Zwei an Einem Tag
Runde …«, sagt Murray mit demselben Lachen.
– oder mit einer gusseisernen Bratpfanne –
»Los gehts – mich dünkt, drei von drei …«
– einem Kugelhammer oder einer Keule –
»Bist du da, Moriarty?«, fragt Sam.
»Hier«, sagt Dexter, verdreht wie ein Ninja die Hüfte und duckt sich nach rechts.
Der dritte Schlag ist ein dreister Stoß mit dem stumpfen Ende gegen die Schulter, der Dexter rücklings auf den Couchtisch wirft. Der Stoß ist so unverfroren und gezielt, dass er überzeugt ist, Sam müsse gemogelt haben, und sich die Augenbinde herunterreißt, um ihn zur Rede zu stellen, aber Sylvie beugt sich über ihn und schüttet sich aus vor Lachen, egal, wie ihr Gesicht dabei aussieht.
»Treffer! Volltreffer!«, kreischt Murray, der kleine Scheißer, und Dexter rappelt sich auf, das Gesicht zu einer Grimasse der Begeisterung verzogen. Die Familie applaudiert gönnerhaft.
»YESSSSSSSSSSSSSSSSS!«, kräht Sam mit gebleckten Zähnen und verzerrtem Gesicht und reckt genüsslich die geballten Fäuste.
»Mehr Glück beim nächsten Mal!«, sagt Helen, die böse römische Kaiserin, gedehnt.
»Sie kriegen den Bogen schon noch raus«, brummt Lionel, und aufgebracht sieht Dexter, wie sich die Zwillinge Daumen und Zeigefinger wie ein L vor die Stirn halten. L für Loser.
»Ich bin trotzdem stolz auf dich«, sagt Sylvie nicht sehr überzeugend, fährt ihm durchs Haar und tätschelt ihm das Knie, als er neben ihr auf das Sofa sinkt. Sollte sie nicht auf seiner Seite sein? Was Loyalität angeht, ist sie immer noch eine von ihnen, denkt er.
Das Turnier geht weiter. Murray schlägt Samuel, dann schlägt Lionel Murray, dann wird Lionel von Helen geschlagen, und es geht ungeheuer gesellig und fröhlich zu, feste kleine Knüffe und Püffe mit der aufgerollten Zeitung, anders als bei Dexter, der das Gefühl hatte, mit einer Eisenstange verprügelt zu werden. Tief ins Sofa gerutscht, schaut er stirnrunzelnd zu und macht sich aus Rache heimlich daran, eine Flasche von Lionels ausgezeichnetem Bordeaux zu leeren. Es hatte Zeiten gegeben, als er bei solchen Spielen nicht versagt hätte. Mit 23 wäre er selbstbewusst, charmant und voller Selbstvertrauen gewesen, aber anscheinend hat er diese Gaben verloren. Seine Stimmung verfinstert sich zunehmend, je mehr sich die Flasche leert.
Dann schlägt Helen Murray, Sam schlägt Helen, und jetzt ist Sam an der Reihe, seine Schwester zu schlagen, und wenigstens erfüllt es ihn mit Stolz und Freude zu sehen, wie gut sie in dem Spiel ist, wie mühelos sie sich duckt, windet und den verzweifelten Hieben ihres Bruders ausweicht, geschmeidig und sportlich, sein Goldmädchen. Lächelnd sieht er vom Sofa aus zu, und als er schon glaubt, sie hätten ihn vergessen, hält Sylvie ihm die Zeitung hin: »Jetzt komm. Du bist dran!«
»Aber du hast doch gewonnen!«
»Ich weiß, aber du hattest bis jetzt noch keine Gelegenheit zum Schlagen, armer Liebling«, sagt sie mit einem Schmollmündchen. »Komm schon. Versuchs mal. Nimms mit mir auf!«
Die Copes sind begeistert von der Vorstellung – es gibt ein leises, seltsam heidnisch, fast sexuell anmutendes Murmeln der Erregung, und er hat anscheinend keine Wahl. Seine Ehre, die Ehre der Mayhews steht auf dem Spiel. Feierlich stellt Dexter sein Glas ab, steht auf und nimmt die Zeitung.
»Bist du dir sicher?«, fragt er und kniet sich eine Armeslänge entfernt von ihr hin. »Ich bin ein ziemlich guter Tennisspieler.«
»Oh, ganz sicher«, sagt sie mit aufreizendem Grinsen und schüttelt die Hände aus wie eine Turnerin, als ihr die Augen verbunden werden.
»Ich glaube, das hier liegt mir.«
Hinter ihm steht Samuel und verbindet ihm so fest die Augen, als wolle er einen Druckverband anlegen. »Das werden wir ja sehen.«
Es wird totenstill in der Arena.
»Okay, bist du bereit?«, fragt Dexter.
»Oh, ja.«
Er umfasst mit beiden Händen die Zeitung und hält sie auf Schulterhöhe hoch. »Sicher?«
»Ich bin bereit, wenn du …«
Vor seinem geistigen Auge flackert ein Bild auf – ein Baseballspieler am Schlagmal –, und schwungvoll zieht er den Knüppel schräg von unten nach oben, ein kraftvoller Aufwärtshaken, der hörbar durch die Luft zischt, und der Aufprall ist so heftig, dass er die Erschütterung durch die Arme bis in die Brust spürt, ein zutiefst befriedigendes Gefühl. Ein verblüfftes Schweigen folgt, und kurz glaubt Dexter, er hätte seine Sache sehr, sehr gut gemacht. Dann hört er ein Poltern und die ganze Familie schreit
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