Zwei Jahre Ferien
weißlichen Fleck nicht hoch über dem Horizonte wahrnahm, dessen Natur ich mir damals nicht erklären konnte…
– Wilcox und ich haben freilich nichts Aehnliches entdecken können, antwortete Doniphan, obgleich auch wir uns bemühten, jenen Fleck aufzufinden…
– Moko hat ihn ebenso bestimmt wahrgenommen, erwiderte Briant.
– Zugegeben! Es kann ja sein! entgegnete Doniphan; doch was berechtigt Dich zu der Annahme, daß wir uns in der Nähe eines Festlandes oder einer Inselgruppe befinden?
– So hört mich an, sagte Briant. Gestern Nacht, als ich den Horizont in jener Richtung ins Auge faßte, unterschied ich einen Lichtschein, der unzweifelhaft außerhalb der Insel zu suchen war und der nur von einem in Ausbruch befindlichen Vulcan herrühren konnte. Ich schloß daraus, daß in jener Gegend also ein Land liegen müsse. Die Matrosen auf dem »Severn« müssen das selbstverständlich wissen, und sie werden Alles daran setzen, dorthin zu gelangen.
– Das ist nicht zu bezweifeln, antwortete Baxter. Was würden sie mit ihrem längeren Verweilen hier gewinnen? Offenbar rührt der Umstand, daß wir von ihrer Anwesenheit noch nicht befreit sind, davon her, daß sie ihre Schaluppe noch nicht genügend auszubessern vermochten.«
Was Briant hier seinen Kameraden mittheilte, war von größter Wichtigkeit. Es gab ihnen die Gewißheit, daß die Insel Chairman nicht, wie sie geglaubt hatten, ganz isolirt in diesem Theile des Stillen Oceans gelegen war. Was die Sache aber noch verschlimmerte, war der Umstand, daß Walston sich, nach der Wahrnehmung seines Lagerfeuers, thatsächlich jetzt in der Nähe der Mündung des East-river aufhielt. Nachdem er die Küste der Severn-shores verlassen, war er nun um etwa zwölf Meilen näher hierher gekommen. Er brauchte nur noch den East-river hinauf zu gehen, um in Sicht des Sees zu gelangen, und um dessen Südspitze herumzuziehen, um French-den zu entdecken.
Gegenüber dieser Möglichkeit mußte Briant die strengsten Maßregeln anordnen. Alle Ausflüge wurden von jetzt ab auf das Nothwendigste beschränkt und sollten sich nicht einmal mehr auf dem linken Ufer des Rio bis nach den Dickichten der Bog-woods ausdehnen. Gleichzeitig verbarg Baxter die Umpfählung seines Viehhofes, ebenso wie die beiden Eingänge zur Halle und zum Storeroom durch ein Gewirr von Buschwerk und Zweigen. Endlich erging das Verbot, sich in dem Theile zwischen dem See und dem Auckland-hill erblicken zu lassen. Die Nothwendigkeit, sich solchen peinlichen Beschränkungen zu fügen, vermehrte begreiflicher Weise noch die ohnehin unerquickliche Lage.
Jener Zeit gab es auch noch andere Gründe zu ernster Besorgniß. Costar wurde von einem Fieber ergriffen, das sein Leben zu bedrohen schien. Gordon mußte dagegen zur Apotheke des Schooners seine Zuflucht nehmen, fürchtete dabei aber immer, einen Irrthum begehen zu können. Glücklicherweise that Kate für den Kranken, was eine Mutter für ihr eigenes Kind nur hätte thun können. Sie pflegte ihn mit jener verständigen Sorgfalt, welche ein natürliches Erbtheil der Frauen zu sein scheint, und wachte Tag und Nacht an seiner Seite. Dank ihrer Aufopferung ließ das Fieber endlich nach und die damit deutlich eintretende Besserung des Zustandes nahm ihren ununterbrochenen Verlauf. Ob sich Costar wirklich in Lebensgefahr befunden, hätte man vielleicht kaum entscheiden können; ohne die ihm zu Theil gewordene Pflege war es aber immerhin denkbar, daß das Fieber den kleinen Kranken hätte aufreiben können.
Wahrlich, wäre Kate nicht dagewesen, so wüßte man nicht, welchen Ausgang die Krankheit nehmen konnte, und wir wiederholen hier gerne, daß die vortreffliche Frau den jüngsten Kindern der Colonie alle mütterliche Zärtlichkeit widmete, die ihr Herz nur bergen mochte, und daß sie gerade diesen gegenüber niemals mit ihren Liebkosungen geizte.
»’S ist eben so meine Natur, Ihr kleinen Papooses! sagte sie stets. Ich muß einmal immer stricken und flicken und hätscheln und tätscheln!«
In der That kennzeichnete dieses Geständniß die brave Frau vollkommen.
Eine der wichtigsten Beschäftigungen Kate’s bestand übrigens in der Instandhaltung der Wäsche in French-den. Zu ihrem großen Leidwesen war diese stark abgenützt, was ja nach zwanzigmonatlichem Gebrauch nicht auffallen kann. Doch, wie sollte sie ersetzt werden, wenn sie ganz unbrauchbar geworden war? Und auch das Schuhwerk erwies sich, obwohl es so viel wie möglich geschont wurde und Niemand sich
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