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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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Hoffnung, für den Abend und für ihre Freundschaft. Emma hob das Glas an die Lippen. »So was hab ich noch nie getrunken.« Der erste Schluck schmeckte köstlich, eiskalt und schien direkt ins Blut zu gehen, und sie bemühte sich, nichts zu verschütten, als sie schauderte. Emma wollte ihm gerade danken, als Dexter ihr das schon fast halbleere Glas in die Hand drückte.
    »Muss mal kurz auf die Toilette. Die sind übrigens unglaublich. Die schicksten in ganz London.«
    »Kanns kaum erwarten!«, sagte sie, aber er war schon verschwunden, und Emma stand allein mit zwei Drinks in der Hand da und versuchte Selbstvertrauen und Glamour auszustrahlen und nicht wie eine Kellnerin zu wirken.
    Eine große Frau, die ein Korsett mit Leopardenmuster und Strapse trug, stand so plötzlich vor Emma, dass sie zusammenzuckte und kurz aufschrie, als ihr der Martini über das Handgelenk schwappte.
    »Zigaretten?« Die Frau war atemberaubend schön, üppig gebaut und knapp bekleidet, wie eine Gestalt auf dem Rumpf eines B-52-Bombers, und ihre Brüste schienen auf einem Bauchladen voller Zigaretten und Zigarren zu ruhen. »Möchten Sie etwas?«, wiederholte sie mit einem Lächeln auf dem stark gepuderten Gesicht und zog sich mit einem Finger das schwarze Samtband um den Hals zurecht.
    »Oh, nein, ich rauche nicht«, sagte Emma, als sei das ein Makel, den sie demnächst beheben wollte, aber die Frau lächelte jetzt an ihr vorbei und klimperte mit den klebrigen, samtig-schwarzen Wimpern.
    »Zigaretten, Sir?«
    Dexter lächelte, zog seine Brieftasche aus der Jacke und begutachtete die Waren, die unter ihrer Brust ausgebreitet lagen. Mit schwungvoller Kennergeste deutete er auf eine Zwanzigerpackung Marlboro Lights, und das Zigarettengirl nickte, als hätte Sir eine ausgezeichnete Wahl getroffen.
    Er gab ihr einen der Länge nach gefalteten Fünf-Pfund-Schein. »Behalten Sie den Rest«, sagte er lächelnd. Gab es einen Satz, der einem mehr Türen öffnete, als »Behalten Sie den Rest«? Früher hatte er sich unbehaglich gefühlt, wenn er ihn sagte, aber die Zeiten waren vorbei. Sie schenkte Dexter ein überaus verführerisches Lächeln, und in einem Moment der Gefühllosigkeit wünschte er sich, das Zigarettengirl und nicht Emma würde ihm beim Essen Gesellschaft leisten.
    Sieh ihn dir an, der kleine Schatz, dachte Emma, die das Aufflackern seiner Selbstzufriedenheit bemerkte. Vor nicht allzu langer Zeit wollten alle Jungs Che Guevara sein, heute ist es Hugh Hefner. Mit Spielkonsole. Während das Zigarettengirl hüftschwingend in der Menge verschwand, sah Dexter aus, als überlege er ernsthaft, ihr den Po zu tätscheln.
    »Du sabberst auf den Moleskin.«
    »Wie bitte?«
    »Was war das jetzt?«
    »Zigarettengirls«, sagte er schulterzuckend und ließ das Päckchen ungeöffnet in die Tasche gleiten. »Das Restaurant ist berühmt dafür. Es ist Glamour pur, ein bisschen Theater.«
    »Und warum ist sie dann als Prostituierte verkleidet?«
    »Keine Ahnung, Em, vielleicht ist ihre schwarze Wollstrumpfhose gerade in der Wäsche.« Er trank seinen Martini aus. »Ist doch Post-Feminismus, oder?«
    Zweifelnd sah Emma ihn an. »Ach, so nennt man das heutzutage?«
    Mit dem Kopf deutete Dexter in Richtung Po des Zigarettengirls. »Du könntest genauso aussehen, wenn du wolltest.«
    »Niemand liegt so gekonnt daneben wie du, Dex.«
    »Ich meine, da gehts um freie Wahl. Um Macht.«
    »Rasiermesserscharfer Verstand …«
    »Wenn sie beschließt, dieses Outfit zu tragen, dann hat sie das Recht dazu!«
    »Wenn sie es nicht tut, wird sie gefeuert.«
    »Genau wie die Kellner! Und außerdem, vielleicht trägt sie so was gerne, vielleicht macht es ihr Spaß, vielleicht fühlt sie sich darin sexy. Das ist doch Feminismus, oder nicht?«
    »Na ja, es ist nicht die exakte Definition …«
    »Versuch nicht, mich als Chauvi abzustempeln, ich bin auch ein Feminist!« Missbilligend schnalzte Emma mit der Zunge, verdrehte die Augen, und Dexter fiel wieder einmal auf, wie nervtötend moralinsauer sie sein konnte. »Bin ich aber! Ich bin ein Feminist!«
    »… und ich kämpfe bis zum Tod, zum Tod , wohlgemerkt, für das Recht von Frauen, ihre Brüste für Trinkgeld zu entblößen.«
    Jetzt verdrehte er die Augen und lachte gönnerhaft. »Es ist nicht mehr 1988, Em.«
    »Was soll das heißen? Das sagst du ständig, und ich weiß immer noch nicht, was es bedeuten soll.«
    »Es bedeutet, kämpf nicht länger für verlorene Sachen. Im Feminismus sollte es um gleiche Bezahlung,

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