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Zwei Herzen im Winter

Zwei Herzen im Winter

Titel: Zwei Herzen im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MERIEL FULLER
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Dank, dass du wohlbehalten gelandet bist.“ Er schlug Lord Talvas mit derber Hand freundschaftlich auf den Rücken.
    „Ich freue mich auch, dich zu sehen, Guillame. Nimm die Zügel auf, bevor die Pferde durchgehen.“ Talvas erwiderte den Schlag auf die Schulter, eine kameradschaftlich vertrauliche Geste, die Emmeline verwunderte. „Woher weißt du, dass ich hier an Land gehe?“
    Guillame schlang sich die Zügel um die Hand. „Ich wusste, dass du entweder in Boulogne oder in Barfleur landest. Die Gefolgsmänner deines Vaters warten in Boulogne, also nahm ich hier in Barfleur Quartier. Seit beinahe zwei Wochen komme ich jeden Morgen zum Hafen, um deine Ankunft zu erwarten.“
    „Jeden Morgen?“, platzte Emmeline heraus, verblüfft über die Treue des Mannes. Nun entsann sie sich, sein offenes Gesicht gesehen zu haben … jeden Morgen. „Aber Ihr seid nicht auf Eurem Schiff gereist, Mylord?“ Sie wandte sich fragend an Lord Talvas. „Wieso habt Ihr mein Schiff genommen?“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und wartete auf eine Erklärung.
    „Mein Schiff wurde auf der Überfahrt nach England beschädigt und muss repariert werden. Zum Glück begegnete ich Eurem Bootsführer Monsieur Lecherche, der sich bereit erklärte, mich mitzunehmen.“ Sein Blick heftete sich auf Emmelines volle Lippen, während er sich auf eine weitere respektlose Entgegnung von ihr gefasst machte.
    „Damit hat er gegen meine Anweisungen verstoßen“, erwiderte Emmeline tadelnd. „Er ist nicht befugt, Passagiere mitzunehmen.“
    „Nun, er hat für sein Entgegenkommen eine hübsche Summe verlangt. Aus meinem Unglück habt Ihr Gewinn geschlagen, Madame.“
    „Es geht mir nicht um Gold. Ihr hättet irgendwer sein können ein … ein Pirat, der mir mein Schiff raubt.“ Emmeline wusste, dass ihr Einwand wenig überzeugend klang. In Wahrheit kam ihr jede Summe gelegen, da sie durch Giffards Misswirtschaft immer noch Schulden zu tilgen hatte.
    Lord Talvas lächelte spöttisch, und hinter dem dunklen Schatten seines Stoppelbarts blitzten weiße Zähne. „Ich bin aber nicht irgendwer. Ich bin Talvas of Boulogne und kein Fremder für Euren Bootsführer.“ Er blickte ihr wieder tief in die Augen, und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Nein, er war nicht irgendwer. Er war ein umwerfend gut aussehender Mann, vor dem sie sich in Acht nehmen musste. Sie verschränkte abweisend die Arme vor der Brust; seine verwirrende Wirkung auf sie schwächte ihr Selbstvertrauen.
    Guillame ergriff das Wort und ersparte ihr eine Erwiderung. „Nach ein paar Tagen vergeblichen Wartens war mir klar, dass dein Schiff zu Schaden gekommen sein muss“, erklärte er. „Deshalb erkundigte ich mich bei den Schiffseignern, ob sie einen Transport aus England erwarteten. Wie sich herausstellte, wartete nur noch Madame de Lonnieres auf ihr Schiff.“ Nun entsann Emmeline sich, dass der junge Mann ihr vor ein paar Tagen Fragen gestellt hatte.
    „Und mir war das Glück hold“, stellte Lord Talvas fest, den Emmelines finstere Miene erheiterte. Dieser Frau lag offenbar das Schicksal ihres Schiffes mehr am Herzen als das eines Menschen. „Wie gut, dass ich das letzte Schiff fand, das die Überfahrt noch vor den Winterstürmen wagte.“ Er wandte sich wieder an Guillame. „Erwartet man uns?“
    „Morgen, Mylord. Ich habe eine Herberge im Ort gefunden.“ Guillame beschwichtigte die Pferde, als eine kreischende Schar Möwen dicht über ihre Köpfe flog, und lehnte seinen breiten Rücken gegen die unruhig tänzelnden Tiere. „Talvas, es ist etwas geschehen“, sagte er mit gedämpfter Stimme. „Aber ich weiß nicht, was es ist. Die Kaiserin verkündete gestern, sie beabsichtigt, so rasch wie möglich nach England zu reisen. Sie sucht dringend ein Schiff.“
    Talvas’ Miene versteinerte. Er warf Emmeline und Geoffrey einen argwöhnischen Blick zu. „Morgen wird sie mich gewiss Näheres wissen lassen“, murmelte er und brachte Guillame mit einem warnenden Stirnrunzeln zum Schweigen. Dann tätschelte er sein Pferd, stellte den Fuß in den Steigbügel, schwang sich in den Sattel und hielt die Zügel straff. Der Faltenwurf seines blauen Umhangs breitete sich über den glänzenden Pferderumpf. Er setzte seinen zerbeulten, vom Salzwasser fleckigen Hut auf und blickte zu Emmeline herab. „Madame, ich verabschiede mich. Es war mir ein Vergnügen, das ich allerdings nicht wiederholen möchte.“ Damit lenkte er den Hengst durch die Menschenmenge, die sich am Hafen

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