuwenden wünsche, erwarte ich in diesem Fall mehr wie in jedem anderen willigen Gehorsam. Durch dieses Verfahren decke ich Ihre Verantwortlichkeit, entbinde Sie gänzlich, denn ich kann Sie in die Unmöglichkeit versetzen, zu sehen, was nicht gesehen werden darf. Sind Sie diese Bedingungen zufrieden?«
    Es gingen also an Bord des Fahrzeugs Dinge vor, die zum Mindesten ganz eigenthümlicher Art waren, und die von Leuten, welche nicht außerhalb der socialen Gesetze standen, nicht gesehen werden durften!
    »Wir nehmen sie an, erwiderte ich. Nur möcht’ ich Sie, mein Herr, um die Erlaubniß bitten, eine einzige Frage an Sie zu richten.
    – Reden Sie, mein Herr.
    – Sie haben gesagt, wir sollten frei auf Ihrem Schiffe sein?
    – Vollständig.
    – Ich frage Sie also, was Sie unter dieser Freiheit verstehen.
    – Nun, die Freiheit hin und her zu gehen, zu sehen, selbst alles, was hier vorgeht, zu beobachten, – außer in manchen seltenen Fällen, – kurz, die Freiheit, welche wir selbst genießen, ich sammt meinen Genossen.«
    Offenbar verstanden wir uns nicht.
    »Verzeihen Sie, mein Herr, fuhr ich fort, aber diese Freiheit besteht nur in derjenigen, welche jeder Gefangene hat, in seinem Kerker hin-und herzugehen! Diese kann uns nicht genügen.
    – Doch muß sie Ihnen genügen!
    – Wie! Sollen wir für immer verzichten, unsere Heimat, Freunde und Verwandte wieder zu sehen!
    – Ja, mein Herr. Aber das auf der Erde unerträgliche Joch, welches die Menschen Freiheit nennen, sich wieder aufzuladen, darauf zu verzichten, ist vielleicht nicht so peinlich, als Sie glauben!
    – Das wäre! rief Ned-Land. Niemals werde ich mein Wort darauf geben, daß ich nicht mich zu retten suche!
    – Ich fordere Ihnen nicht Ihr Wort ab, Meister Land, erwiderte kalt der Commandant.
    – Mein Herr, versetzte ich, gegen Gewohnheit entrüstet, Sie mißbrauchen Ihre Lage! Das ist Grausamkeit!
     

    Speisezimmer. (S. 82.)
     
    – Nein, mein Herr, Gnade ist’s. Sie sind meine Kriegsgefangenen! Ich behalte Sie am Leben, während es mich nur ein Wort kosten würde, Sie im Meeresgrund zu versenken! Sie haben mich angegriffen! Sie sind unversehens in den Besitz eines Geheimnisses gelangt, in welches kein Mensch auf der Welt dringen darf, das Geheimniß meines Daseins! Und Sie glauben, daß ich Sie wieder auf die Erde entlassen werde, die keine Kenntniß mehr von mir haben soll! Niemals! Indem ich Sie zurückhalte, schütze ich nicht Sie, sondern mich selbst!«
    Diese Worte gaben zu erkennen, daß der Commandant einen Entschluß gefaßt hatte, gegen welchen kein Argument durchdringen konnte.
    »Also mein Herr, fuhr ich fort, Sie geben uns nur die Wahl zwischen Leben und Tod?
    – Ganz einfach.
    – Meine Freunde, sagte ich, auf eine so gestellte Frage giebt’s keine Antwort. Aber kein Wort bindet uns an den Herrn dieses Fahrzeugs.
    – Kein Wort, mein Herr,« erwiderte der Unbekannte.
    Dann fuhr er in sanfterm Tone fort:
    »Jetzt erlauben Sie mir, Herr Arronax, vollständig mitzutheilen, was ich Ihnen zu sagen habe. Ich kenne Sie, Herr Arronax. Sie, wenn auch nicht Ihre Gefährten, werden sich vielleicht über das Schicksal, welches Sie an mein Loos fesselt, nicht so sehr zu beklagen haben. Sie finden unter den Büchern, welche zu meiner Lieblingslectüre gehören, das Werk über die großen Tiefen des Meeres, welches Sie herausgegeben haben. Ich hab’ es öfters gelesen. Sie sind in diesem Werk so weit vorgedrungen, als die Wissenschaft auf der Erde Ihnen möglich machte. Aber Sie wissen nicht Alles, haben nicht Alles gesehen. Lassen Sie mich also Ihnen sagen, Herr Professor, daß Sie die an meinem Bord verbrachte Zeit nicht bereuen werden. Sie sollen im Land der Wunder

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