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Zwei auf Achse

Zwei auf Achse

Titel: Zwei auf Achse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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Landstreicher werden und überhaupt nicht arbeiten“, sagte Lutz.
    „Na, hör mal! Man kann doch wechseln, wenn einem die eine Sache zu langweilig wird!“ rief Joachim. „Wozu ist man so vielseitig begabt? Wenn du ein paar Jährchen den Vagabunden gespielt hast, schulste um auf Manager oder so. Dabei kannste deine Landstreichererfahrungen wunderbar verwerten.“
    Unversehens befanden sie sich vor einer Telefonzelle. Sie gingen hinein, durchblätterten das Buch und suchten den Namen Birkeler.
    „Ich werd’ verrückt“, rief Joachim plötzlich. „Der Mensch hat tatsächlich ein Telefon! Hier steht er, guck! Henry Birkeler, Ebersberger Straße 23. Heißt dein Vater denn Henry?“
    „Keine Ahnung“, antwortete Lutz, „die Vornamen kannte meine Oma, glaub’ ich, gar nicht. Aber wenn da Henry steht, wird er wohl so heißen.“
    „Na, dann komm!“ rief Joachim. „Damit er uns nicht durch die Lappen geht.“
    Sie verließen die Zelle und fragten sich nach der Ebersberger Straße durch. Nach wenigen Minuten schon standen sie vor dem Haus, in dem Henry Birkeler wohnen sollte. Lutz sah auf seine Uhr.
    „Du, es ist erst drei nach zehn“, sagte er. „Wollen wir nicht noch ‘ne Weile warten?“
    Joachim tippte sich an den Kopf.
    „Tick, tick“, rief er, „wohl auf den Weihnachtsmann, was? Komm schon!“
    Er ging an die Tür und klingelte. Lutz kam zögernd nach. „Wenn wir die Leute aufwecken, sind sie schon böse auf uns, bevor sie uns sehen“, flüsterte er.
    „Wir wecken niemanden auf“, sagte Joachim. „Hörste nicht das Babygeschrei? Da ist schon High Life in allen Räumen!“
    Es dauerte eine ganze Weile, bis die Tür geöffnet wurde. Eine Frau mit einer völlig bekleckerten Schürze kam heraus und sah sie erstaunt an.
    „Wollt ihr zu mir?“ fragte sie.
    „Nein, wir möchten gern zu Herrn Birkeler“, sagte Lutz, „Henry Birkeler. Der wohnt doch hier, oder?“
    Die Frau schüttelte den Kopf.
    „Nein“, sagte sie, „Henry Birkeler wohnt hier nicht, hier nicht und nirgends.“
    „Aber da steht doch sein Name an der Tür!“ rief Joachim. „Mein Mann ist tot“, sagte die Frau, „schon seit drei Jahren. Was wollt ihr denn von ihm?“
    Die Jungen waren verlegen. Damit, daß der Mann, den sie suchten, tot sein könnte, hatten sie nicht gerechnet.
    „Wir wollten, wir wollten ihn was fragen“, stotterte Lutz, „eigentlich mehr was bestellen, was ausrichten von meiner Mutter aus Hamburg. Aber wenn er tot ist, dann hat das ja keinen Zweck mehr, ich meine, dann geht das ja gar nicht mehr, dann kann er’s ja gar nicht mehr hören, weil er nicht mehr da ist.“
    „Deine Mutter aus Hamburg?“ fragte die Frau. „Kannte die meinen Mann?“
    „O ja“, rief Lutz, „sehr gut! Das heißt, ich wollte sagen, ich glaube, daß sie ihn sehr gut kannte, wenn es ihr Mann war, den wir suchen und den sie kannte, dann kannte sie ihn sehr gut.“
    Joachim hielt es nun an der Zeit, sich einzuschalten, damit Lutz nicht noch mehr Verwirrung anrichtete.
    „Seine Mutter und Ihr Mann“, sagte er, „die kannten sich früher mal, von München her. Das war damals, als Ihr Mann noch gar nicht Ihr Mann war. Da waren die mal ‘ne Zeitlang zusammen. Über zwölf oder dreizehn Jahre liegt das zurück und ist schon fast gar nicht mehr wahr. Mein Freund hier, der Lutz, war noch gar nicht auf der Welt.“ Im Hause begann das Baby zu plärren. Die Frau wandte sich unruhig um.
    „Kommt mal herein“, sagte sie, „das müßt ihr mir schon genauer erzählen.“
    Sie ließ die beiden eintreten, schloß die Tür und ging ihnen in die Küche voran. Dort lag ein Kind in einem Laufstall auf dem Gesicht und schrie. Die Frau nahm es hoch, drückte es an die Brust und tröstete es.
    „Ist ja schon gut“, sagte sie, „ist ja alles wieder gut! Komm, hier ist noch dein Breichen.“ Sie setzte sich an den Tisch und begann das Kind zu füttern.
    „Setzt euch auch“, forderte sie die Jungen auf, „da auf der Bank ist Platz genug! Stellt den Korb mit den Windeln nur auf den Fußboden.“ Und sich entschuldigend, fügte sie hinzu: „Wenn man ein Baby hat, muß man immerzu Windeln waschen, das ist nun mal so. Fragt mal eure Mutter, die wird das bestätigen. Aber vielleicht habt ihr ja noch jüngere Geschwister, dann wißt ihr es aus eigener Erfahrung.“
    „Nein, nein“, sagte Joachim, „wir sind allein. Ich habe keine Geschwister und er auch nicht. Er hat auch keinen Vater.“
    „Oh“, rief die Frau und sah Lutz an, „ist

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