Zwei bemerkenswerte Frauen
um seine Sammlung zu vergrößern – ohne sie dafür zu bezahlen. Mehr war es nicht. Sie kann von Glück reden, dass er ihr nichts Schlimmeres angetan hat. Ihn um Geld zu bitten oder darum, wieder Verbindung mit der Familie aufzunehmen, würde das Leiden der Annings nur in die Länge ziehen. Wir dürfen das nicht zulassen, nur weil das den romantischen Vorstellungen von dir und Mary entgegenkommt.»
Margaret funkelte mich an.
«Deine geliebte Miss Austen würde in ihren Romanen niemals eine solche Verbindung zulassen», fuhr ich fort. «Und wenn es schon im Roman nicht möglich ist, dann erst recht nicht im wahren Leben.»
Endlich hatte ich mich klar und deutlich ausgedrückt. Margarets Gesicht verzog sich, und sie begann bitterlich zu weinen, ihr ganzer Körper bebte unter heftigen Schluchzern. Louise nahm ihre Schwester in den Arm, sagte aber nichts, weil sie wusste, dass ich recht hatte. Margaret klammerte sich an den Zauber der Romane, weil sie ihr die Hoffnung verkauften, dass eine Heirat für Mary – und vielleicht auch für sie selbst – doch noch möglich war. Auch wenn meine eigenen Lebenserfahrungen in dieser Hinsicht beschränkt waren, wusste ich, dass so etwas niemals geschehen würde. Es war schmerzhaft, aber es war die Wahrheit.
«Das ist nicht fair», brach es aus Margaret hervor, als ihr Schluchzen allmählich nachließ. «Er hätte ihr nicht so viel Aufmerksamkeit schenken dürfen. Dauernd war er mit ihr zusammen. Er hat ihr Komplimente gemacht, ihr das Medaillon geschenkt und sie geküsst …»
«Er hat sie geküsst?» Mich durchschoss ein Pfeil der Eifersucht, die ich nicht einmal mir selbst gegenüber zugeben wollte.
Margaret schien zur Vernunft zu kommen. «Ich durfte es dir nicht erzählen! Ich durfte es niemandem erzählen! Bitte sagt es nicht weiter. Mary hat es mir nur gesagt, weil … weil es einfach so köstlich ist, mit jemandem darüber zu reden. Es ist, als würde man den Moment noch einmal erleben.» Sie wurde still. Sicherlich dachte sie an ihre eigenen vergangenen Küsse.
«Ich weiß nichts davon», sagte ich etwas spitz.
In dieser Nacht schlief ich schlecht. Ich war es nicht gewohnt, so viel Macht über das Leben eines anderen Menschen in der Hand zu haben. Es war eine Last, die ich nicht auf die leichte Schulter nahm, wie ein Mann das vielleicht getan hätte.
Am nächsten Morgen schrieb ich die Adresse von Colonel Birch auf den Brief und brachte ihn auf die Post in der Coombe Street. Mochte ich auch noch so sehr mit Margaret darüber gestritten haben, ob es gut war, den Kontakt zwischen Colonel Birch und Mary wieder herzustellen, konnte ich mich schließlich nicht wie Gott aufführen. Ich musste Molly Anning schreiben lassen, was sie wollte.
Die Dame in der Post warf einen Blick auf den Brief und zog die Augenbrauen hoch. Doch noch bevor sie etwas sagen konnte, hatte ich mich bereits zum Gehen gewandt. Sicher würde bis zum Nachmittag die ganze Stadt wissen, dass die arme Miss Philpot Colonel Birch einen Brief geschrieben hatte.
Die Annings warteten auf Antwort, doch sie kam nicht.
Ich hatte gehofft, damit sei das Thema Colonel Birch für immer erledigt, und ging nicht davon aus, ihn jemals wiederzusehen. Er hatte seine Fossilien bekommen, bis auf den Dapedium, den ich ihm nicht geschickt hatte, und konnte sich jetzt einer anderen Sammelmode zuwenden, wie etwa Insekten oder Mineralien. So machten es doch Gentlemen wie Colonel Birch.
Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, dass er mir in London über den Weg laufen könnte. Wie Molly Anning gesagt hatte, London war nicht Lyme. In London lebten eine Million Menschen, während es in Lyme zweitausend waren, außerdem kam ich nur selten nach Chelsea, wo er wohnte, es sei denn, ich begleitete Louise auf ihrer alljährlichen Pilgerfahrt in den kleinen botanischen Garten, den es dort gab, den Physic Garden. Dass die Flut zwei so unterschiedliche Kieselsteine wie uns nebeneinander an den Strand spülen würde, hielt ich für äußerst unwahrscheinlich.
Im Frühjahr machten wir unsere jährliche Londonreise. Wir freuten uns darauf, Lyme für eine Weile hinter uns zu lassen, unsere Familie zu sehen und die üblichen Freunde, Geschäfte, Galerien und Theater zu besuchen. Bei schlechtem Wetter gingen wir oft ins Britische Museum, das in einem alten Herrenhaus, der Montague Mansion, untergebracht war. Da wir seit unserer Kindheit regelmäßig hierherkamen, kannten wir die Sammlungen sehr gut.
An einem besonders verregneten Tag
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