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Zwei Jahre Ferien

Zwei Jahre Ferien

Titel: Zwei Jahre Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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dabei gegenseitig unterstützen, um nicht umgeworfen zu werden.
    Das Boot war neben einer schwachen Sandanhäufung fest sitzen geblieben. Aus der Form der Anschwemmungen durch das Meer erkannte man, daß die durch den Wind gesteigerte Fluth über dasselbe hinweggerauscht sein müsse.
    Die beiden Körper lagen nicht mehr hier…
    Doniphan und Wilcox gingen auf dem Strande einige zwanzig Schritte weiter hinaus…
    Nichts… nicht einmal Fußtapfen, welche die Ebbeströmung jedenfalls verwaschen hatte.
    »Die Unglücklichen, rief Wilcox, haben also gelebt, da sie sich zu erheben vermochten!…
    – Wo sind sie aber?… fragte Croß.
    – Wo sie sind?… antwortete Doniphan, nach dem hochwogenden Meere hinaus zeigend. Da, wohin die abfallende Ebbe sie getragen hat!«
    Doniphan kletterte hierauf bis nach dem äußeren Klippenrande und musterte die ganze vorliegende Meeresfläche mit dem Fernrohre.
    Kein Leichnam schwamm da draußen!
    Die Körper der Verunglückten waren weit ins hohe Meer hinaus geschwemmt worden.
    Doniphan kam zu Wilcox, Croß und Webb zurück, welche nahe bei dem Boote geblieben waren.
    Vielleicht fand sich hier ein Ueberlebender von diesem Unglücksfalle.
    Das Boot erwies sich leer.
    Es war die am Vordertheile überdeckte Schaluppe eines Kauffahrers, deren Kiel gegen dreißig Fuß messen mochte. Jetzt war sie nicht mehr brauchbar, da die Beplankung der Steuerbordseite durch die Stöße bei der Strandung in der Schwimmlinie durchgebrochen war. Der an seiner Einsenkung abgebrochene Stumpf des Mastes, einzelne Segelfetzen, welche an den Takelhaken des Dahlbords hingen, und einige Enden von Stricken, das war Alles, was sich von seiner Ausrüstung noch vorfand. Von Lebensmitteln, Werkzeugen und Waffen lag nichts weder in den Seitenkästen noch unter dem kleinen Vordercastell.
    Am Hintertheile zeigten nur zwei Namen an, zu welchem Schiffe und welchem Heimatshafen es gehört hatte:
    »Severn – San Francisco.«
    San Francisco! Einer der Häfen an der Küste Californiens!… Das Schiff war also von amerikanischer Nationalität.
    Den Horizont desjenigen Theiles der Inselküste aber, auf welche die Schiffbrüchigen des »Severn« vom Sturme verschlagen worden waren, umrahmte das grenzenlose Weltmeer.
Zweiundzwanzigstes Capitel.
    Eine Idee Briant’s. – Jubel der Kleinen. – Herstellung eines Drachens. – Ein unterbrochener Versuch. – Kate. – Die Ueberlebenden des »Severn«. – Doniphan und seine Kameraden von Gefahren bedroht. – Briant’s Ergebenheit. – Alle wieder vereinigt.
     
    Der freundliche Leser weiß, unter welchen Umständen Doniphan, Webb, Croß und Wilcox French-den verlassen hatten. Seit ihrem Fortgange gestaltete sich das Leben der jungen Colonisten recht traurig. Mit welch’ tiefem Kummer hatten Alle diese Trennung gesehen, welche in Zukunft die schwerstwiegenden Folgen haben konnte! Gewiß hatte sich Briant deshalb keinen Vorwurf zu machen und doch war er davon mehr ergriffen als die Anderen, weil diese Absonderung seiner Person wegen erfolgt war.
    Vergebens sachte Gordon ihn zu trösten.
    »Sie werden schon wiederkommen, Briant, sagte er, und vielleicht eher, als sie selbst es denken. So starrsinnig Doniphan auch sein mag, die Verhältnisse sind doch stärker als er. Ich möchte gleich eine Wette darauf eingehen, daß sie noch vor Eintritt der rauhen Jahreszeit bei uns in French-den wieder eingetroffen sind.«
    Briant schüttelte den Kopf, ohne sich weiter auszusprechen. Ja, es war ja möglich, daß die Abwesenden durch den Zwang der Verhältnisse zurückgeführt werden konnten, doch dann mußten diese Verhältnisse wohl schon recht drückende geworden sein.
    »Vor Wiedereintritt der rauhen Jahreszeit!« hatte Gordon gesagt. Sollten die jungen Colonisten demnach gezwungen sein, einen dritten Winter auf der Insel Chairman zuzubringen? Sollte ihnen auch bis dahin noch keine Hilfe werden? Wurden die umliegenden Theile des Stillen Weltmeeres wirklich auch nicht während des Sommers wenigstens von einzelnen Handelsschiffen besucht, und sollte das auf dem Gipfel des Aucklandhill errichtete Ballonsignal nicht endlich einmal bemerkt werden?
    Dieser nur gegen zweihundert Fuß über der mittleren Höhe der Insel angebrachte Ballon konnte freilich nur in ziemlich beschränktem Umkreise wahrgenommen werden. Nachdem er mit Baxter vergeblich versucht, die Aufrisse zu einem neuen Fahrzeuge zu entwerfen, welches im Stande gewesen wäre, das offene Meer zu halten, mußte sich Briant schon um ein

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