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Zwei Herzen im Winter

Zwei Herzen im Winter

Titel: Zwei Herzen im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MERIEL FULLER
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heruntergerutschten Beinlingen vor ihm kauerte. „Ich schaffe es alleine“, murmelte sie zähneknirschend.
    „Wie Ihr wünscht.“ Er zog die Hand zurück und richtete sich auf.
    Mittlerweile lungerten ein paar Hafenarbeiter in der Nähe herum, einige mit besorgter Miene, andere registrierten ihre Demütigung mit einem leichten Grinsen. Zornig schob sie die Röcke nach unten und bedeckte ihre Füße, als ein Kaufmann sich einen Weg durch die Gaffenden bahnte.
    „Madame de Lonnieres, Ihr seid es! Ich bitte tausendmal um Entschuldigung“, versicherte der untersetzte Mann in heller Aufregung und wedelte mit feisten Händen vor seinem aufgeregt geröteten Gesicht herum. „Erst vorhin habe ich die Seile noch überprüfen lassen, das müsst Ihr mir glauben.“
    „Offenbar nicht sorgfältig genug“, bemerkte der Fremde trocken. „Die Frau wäre beinahe von dem herabstürzenden Fass erschlagen worden.“ Er musterte den beleibten Mann finster.
    Die Splitter der Fassbretter lagen auf dem Steg verstreut wie Knochen eines Skeletts. Der Rotwein versickerte wie Blut in die Planken des Stegs. Über der makaberen Szene zogen die Möwen ihre Kreise, deren Schreie wie Todesklagen klangen.
    „Madame?“
    Die Stimme des Fremden drang wie durch Nebel an Emmelines Ohr, der erst jetzt wirklich bewusst wurde, wie knapp sie dem Tod entronnen war. Da sie nicht reagierte, beugte er sich über sie, legte seine Hände unter ihre Achseln und zog sie auf die Füße.
    „Monsieur!“, schrie sie aufbrausend, als sie seine Finger gefährlich nahe an den Unterseiten ihrer Brüste spürte. In ihrer Magengrube setzte ein Flattern ein, das sie hastig verdrängte. Sie wich ein paar Schritte zurückwich, nachdem sie auf den Füßen stand. „Fasst mich nicht an!“, zischte sie.
    Er ließ sie jäh los. „Keine Sorge, Madame, ich habe nicht die Absicht, Nutzen aus Eurem ‚Gewerbe‘ zu ziehen.“ Der Blick seiner blauen Augen heftete sich verwirrend tief in die ihren. „Ich wollte mich nur vergewissern, dass Ihr sicher auf den Füßen steht.“
    Emmeline richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, nur um festzustellen, dass ihr geradeaus gerichteter Blick bis zur Verschnürung seines Wamses reichte. Sie bog den Kopf in den Nacken, bebend vor Zorn. „Nun seht mich genau an!“ Sie stocherte mit dem Zeigefinger angriffslustig nach ihm, um diesen schwarzhaarigen Barbaren endgültig in seine Schranken verweisen. „Ihr habt wohl keine Augen im Kopf! Ich bin viel zu alt, um … um so eine zu sein!“
    Die Mundwinkel des Fremden zuckten, dann erhellte ein breites Lächeln seine hageren Gesichtszüge. Diese Frau, die ihm kaum bis zu den Schultern reichte, amüsierte ihn – nein, sie weckte sein Interesse, dabei sollte er sie wegen ihrer Unbotmäßigkeit in Ketten legen lassen. Er musterte sie aus halb verhangenen Augen, wie sie aufrecht, stolz und störrisch vor ihm stand. Ihr auffallend goldblondes Haar war mittlerweile wieder unter der weiten Kapuze verborgen, ihre großen grünen Augen blitzten in ihrem schmalen alabasterhellen Gesicht, das in ihm den absurden Wunsch weckte, ihre Wange zu streicheln. Die verführerischen Rundungen ihrer zierlichen Figur unter dem weiten Umhang hatte er bereits ertastet. Als er sie auf die Füße zog, hatte sie sich leicht wie eine Feder angefühlt.
    Er schüttelte den Kopf. „Ich muss Euch widersprechen, Madame.“ Seine tiefe melodische Stimme umschmeichelte Emmelines Ohr. „Mit Eurer Schönheit und Eurer Gestalt könnt Ihr einem Mann gewiss Vergnügen bereiten.“ Seine unverschämten Worte trafen sie wie Faustschläge und zerschmetterten ihre mühsam aufrecht erhaltene Beherrschung. Mit geballten Fäusten, die Wangen flammend rot übergossen, wich sie noch einen Schritt nach hinten.
    „Ihr geht entschieden zu weit, Monsieur! Ihr solltet Euch schämen!“
    Seine Miene blieb gleichmütig. Der Wutausbruch dieses kleinen Zankteufels war ihm eine willkommene Ablenkung nach der anstrengenden Überfahrt. Zerstreut fragte er sich, wie weit er sie reizen konnte, bevor sie die Beherrschung endgültig verlor.
    „Nun, Monsieur? Was habt Ihr zu Eurer Rechtfertigung vorzubringen?“
    Sie behandelte ihn wie ein Kind, verweigerte ihm beharrlich den nötigen Respekt, den ein Edelmann verdiente – nein, den sie im schuldete. Offenbar hatte sie keine Ahnung, wer er war und welchen Rang er repräsentierte.
    „Seid Ihr immer so übellaunig und zänkisch?“
    Die Knöchel ihrer geballten Fäuste schimmerten hell, so sehr

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