Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
Vom Netzwerk:
Em. Fisch sollte nur so lange gegart werden, bis er glasig ist.«
    »Dexter …«, ihre Stimme war hart und scharf, »… er ist glasig , weil er tiefgefroren ist. Er ist nicht richtig aufgetaut.«
    »Echt?« Wütend stocherte er mit dem Finger in dem Teigmantel herum. »Also, den geben wir zurück!«
    »Es ist okay. Ich esse einfach die Pommes.«
    »Nein, verdammt! Gib ihn zurück! Ich bezahle doch nicht für einen Scheiß-Fisch, der noch gefroren ist! Was ist das hier? Frosta? Wir bestellen dir was anderes.« Er winkte den Kellner heran, und Emma sah zu, wie Dexter sich aufplusterte und bemängelte, das Essen sei nicht gut genug, auf der Karte stehe »frischer Fisch«, er werde nicht dafür bezahlen und verlange einen Ersatzhauptgang auf Kosten des Hauses. Sie versuchte, Dexter begreiflich zu machen, dass ihr der Appetit vergangen war, aber er bestand darauf, sie müsse sich ein neues Hauptgericht bestellen, weil es nichts kostete. Sie hatte keine Wahl, als wieder die Karte durchzugehen, während der Kellner und Dexter sie anstarrten und das malträtierte, nicht angerührte Steak auf dem Teller lag, bis schließlich beschlossen war, dass sie einen kostenlosen Salat bekommen würde, und sie wieder allein waren.
    Der Abend war ruiniert, schweigend saßen sie vor zwei Tellern mit unerwünschtem Essen, und sie hätte am liebsten geweint.
    »Na. Läuft doch prima«, sagte er und warf die Serviette auf den Tisch.
    Sie wollte nach Hause. Sie würde auf das Dessert verzichten, die Party vergessen – er wollte sie ja sowieso nicht dabeihaben – und nach Hause gehen. Vielleicht wäre Ian ja schon wieder da, lieb, rücksichtsvoll und in sie verliebt, und sie könnten dasitzen und reden oder vorm Fernseher kuscheln.
    »Und?« Er ließ den Blick durch den Saal schweifen. »Wie läufts mit dem Unterrichten?«
    »Gut, Dexter«, sagte sie finster.
    »Was? Was hab ich denn gemacht?«, fragte er empört und wandte sich ihr abrupt wieder zu.
    Ruhig sagte sie: »Wenn es dich nicht interessiert, frag einfach nicht.«
    »Es interessiert mich! Es ist nur …« Er schenkte sich mehr Wein ein. »Wolltest du nicht ein Buch oder so schreiben?«
    »Ich schreibe ein Buch-oder-so, aber von irgendwas muss ich auch leben. Und außerdem macht es mir Spaß, Dexter, plus, ich bin eine verdammt gute Lehrerin!«
    »Ganz bestimmt! Es ist nur, du kennst ja den Spruch. ›Die, die es können …‹«
    Emma fiel die Kinnlade herunter. Ganz ruhig …
    »Nein, ich kenne den Spruch nicht. Erzähl mal. Welcher Spruch?«
    »Du weißt schon …«
    »Nein, im Ernst, Dexter, sags mir.«
    »Nicht so wichtig.« Er sah kleinlaut aus.
    »Ich will es aber wissen. Beende den Satz. ›Die, die es können …‹«
    Seufzend sagte er mit ausdrucksloser Stimme, das Glas Wein in der Hand: »Die, die es können, tun es , die, die es nicht können, unterrichten …«
    Sie spie die Worte aus: »Und die, die unterrichten, sagen, fick dich ins Knie.«
    Das Weinglas fiel ihm in den Schoß, als Emma den Tisch wegstieß, aufsprang, sich ihre Tasche schnappte, sich aus der Nische zwängte, so dass Flaschen umfielen und Teller klirrten, und durch das beschissene, beschissene Restaurant stürmte. Alle starrten sie an, aber es war ihr egal, sie wollte einfach nur weg. Nicht heulen, jetzt bloß nicht heulen , beschwor sie sich, wandte sich um und sah, wie Dexter sich hektisch den Schoß abwischte, den Kellner beruhigte und ihr schließlich nachlief. Sie drehte sich um, lief los, und das Zigarettengirl kam mit breitem, scharlachrotem Grinsen auf langen Beinen in High Heels die Treppe herunter auf sie zugestöckelt. Trotz ihres Schwurs spürte Emma heiße Tränen der Demütigung in sich aufsteigen, strauchelte auf der Treppe, stolperte über die blöden, blöden hochhackigen Schuhe, und die Gäste hinter ihr schnappten hörbar nach Luft, als sie auf die Knie fiel. Das Zigarettengirl war bei ihr, hielt sie am Ellbogen fest und sah sie mit entnervender, ehrlicher Besorgnis an.
    »Sind Sie in Ordnung?«
    »Ja, danke, es geht mir gut …«
    Dexter hatte sie eingeholt und half ihr auf. Entschieden schüttelte sie ihn ab.
    »Lass mich los, Dexter!«
    »Schrei nicht so rum, beruhige dich …«
    »Ich werde mich nicht beruhigen …«
    »Schon gut, es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid. Egal, weswegen du sauer bist, es tut mir leid!«
    Sie drehte sich auf der Treppe um und funkelte ihn an. »Wie, das weißt du nicht?«
    »Nein! Komm zurück zum Tisch und klär mich auf!« Aber sie

Weitere Kostenlose Bücher