Zwei an Einem Tag
Tabascosoße.
»Wirklich?«
»Natürlich«, sagt er. Sie sah zu, wie er mit dem Gabelzinken die verklebte Öffnung der Tabascoflasche säuberte. »Du kennst nur wahrscheinlich niemanden.«
Sie war eindeutig nicht eingeladen. »Aber dich kenne ich doch«, sagte sie schwach.
»Ja, schon. Und Suki! Suki kommt auch.«
»Dreht sie nicht gerade in Scarborough?«
»Sie wird heute Abend extra hergefahren.«
»Sie ist sehr erfolgreich, nicht?«
»Na ja, wir sind beide sehr erfolgreich«, sagte er schnell und etwas zu laut.
Sie beschloss, es durchgehen zu lassen. »Ja. Das hab ich auch gemeint. Ihr beide.« Sie nahm eine Auster und legte sie gleich wieder zurück. »Ich mag Suki wirklich gern«, sagte sie, obwohl die beiden sich nur einmal auf einer einschüchternden Studio-54-Themenparty in einem Privatclub in Hoxton begegnet waren. Emma mochte sie wirklich, auch wenn sie den Eindruck nicht loswurde, für Suki bloß einer von Dexters leicht seltsamen, hausbackenen alten Freunden und nur an der Party zu sein, weil sie das Telefonquiz gewonnen hatte.
Er schlürfte noch eine Auster. »Sie ist toll, oder? Suki.«
»Ja. Wie läufts denn mit euch beiden?«
»Och, ganz gut. Ist schon schwierig, weißt du, wenn man ständig im Blick der Öffentlichkeit steht …«
»Wem sagst du das!«, sagte Emma, aber er schien es nicht zu hören.
»Und manchmal ist es, wie mit einem Megaphon auszugehen, aber ansonsten ist es großartig. Wirklich. Weißt du, was das Beste an unserer Beziehung ist?«
»Sags mir.«
»Sie weiß, wie das ist. Beim Fernsehen zu sein. Sie hat Verständnis.«
»Dexter – das ist das Romantischste , was ich je gehört habe.«
Und schon gehts wieder los, dachte er, immer diese kleinen Spitzen. »Na ja, stimmt doch«, sagte er achselzuckend und entschied, dass der gemeinsame Abend vorbei war, sobald er die Rechnung bezahlt hatte. Wie beiläufig fügte er hinzu: »Nochmal wegen der Party. Ich mache mir etwas Sorgen, wie du nach Hause kommst.«
»Walthamstow liegt nicht auf dem Mars, sondern im Nordosten von London, Dex. Es gibt da durchaus menschliches Leben.«
»Ich weiß!«
»Es liegt an der Victoria-Linie!«
»Aber es ist ein weiter Weg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, und die Party geht erst gegen Mitternacht richtig los. Du kommst an und musst gleich wieder gehen. Es sei denn, ich gebe dir Geld für ein Taxi …«
»Ich habe Geld, ich werde bezahlt.«
»Von Holland Park bis nach Walthamstow?«
»Wenn es dir unangenehm ist, dass ich mitkomme …«
»Ist es nicht! Es ist mir nicht unangenehm. Ich möchte, dass du mitkommst. Lass es uns später entscheiden, ja?«, sagte er, ging ohne Entschuldigung wieder aufs Klo und nahm sein Glas mit, als hätte er da auch einen Tisch. Emma saß da, trank ein Glas Wein nach dem anderen und schmorte vor sich hin, bis sie innerlich kochte vor Wut.
Und so ging das Vergnügen weiter. Er kam gerade rechtzeitig zum Hauptgang zurück. Emma betrachtete ihren Schellfisch in Bierteig mit Erbsenpüree. Die dicken, blassen, maschinell zu perfekten Quadern geschnittenen Pommes waren wie Bauklötze gestapelt, darauf balancierte acht Zentimeter über dem Teller der ramponierte Fisch, als wollte er sich in die dicke grüne Pampe stürzen. Wie hieß noch gleich das Spiel? Mit dem Stapel aus Holzklötzen? Vorsichtig zog sie ein Pommes-Stäbchen ganz oben aus dem Stapel. Es war innen ganz hart und kalt.
»Und, wie gehts dem King of Comedy?« Seit dem letzten Toilettenbesuch war Dexters Ton noch streitsüchtiger und provozierender geworden.
Emma fühlte sich wie eine Verräterin. Dies wäre das Stichwort, um jemandem ihre Beziehungsmisere anzuvertrauen, und sie wusste nicht, was sie tun sollte. Aber sie konnte nicht mit Dexter reden, nicht jetzt. Sie schluckte die rohe Kartoffel.
»Großartig«, sagte sie mit Nachdruck.
»Das Zusammenleben ist okay? Wohnung langsam eingerichtet?«
»Bestens. Du hast sie noch nicht gesehen, oder? Du solltest mal vorbeikommen!« Die Antwort auf die halbherzige Einladung war ein ausweichendes »Hm«, als bezweifle Dexter, dass es auch außerhalb der U-Bahn-Zone 2 so etwas wie Vergnügen gab. Sie schwiegen und widmeten sich wieder dem Essen.
»Wie ist das Steak?«, fragte sie schließlich. Dexter schien den Appetit verloren zu haben und stocherte in dem blutigen Fleisch herum, ohne es zu essen.
»Sensationell. Wie ist der Fisch?«
»Kalt.«
»Wirklich?« Er spähte auf ihren Teller und schüttelte dann weise den Kopf. »Er ist glasig,
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