Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland
gutes neues Kennwort nehmen? Wo doch schon das letzte alles Hirnschmalz gekostet hat? Merken muss man sich’s können ( a#xGht_eR4%u fällt damit weg), unknackbar soll’s sein ( meinpasswort und volkerkluepfel auch nix).
Was nun? Meine Bank- PIN , um mein Hirn vor Kennwortmüll und daraus resultierender neuronaler Schutzverletzung zu bewahren? Aber will ich, dass mein Master auch noch meine PIN hat?
Moment, grade neues Fenster aufgeploppt: Kennwort sofort eingeben, sonst wird System heruntergefahren. Verdammt, wie jetzt? Ich bin noch nicht bereit! Was, wenn mir nichts Originelles einfällt, wenn mein Kennwort schon vergeben ist, wenn dies meine letzte–––––-
User unknown
Der Herr Kobr sieht mit den Mickymaus-Ohren schon irgendwie niedlich aus, oder? Aber der Schallschutz vor dem ständigen Redefluss von Herrn Klüpfel ist halt unerlässlich – das schreibt die Berufsgenossenschaft so vor.
Lasset die Arbeit beginnen:
Von Anstrengungen und Ablenkungen
Eine Vermeidungsstrategie , sagt der Duden, ist das »planvolle Vermeiden von Unangenehmem«.
Wenn Sie an einen Autor denken, stellen Sie sich vermutlich einen weltabgewandten, selbstvergessenen Berserker vor, der sich in sein eigenes Universum verkriecht, bis er seine Geschichte erzählt, das Buch geschrieben hat. Dann kriecht er aus seiner Schreibhöhle, blass und ein wenig anämisch, fährt auf die Buchmesse, feiert dort wilde Partys, wo er kokst und säuft, dann geht der Schreibprozess weiter.
Nun ja, das entspricht, wenn wir ehrlich sind, nicht ganz der Wahrheit. Jedenfalls nicht unserer. Schreiben ist wie Gebären, zumindest stellen wir es uns als Männer ähnlich vor … Ein wirklich schmerzlicher, anstrengender Prozess, bei dem lediglich das Ergebnis befriedigend ist. Im Idealfall ist natürlich beim Gebären und bei dem, was damit zusammenhängt auch der Anfang … lassen wir das.
Deswegen sind schwache Menschen, Menschen, die nicht soldatisch diszipliniert und über die Maßen zielorientiert sind – also: wir –, gefährdet, sich von allem und jedem ablenken zu lassen, ja, die Zerstreuung beim Schreiben geradezu zu suchen.
Sei es die Fliege, die unser Sichtfeld kreuzt und sofort Gedanken in Gang setzt über das Sein der Fliege an sich und die Frage, ob das nun wohl der Papa einer großen Fliegenfamilie ist oder doch eher die Mama auf einem kurzen (Achtung, Wortspiel:) Ausflug; sei es das Wetter, das draußen ja immer irgendwie ist – eine der liebsten Ablenkungen übrigens.
Außer vielleicht dem Mailchecken, das auch für so herrliche Zerstreuung sorgt und fast so viel Erholung bringt wie früher die Pausenzigarette, als man noch rauchen, koksen und saufen durfte.
All diese kleinen geistigen Reisen haben – wie bei uns auch oft die großen – nur ein Ziel: nicht schreiben zu müssen. Und genau darüber kann man wunderbar schreiben.
Nicht nur während der Schreibarbeit lassen wir uns gerne ablenken. Hier war unsere Garderobe während einer Lesung ein Klassenzimmer, ein Musiksaal sogar. Da kann es schon mal zu einer Modifizierung des dort vorgefundenen Tafelbildes kommen. Wer auch immer dafür nachsitzen musste: Nix für ungut!
Namen sind Schall und Schützenfest
Von Volker Klüpfel
Es ist immer ein großer Moment für einen Autor – oder ein Autorenduo, wenn der Titel des neuen Buches feststeht. Natürlich geben wir unseren neuen Büchern erst mal Arbeitstitel, aber die sind eher prosaischer Natur. Also, etwa »Neues Buch«. Rauhnacht hieß bei mir »Poirot«, Laienspiel »Terror« usw. Vereinfacht für einen selber den Umgang mit dem noch namenlosen Werk, auch wenn Michael und ich immer verschiedene Arbeitstitel haben, was die Sache dann doch wieder verkompliziert. So hieß bei mir unser neues Buch »Schatz«, bei Michael »Klufti VI «. Keine Ahnung, was das nun über uns aussagt, aber irgendwie muss man die Ordner im PC schließlich benennen.
Natürlich wissen wir den Titel dann immer schon ein bisschen vor der offiziellen Bekanntgabe, aber irgendwann kommt er raus und wir müssen nicht mehr sagen: »Nein, keeeeeine Ahnung wie das Buch heißen wird, Titel haben wir noch nicht, das dauert noch mindestens … lange.« Dieser Satz stimmt aber zumindest für die ersten drei bis vier Monate des Entstehungsprozesses und ich kann Ihnen verraten: Das Finden eines passenden Titels ist das, was die Amerikaner »a pain in the ass« nennen, also kein wirklich beglückender Vorgang. Und man kann sich damit trefflich von der eigentlichen
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