Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Jahre Ferien

Zwei Jahre Ferien

Titel: Zwei Jahre Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
angenommenen Bezeichnungen Bear-rock und North-creek in der Karte eingetragen wurde.
    Als der Abend herankam, waren neun Meilen zurückgelegt. Noch einmal so viel, und die jugendlichen Wanderer mußten den Norden der Insel erreicht haben. Das sollte dem nächsten Tage vorbehalten bleiben.
    Mit Sonnenaufgang wurde der Marsch fortgesetzt. Man hatte einigen Grund sich zu beeilen, da ein Witterungsumschlag drohte. Der Wind, der nach Westen umging, zeigte Neigung aufzufrischen. Schon trieben von der See her Wolken heran, freilich noch in so hohen Zonen, daß eine Auflösung derselben in Regen vorläufig nicht zu befürchten schien. Dem Winde allein zu trotzen, selbst wenn er zum Sturme anwuchs, das konnte die entschlossenen Knaben nicht erschrecken.
    Sturmböen aber mit deren gewöhnlicher Begleitung von tüchtigem Platzregen hätten sie mehr in Verlegenheit gebracht und vielleicht gar gezwungen, den ganzen Zug aufzugeben, um im Bear-rock schleunigst Schutz zu sachen.
    Sie beeilten also ihre Schritte nach Kräften, obwohl sie gegen den sehr heftigen Wind, der sie von der Seite packte, anzukämpfen hatten. Der Tag brachte viele Beschwerden mit sich und die Nacht drohte obendrein schlecht zu werden. In der That war es ein richtiges Unwetter, das gegen die Insel heranzog, und um fünf Uhr Abends ließ sich schon schweres Donnerrollen inmitten bläulich aufleuchtender Blitze vernehmen.
    Doniphan und seine Kameraden wichen deshalb nicht zurück; der Gedanke, sich dem Ziele zu nähern, hielt ihren Muth aufrecht. Uebrigens setzte sich in dieser Richtung das dicke Gehölz des Beechs-forest noch weiter fort, und schlimmsten Falls müßten sie unter den Bäumen desselben immer Schutz finden. Der Sturm entfesselte sich mit solcher Gewalt, daß er jeden Regenfall vorläufig verhinderte, und außerdem konnte die Nordküste nicht mehr weit entfernt sein.
    Wirklich wurde gegen acht Uhr das dumpfe Brausen der Brandung hörbar, ein Beweis, daß auch hier ein Klippengürtel die Insel Chairman umschließen mußte.
    Inzwischen wurde der schon von dichten Dunstmassen verschleierte Himmel immer dunkler. Um einen Blick auf das hohe Meer hinaus werfen zu können, während noch der letzte Tagesschein den Weltraum erhellte, mußten sie ihre Schritte möglichst beeilen. Jenseits der Baumgrenze dehnte sich der etwa eine Viertelmeile breite Strand aus, über den die weißschaumigen Wogen, nachdem sie sich an den Klippen im Norden gebrochen, weit hereinrollten.
    Trotz ihrer Erschöpfung gewannen Doniphan, Webb, Croß und Wilcox doch noch die Kraft, im Laufschritt voranzueilen. Sie wollten, so lange es noch etwas Tag war, diesen Theil des Stillen Oceans wenigstens flüchtig überblickt haben, um sich zu überzeugen, ob: es ein Meer ohne Grenzen oder nur ein engerer Canal war, der diese Küste von einem Festlande oder einer Insel trennte.
    Plötzlich blieb Wilcox, der den Andern ein wenig voraus war, stehen. Mit der Hand wies er nach einer schwärzlichen Masse, welche sich an einem Risse nahe dem Strande undeutlich zeigte. Auf den ersten Blick ließ sich kaum unterscheiden, ob es sich hier um ein Seethier, um einen jener gewaltigen Cetaceer, einen jungen oder halbausgewachsenen Walfisch, oder um ein größeres Boot handelte, das, nachdem es über den Klippengürtel hinweggerissen, hier bis nahe an den Strand geworfen worden war.
    Ja, es war ein, auf der Steuerbordseite liegendes Boot, und unsern davon, dicht an der von der Fluth angeschwemmten Linie von Varec, wies Wilcox auf zwei, zu beiden Seiten desselben liegende Körper hin.
    Doniphan, Webb und Croß hatten zunächst im Laufe angehalten; dann aber eilten sie, ohne weitere Ueberlegung, quer über den Strand hin und gelangten zu den beiden, auf dem nassen Sande ausgestreckten Körpern – vielleicht zwei Leichen.
    Der Anblick erfüllte sie mit Entsetzen, und ohne auch nur auf den Gedanken zu kommen, daß doch wohl noch etwas Leben in den Körpern sein könne und diese der schleunigsten Hilfe bedürfen möchten, liefen sie sofort wieder zurück, um unter den Bäumen Schutz zu sachen.
    Die Nacht war schon dunkel oder wurde doch nur durch einen gelegentlich aufleuchtenden Blitzschein erhellt, und mitten in der tiefen Finsterniß heulte der gräßliche Sturm um die Wette mit dem Donnern und Rauschen des empörten Meeres.
    Und welcher Sturm! Auf allen Seiten knackten und krachten die alten Bäume, so daß es für Die, welche darunter Deckung suchten, wirklich gefahrdrohend wurde; es wäre jedoch

Weitere Kostenlose Bücher