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Zwei Esel Auf Sardinien

Titel: Zwei Esel Auf Sardinien Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Olivenbäumen hin und her. Nicht nur, dass mir die Füße weh tun, auch sinken meine Absätze regelmäßig in der Erde ein. Außerdem ist es bereits fast dunkel, ich sehe so gut wie nichts mehr und weiß nicht, ob ich nun in Erde oder Ziegenscheiße wate. Von der Koppel ertönt es »määäähhhh« und »iiiiiiiiaaaaaaah«. Was für eine Idylle!
    » Pronto, pronto «, höre ich Bruno rufen, na, wenigstens versucht er zu telefonieren. Das Essen ist fertig, wie wunderbar! Eine dampfende Schüssel landet auf dem wackeligen Tisch, und Anna teilt riesige Portionen aus. Claudio sticht in den Käse und legt ein Stück davon neben meine Pasta, für sich nimmt er auch eines und reicht dann das Messer Bruno. Der will sich zurückhalten, aber er hat keine Chance. Warum verzieht er denn so sein Gesicht? Das ist Schafskäse, der ist sicher gut. Ich probiere ihn jetzt, denn die beiden scheinen ja ganz begierig darauf zu sein, zu hören, wie er uns schmeckt.
    Also stecke ich mir eine Gabel davon in den Mund. Weich ist er, ein bisschen wie Wackelpudding, nicht besonders aufregend im Geschmack, für meine Begriffe fehlt Salz. Na ja!
    » Buono «, sage ich und widme mich dann meinen Nudeln, die mir wesentlich besser schmecken. Jedoch ist irgendein Gewürz daran, das ich nicht besonders mag. Es schmeckt fischig, aber ich entdecke bei dem schwachen Licht weit und breit keinen Fisch. Ich frage nach den Gewürzen und bekomme mal wieder eine Auskunft, die ich nicht verstehe. Bruno sagt, » uova di pesce «, aha, ich bin beeindruckt. Erkennen kann ich jedoch keine Fischeier, höchstens kleine dunkle Punkte, die nicht im Entferntesten an Kaviar erinnern. Was soll’s, der Hunger treibt’s rein, wie wir in Bayern sagen. Ich nehme noch ein Stück von dem Käse, um eine andere Geschmacksrichtung zu bekommen.
    » Buoni il formaggio con vermi, eh? «, fragt mich Claudio.
    »Er fragt«, dolmetscht Bruno, »wie der Käse mit den Würmern schmeckt?«
    »Was? Käse mit Würmern?!«, schreie ich fast.
    » Sì, sì, molto buono «, antwortet er mir. Pfui Teufel, mich schüttelt es augenblicklich. Hätte ich nicht schon alles hinuntergeschluckt, würde ich es auf den Boden spucken. Es würgt mich, und mir ist augenblicklich der Appetit vergangen. Erst Nudeln mit merkwürdigem Fischgeschmack und dann lebendige Würmer in einem Käse! Und das soll eine sardische Delikatesse sein?
    Wir sind doch nicht im Busch! Ich habe noch nie von so einer sardischen Spezialität gehört. Wenn man in München beim Sarden so was anbietet, schließen die Behörden augenblicklich das Lokal. Nur Ratten sind noch schlimmer. Mir reicht’s, ich will jetzt weg von hier, und zwar augenblicklich, aber Bruno lacht nur. Wie mir scheint, ein bisschen irre. Wie viel hat der denn schon von dem Höllenzeugs getrunken? Und musste Claudio noch diesen sardischen Wein aus dem Keller holen? Wenn Bruno beschwipst ist, dauert es nicht lange, und er ist total betrunken. Er verträgt rein gar nichts. Da bin ich bei weitem trinkfester. Etwas resigniert betrachte ich meinen Lebensgefährten. Wie kann er mich bloß so im Stich lassen?
    Zu allem Überfluss setzen sich im Zuge des Sonnenuntergangs jetzt auch noch Mücken auf meine nackten Beine. Aber nicht nur auf die Beine, Sekunden später attackieren sie auch meine Arme, stechen in meine Kopfhaut, und ich schlage um mich, was sehr meiner derzeitigen inneren Haltung entspricht. Ich verstehe einfach nicht, warum wir jetzt nicht fahren können, hier versäumen wir ja nun wirklich nichts mehr.
    Anscheinend bin ich die Einzige hier, die sich nicht wohl fühlt, aber meine Befindlichkeit interessiert absolut niemanden. Die drei amüsieren sich prächtig, als wären sie schon Jahrzehnte befreundet. Bruno, der eigentlich viel Heiklere von uns beiden, mampft und trinkt, was das Zeug hält. Ganz still werde ich. Unscheinbar sitze ich zwischen den anderen, und wenn nicht hin und wieder für einen Moment Brunos Hand die meine suchen würde, könnte ich mich auflösen. Die drei befinden sich in einer anderen Welt, zu der ich keinen Zutritt habe. Ich verstehe ihre Sprache nicht, und niemand bezieht mich ein. Ich bin ein unbequemer Außenseiter, der ihnen das Spiel verdirbt. Da haben wir es mal wieder: Wahrnehmung und Erwartungshaltung! Bruno scheint von alldem nichts zu merken.
    So kenne ich ihn gar nicht. In München sucht er immer sehr meine Nähe, um sich ja nicht allein zu fühlen. Er will eingebunden sein, über alles Bescheid wissen. Hier, so scheint

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