Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Jahre Ferien

Zwei Jahre Ferien

Titel: Zwei Jahre Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
der Nacht lagerten. Am nächsten Morgen begaben wir uns nach der Strandungsstelle der Schaluppe und versuchten, deren Planken auszubessern; da wir an Werkzeug aber nur eine einfache Axt besaßen, erwies es sich unmöglich, die eingedrückte Bordwand wieder herzustellen und jene auch nur für eine kurze Ueberfahrt seetüchtig zu machen. Uebrigens erwies sich die Oertlichkeit für eine derartige Arbeit sehr unpassend.
    »Wir brachen also wieder auf, um eine minder trostlose Gegend als Lagerplatz zu wählen, wo die Jagd uns den täglichen Nahrungsbedarf zu liefern versprach und wo wir gleichzeitig einen Rio mit Süßwasser fänden, denn unser Vorrath daran war fast ganz erschöpft.
    »Nachdem wir gegen zwölf Meilen längs der Küste hinabgezogen waren, erreichten wir einen kleinen Fluß…
    – Den East-river! sagte Service.
    – Meinetwegen den East-river! antwortete Evans. Dort, im Hintergrunde einer geräumigen Bucht…
    – Der Deception-Bai! bemerkte Jenkins.
    – Meinetwegen der Deceptions-Bai, sagte Evans lächelnd. Dort fand sich inmitten der Uferfelsen eine Art natürlicher Hafen…
    – Der des Bear-rock! ließ sich jetzt Costar vernehmen.
    – Du sollst Recht haben, mein Kleiner, also der Bear-rock-Hafen, erwiderte Evans mit zustimmendem Kopfnicken. Nichts schien leichter, als sich an dieser Stelle festzusetzen, und wenn wir die Schaluppe hierher schaffen konnten, welche da oben der erste Sturm völlig zertrümmert hätte, so gelang es vielleicht, sie wieder in brauchbaren Stand zu setzen.
    »Wir kehrten also zur Aufsuchung derselben zurück, und nachdem sie so soviel als möglich entlastet war, wurde sie wieder flott gemacht. Obgleich das Wasser darin fast bis an den Bordrand reichte, gelang es uns doch, sie am Strande hinzuschleppen und nach jenem Hafen zu bugsiren, wo sie jetzt in Sicherheit liegt.
    – Die Schaluppe liegt beim Bear-rock?… fragte Briant.
    – Ja, mein Sohn; und ich glaube, es wäre nicht unmöglich, sie zu repariren, wenn wir nur die dazu nöthigen Werkzeuge besäßen…
    – Aber diese haben wir ja, Master Evans! rief Doniphan lebhaft.
    – Ganz recht, und das vermuthete Walston auch schon, als ihm der Zufall lehrte, daß die Insel und von wem sie bewohnt sei.
    – Wie hat er das erfahren können? fragte Gordon.
    – Sehr einfach, folgendermaßen, antwortete Evans. Jetzt, vor acht Tagen, waren wir, Walston, seine Gefährten und ich – denn mich ließ man niemals allein – zur Auskundschaftung quer durch den Wald gezogen. Nach einer drei-bis vierstündigen Wanderung am Ufer Eures East-river hinauf gelangten wir an einen großen Binnensee, aus dem jener Wasserlauf abfloß. Dort fanden wir, Ihr könnt Euch unsere Verwunderung wohl vorstellen, einen am Strande angeschwommenen, seltsamen Apparat… Er bestand aus einem mit Leinwand überzogenen Gerippe von Rohrlatten…
    – Unser Drache, rief Dole.
    – Unser Drache, der in den See gefallen war, setzte Briant hinzu, und den der Wind dahin getrieben haben mag.
    – Ah, das war ein Drache? erwiderte Evans. Meiner Treu, wir konnten’s nicht errathen, und das Ding machte uns recht arges Kopfzerbrechen. Auf jeden Fall hatte es sich doch nicht selbst gemacht… Es mußte auf der Insel hergestellt worden sein, das unterlag ja keinem Zweifel!… Die Insel war also bewohnt?… Aber von wem?… Das wollte Walston natürlich gerne wissen. In mir reiste von jenem Tage ab der Beschluß zu entfliehen. Wer die Bewohner dieser Insel auch sein mochten, und selbst wenn es Wilde waren, schlimmer konnten sie auf keinen Fall sein als die Meuterer vom »Severn«. Von demselben Augenblick an wurd’ ich Tag und Nacht womöglich noch strenger überwacht.
    – Doch wie ist French-den entdeckt worden? fragte Baxter.
    – Darauf komm’ ich noch, antwortete Evans. Doch, eh’ ich in meinem Berichte fortfahre, sagt mir, junge Freunde, wozu Euch dieser gewaltige Drache gedient hat. Bildete er ein Signal?«
    Gordon theilte Evans alles hierauf Bezügliche mit, erklärte ihm den Zweck, daß Briant zum Heile Aller dabei sein Leben aufs Spiel gesetzt und auch, wie ihm der Nachweis, daß Walston noch auf der Insel weilte, damit gelungen sei.
    »Sie sind ein tüchtiger junger Mann!« sagte Evans, der Briant’s Hand ergriff und sie freundschaftlichst schüttelte.
    Dann fuhr er fort:
    »Ihr begreift, daß Walston nur noch das Eine am Herzen lag, Klarheit darüber zu erhalten, wer die Bewohner dieser uns zunächst unbekannten Insel sein möchten. Waren es Eingeborene, so

Weitere Kostenlose Bücher