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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gedanken, welche sich seines Gehirns bemächtigten, sich verbitterten. Allmälig hörte ich Flüche aus seiner grollenden Seele, sah ihn drohende Geberden machen. Er stand auf, drehte sich um, wie ein wildes Thier im Käfig, schlug mit der Faust auf den Boden, und stampfte mit Füßen. Uebrigens die Zeit floß hin, der Hunger peinigte, und diesmal ließ der Steward auf sich warten. Und wenn man wirklich gute Gesinnung gegen uns hatte, so vergaß man allzulang unsere Lage als Schiffbrüchige.
    Ned-Land, von der Pein seines kräftigen Magens getrieben, gerieth immer mehr in Zorn, und ich besorgte trotz seines Versprechens wirklich eine Explosion, wenn ihm ein Mann von den Leuten an Bord zu Gesicht käme.
    Noch zwei Stunden lang steigerte sich Ned-Land’s Zorn. Der Canadier rief, schrie, aber vergebens. Die blechernen Wände waren taub. Ich vernahm auch nicht das geringste Geräusch im Innern des Fahrzeugs, als sei es ausgestorben. Es lag unbeweglich, sonst hätte man etwas von zitternder Bewegung beim Arbeiten der Schraube gespürt. Ohne Zweifel in die Tiefe versenkt, gehörte es der Erde nicht mehr an. Das düstere Schweigen war zum Erschrecken.
    Wie lange unsere Abgeschiedenheit und Verlassenheit im Schoße dieser Zelle dauern werde, getraute ich mir nicht zu schätzen. Allmälig erloschen die Hoffnungen, welche ich nach unserer Zusammenkunft mit dem Commandanten geschöpft hatte. Der milde Blick dieses Mannes, der edle Ausdruck seiner Züge, seine noble Haltung, Alles schwand aus meiner Erinnerung. Ich sah diesen räthselhaften Mann wieder so, wie er aus Nothwendigkeit sein mußte, unerbittlich, grausam. Ich fühlte, wie er außerhalb des menschlichen Verkehrs jedem zartern Gefühl unzugänglich war, ein unversöhnlicher Feind gegen Leute, denen er ewigen Haß geschworen haben mußte.
    Aber, sollte dieser Mann wirklich im Sinne haben, uns in diesem engen Kerker Hungers sterben zu lassen, uns den gräulichen Versuchungen Preis zu geben, wozu des Hungers peinigende Qual treibt? Dieser gräßliche Gedanke erfaßte meinen Geist mit fürchterlicher Stärke, und die Phantasie trug dazu bei, daß mich ein wahnsinniges Entsetzen befiel. Conseil blieb gelassen, Ned-Land brüllte.
    In dem Augenblick ließ sich da außen ein Geräusch vernehmen. Fußtritte hallten auf dem metallenen Boden. Die Riegel wurden geschoben, die Pforte öffnete sich, der Steward trat ein.
    Bevor ich mich nur regen konnte, um zurückzuhalten, war der Canadier über den Unglücklichen hergefallen, hatte ihn zu Boden geworfen und faßte ihn bei der Kehle. Der Steward drohte zu ersticken.
    Conseil war bereits bemüht, das halb erwürgte Opfer den Händen des Harpuniers zu entreißen, und ich war im Begriff, ihm dabei zu helfen, als mich plötzlich eine französische Anrede an meine Stelle fesselte:
    »Beruhigen Sie sich, Meister Land, und Sie, Herr Professor, wollen mich anhören!«
Zehntes Capitel.
Der Mann des Meeres.
    Es war der Commandant an Bord, welcher dies sprach.
    Auf diese Worte stand Ned-Land plötzlich auf. Der Steward verließ auf einen Wink seines Herrn wankend die Zelle; aber – so zauberhaft wirkte der Wink des Commandanten – nicht eine Geberde verrieth den Groll, den dieser Mensch gegen den Canadier gefaßt haben mußte. Conseil, außergewöhnlich theilnehmend, ich voll Bestürzung, harrten wir schweigend auf die Entwickelung der Scene.
    Der Commandant an eine Ecke des Tisches gelehnt, die Arme gekreuzt, beobachtete uns mit gespannter Achtsamkeit. Nahm er Anstand zu reden? Bereute er die soeben gesprochenen Worte? Man konnte meinen.
    Nach einer kleinen Pause, die Niemand unterbrach, sprach er mit ruhigem, eindringlichem Ton:
    »Meine Herren, ich spreche französisch, englisch, deutsch und Latein. Ich hätte Ihnen also gleich bei unserer ersten Zusammenkunft antworten können, aber ich wollte Sie erst kennen lernen, sodann überlegen. Ihre vierfache, dem Inhalt nach übereinstimmende Erzählung hat mich auch über Ihre Persönlichkeit versichert. Ich weiß nun, daß der Zufall des Schicksals zu mir geführt hat Herrn P. Arronax, Professor der Naturgeschichte am Museum zu Paris, der mit einer wissenschaftlichen Sendung in’s Ausland betraut ist; seinen Diener Conseil, und Ned-Land aus Canada, Harpunier an Bord der Fregatte Abraham Lincoln, von der Nationalmarine der Vereinigten Staaten Amerika’s.«
    Ich verneigte mich mit dem Ausdruck der Zustimmung. Da mir keine Frage gestellt war, hatte ich nicht zu antworten.
    Der Mann sprach mit

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