Zwei an Einem Tag
gespielt hatte, die nacheinander Throat, Slaughterhouse Six und Bad Biscuit geheißen hatte und sich für keinen Namen, geschweige denn eine Musikrichtung, entscheiden konnte. Da waren die alternative Clubnacht, zu der keiner gekommen war, der unvollendete erste Roman, der unvollendete zweite Roman und mehrere erbärmliche Sommerjobs als Kaschmir-und Tartan-Verkäuferin für Touristen. Am absoluten Tiefpunkt hatte sie einen Zirkuskurs belegt, um ihre artistischen Fertigkeiten zu entwickeln, bis sich herausstellte, dass Emma keine hatte. Trapez war auch keine Lösung.
Der vielbeschworene Second Summer of Love war voller Trübsinn und verlorenem Schwung gewesen. Selbst ihr geliebtes Edinburgh hatte angefangen, sie zu langweilen und deprimieren. Weiter in der Universitätsstadt zu wohnen, hatte sich angefühlt, als bliebe man als Einziger auf einer Party zurück, die alle anderen schon verlassen haben, weshalb sie im Oktober ihre Wohnung in der Rankeillor Street aufgegeben hatte und für einen langen, angespannten, feuchten Winter voll gegenseitiger Beschuldigungen, Türenknallen und Fernsehen am Nachmittag wieder zurück in ihr Elternhaus gezogen war, das ihr jetzt unfassbar klein vorkam. »Aber du hast doch eine Doppel-Einskommanull! Was ist mit deiner Doppel-Einskommanull?«, fragte ihre Mutter sie täglich, als sei Emmas Abschluss eine Superkraft, die zu benutzen sie sich hartnäckig weigerte. Ihre jüngere Schwester Marianne, eine glücklich verheiratete Krankenschwester mit einem neugeborenen Baby, kam abends vorbei, um über das tief gesunkene Goldmädchen der Eltern zu triumphieren.
Hin und wieder war da allerdings Dexter Mayhew. In den wenigen letzten warmen Sommertagen nach dem Abschluss hatte sie ihn in dem wunderschönen Haus seiner Familie in Oxfordshire besucht; in ihren Augen war es eher eine Villa, ein ausladendes Gebäude aus den Zwanzigerjahren mit verblichenen Teppichen, großen abstrakten Gemälden und Eiswürfeln in den Drinks. In dem weitläufigen, nach Kräutern duftenden Garten hatten sie einen langen, faulen Tag zwischen dem Swimmingpool und dem Tennisplatz verbracht, die ersten nicht-öffentlichen, die sie je gesehen hatte. Als Emma in einem Korbsessel saß, einen Gin Tonic trank und die Aussicht bewunderte, musste sie an Der große Gatsby denken. Natürlich hatte sie es verpatzt, war nervös geworden, hatte beim Abendessen einen über den Durst getrunken und Dexters Vater – einen sanften, bescheidenen, äußerst vernünftigen Mann – wegen Nicaragua angeschrien, während Dexter sie liebevoll, aber enttäuscht ansah wie einen Welpen, der auf den Teppich gemacht hat. Hatte sie wirklich am Familientisch gesessen, ihr Essen gegessen und seinen Vater einen Faschisten genannt? In der Nacht lag sie benommen und reumütig im Gästezimmer und wartete auf ein Klopfen an der Tür, das sicherlich nie kommen würde; romantische Hoffnungen, geopfert für die Sandinisten, die es ihr schwerlich danken würden.
Im April hatten sie sich in London bei der Party zum 23. Geburtstag ihres gemeinsamen Freundes Callum wiedergesehen, den gesamten nächsten Tag gemeinsam in Kensington Gardens verbracht, Wein aus der Flasche getrunken und geredet. Er hatte ihr zwar offensichtlich verziehen, aber ihre Beziehung war zum Verrücktwerden freundschaftlich geworden; zumindest fand Emma es zum Verrückwerden, als sie so dicht beieinander im frischen Frühlingsgras lagen, dass ihre Hände sich fast berührten, und er ihr von Lola erzählte, dem unglaublichen spanischen Mädchen, das er beim Skifahren in den Pyrenäen kennengelernt hatte.
Und dann ging er wieder auf Reisen, um seinen Horizont noch mehr zu erweitern. Es stellte sich heraus, dass China für Dexters Geschmack zu fremd und ideologisch war, und stattdessen brach er zu einer gemächlichen einjährigen Tour durch die »Partystädte« auf, wie sie in den Reiseführern genannt wurden. Deshalb waren sie jetzt Brieffreunde, Emma schrieb lange, leidenschaftliche Briefe voller Witze, unterstrichener Wörter, gezwungenem Geplänkel und kaum verhohlener Sehnsucht; aus 2000 Wörtern bestehende Liebesbeweise auf Luftpostpapier. Wie selbst aufgenommene Kassetten sind Briefe ein Mittel, um unausgesprochene Gefühle auszudrücken, und sie verschwendete eindeutig zu viel Zeit und Energie darauf. Im Gegenzug schickte Dexter ihr unzureichend frankierte Postkarten: »Amsterdam ist IRRE«, »Barcelona ist WAHNSINN«, »Dublin ROCKT. Heute Morgen gekotzt wie ein REIHER«. Als
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