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Zwei auf Achse

Zwei auf Achse

Titel: Zwei auf Achse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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haben Sie das Kind wohl angenommen?“
    „Nein, das gehört meiner Schwester, die zur Zeit auf Urlaub ist. Ich hüte es nur so lange.“
    Als sie sich verabschiedet hatten und wieder auf der Straße standen, sagte Joachim: „Das zweite Windei, wieder mal nichts!“

 
     
    Lutz war niedergeschlagen. War er bisher fest davon überzeugt gewesen, daß er seinen Vater finden würde, so kam ihm ihr ganzes Abenteuer jetzt mit einemmal sinnlos vor, und er bereute fast, sich darauf eingelassen zu haben. Warum sollte ausgerechnet der letzte Mann, den sie aufsuchen konnten, sein Vater sein? Das war doch höchst unwahrscheinlich. Sicherlich gab es bei ihm auch irgendwelche Umstände, die ihn als Vater ausschlossen. War es nicht besser, die Suche aufzugeben und nach Hause zurückzukehren? Seine Oma machte sich bestimmt schon Sorgen! Was hatte Herr Telfers gesagt? Er solle froh sein, daß er einen Menschen habe, der ihn liebe, und nicht hinter seinem Vater herjagen. Möglicherweise wäre er von dem nur enttäuscht.
    Vielleicht hatte der Mann recht.
    Joachim schien nichts von der Veränderung, die mit Lutz vorging, zu bemerken. Er redete drauflos, stöhnte über die Hitze und hängte sein Gepäck abwechselnd von einer Schulter auf die andere.
    „Mensch, ist mir heiß!“ rief er. „Der warme Wind bringt mich noch um. Ich muß mir unbedingt die lange Unterhose ausziehen, sonst fang ich an zu kochen!“
    Lutz nickte abwesend, obwohl er gar nicht zugehört hatte.
    Da stieß Joachim ihn in die Seite.
    „Hörst du nicht?“ rief er. „Die lange Unterhose will ich mir ausziehen! Und du doch hoffentlich auch, oder hast du ‘ne Klimaanlage in der Tasche?“
    „Was denn? Klimaanlage? Wieso?“ fragte Lutz verwirrt. „Da schlag doch einer lang hin und steh kurz wieder auf!“ rief Joachim. „Der Knabe hört gar nicht hin, wenn ich ihm meine Sorgen beichte!“ Und mit Nachdruck: „Umziehen will ich mich, verstehste? Ein paar sommerliche Klamotten über meine Gebeine streifen! Eine kurze Unterhose zum Beispiel!“
    Jetzt hatte Lutz verstanden. Und da ihm ebenfalls heiß war, sagte er: „Das möchte ich auch gern, aber ich hab’ gar keine kurze Unterhose mitgenommen! Du hattest doch darauf bestanden, daß wir uns lange anziehen!“
    „Natürlich!“ verteidigte sich Joachim. „Und das war auch richtig! Was meinst du, wie du da sonst in der Nacht auf dem Turm mit den Zähnen geklappert hättest, mein Lieber! Wenn ich allerdings geahnt hätte, daß hier solche Bullenhitze herrscht, hätte ich den Kleiderfahrplan um einige luftigere Garnituren ergänzt.“
    „Wollen wir uns nicht kurze Unterhosen kaufen?“ fragte Lutz. „Die können doch nicht sehr teuer sein.“
    „Nee“, rief Joachim, „ich weiß was Besseres! Wir kaufen uns Badehosen, und dann gehen wir schwimmen! Eine Abkühlung möbelt uns wieder auf. Außerdem meine ich, daß wir uns nach den beiden Reinfällen eine Erholungspause verdient haben. Wenn wir wieder frisch sind und weggehen, behalten wir die nassen Badehosen einfach an, das hält uns den ganzen Tag kühl.“
    Lutz fand den Vorschlag gut.
    Also suchten sie sich in einem Kaufhaus eine rote und eine grüne Badehose aus und fragten sich nach dem Schwimmbad durch. Dort herrschte Hochbetrieb. Eine Wolke von Kinderlachen und -geschrei schwebte über dem Wasserbecken, und auf der Wiese lagen die Menschen dicht nebeneinander.
    Die Jungen zogen sich hastig um, stopften die langen Unterhosen in ihre Gepäcktaschen und stürzten sich ins Wasser. Das war zwar nicht sehr kühl, aber seine Temperatur war erträglicher als die der Luft. Als sie sich einigermaßen erfrischt fühlten, suchten sie sich einen Platz in der äußersten Ecke der Liegewiese, holten ihre Handtücher heraus und legten sich darauf.
    „Jetzt geht es mir besser“, stöhnte Joachim wohlig. „Hier bleiben wir ein paar Stunden. Dein dritter Vater muß sich noch eine Weile gedulden.“
    Auch Lutz gefiel es. Er lag auf dem Bauch, hatte die Arme nach vorne gestreckt und die Augen geschlossen. Das Geschrei um sie herum ging ihn nichts an.
    So dösten sie vor sich hin. Sie spürten, wie sich ihre Haut unter der Sonnenbestrahlung straffte, räkelten sich wohlig und vergaßen alles um sich her. Erst als der Hunger sich meldete, öffneten sie die Augen und nahmen ihre Umwelt wieder wahr.
    „Was hältst du von einer knackigen Bockwurst?“ fragte Lutz.
    „Von einer wenig, von zweien schon mehr“, antwortete Joachim.
    „Hier gibt’s aber ganz stattliche

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