Zwei Jahre Ferien
Evans!… riefen die jungen Colonisten, wie aus einem Munde.
– Zählt auf mich, liebe junge Freunde, erwiderte der Steuermann, und, da ich auch auf Euch zähle, so versprech’ ich Euch, daß wir uns erfolgreich zu wehren wissen werden.
– Und doch, meinte Gordon, wenn es möglich wäre, diesen Kampf zu vermeiden, wenn Walston zustimmte, die Insel zu räumen….
– Was willst Du damit sagen, Gordon? fragte Briant.
– Ich bin der Ansicht, er und seine Begleiter wären schon abgesegelt, wenn sie ihre Schaluppe hätten benutzen können. – Ist es nicht so, Master Evans?
– Gewiß!
– Doch, wenn man nun mit ihnen in friedliche Unterhandlung träte, wenn wir ihnen das nothwendige Werkzeug lieferten, vielleicht nähmen sie das an? Ich weiß wohl, wie widerwärtig es erscheint, mit den Mördern vom »Severn« in Beziehung zu treten; doch, wenn es sich darum handelt, uns von ihnen zu befreien und einen Angriff zu vermeiden, der wahrscheinlich viel Blut kostet… Indeß, was denken Sie darüber, Master Evans?«
Evans hatte Gordon aufmerksam zugehört. Sein Vorschlag verrieth den allezeit praktischen Geist, der sich unüberlegten Eingebungen nicht fügte, und einen Charakter, der jenen in den Stand setzte, die gegebene Lage mit Ruhe zu überschauen. Er dachte dabei – und er täuschte sich ja auch nicht – daß dieser Knabe der gereifteste von allen sein möge und daß sein Vorschlag wenigstens genauere Erwägung verdiene.
»In der That, Herr Gordon, antwortete er, es würde gewiß jedes Mittel gut sein, uns von jenen Uebelthätern zu erlösen. Wenn sie wirklich, nachdem sie in den Stand gesetzt wurden, ihre Schaluppe auszubessern, darauf eingingen, abzufahren, so wäre das allemal besser, als sich auf einen Kampf einzulassen, dessen Ausgang immerhin zweifelhaft sein kann. Doch wer könnte sich auf Walston verlassen? Wenn Sie mit ihm in Verbindung treten, würde er das ohne Zweifel nur benutzen, um French-den zu überfallen und sich alles Ihres Besitzthums zu bemächtigen. Er kommt vielleicht auch auf den Gedanken, daß Sie vom Schiffbruche noch etwas Geld gerettet haben könnten. Glauben Sie mir, diese Schurken würden Ihnen jede Wohlthat nur durch irgend welche Schandthat lohnen. In jenen Herzen ist kein Raum für die Dankbarkeit! Sich mit ihnen verständigen, heißt sich ihnen völlig ausliefern.
– Nein!… Nein!… riefen Baxter und Doniphan, denen ihre Kameraden sich mit einer Entschiedenheit anschlossen, welche dem Steuermann sehr wohl gefiel.
– Nein, setzte auch Briant hinzu, wir wollen keine Gemeinsamkeit mit Walston und seinen Genossen haben!
– Und dann, fuhr Evans fort, brauchen sie nicht allein Werkzeuge, sondern vor Allem Schießbedarf. Gewiß besitzen sie davon noch so viel, um zu einem Angriffe vorschreiten zu können; wenn es aber darauf ankommt, andere Ländergebiete mit bewaffneter Hand zu durchstreifen, so wird, was ihnen von Pulver und Blei noch übrig blieb, nicht ausreichen. Sie würden das also von Ihnen verlangen… würden es fordern! Könnten Sie den Mördern das noch zugestehen?
– Nein, gewiß nicht! antwortete Gordon.
– Nun, dann würden jene eben versuchen, es mit Gewalt zu erlangen. Sie hätten damit den drohenden Kampf nur vertagt, und dieser müßte unter für Sie minder günstigen Bedingungen ausbrechen.
– Sie haben Recht, Master Evans, stimmte ihm Gordon zu. Halten wir uns in der Defensive und warten den Lauf der Dinge ab.
– Ja, das ist wohl das Richtigste… Warten wir Alles ab, Herr Gordon. Was das übrigens betrifft, habe ich noch einen Grund, der mich näher angeht, als alle Anderen.
– Welchen denn?
– Hören Sie mich an. Walston kann, wie Sie wissen, die Insel nur auf der Schaluppe des »Severn« verlassen.
– Das liegt auf der Hand, sagte Briant.
– Diese Schaluppe ist aber recht gut wieder herzustellen, dafür stehe ich ein; und wenn Walston darauf verzichtete, sie für sich in Stand zu setzen, so lag das nur am Mangel an Werkzeugen.
– Ohne diesen Mangel wäre es gewiß längst geschehen, bemerkte Briant.
– Ganz recht, junger Freund. Liefern Sie Walston nun die Hilfsmittel, das Boot wirklich auszubessern – ich nehme einmal an, er gäbe den Gedanken an eine Plünderung von French-den gänzlich auf – so würde er sich beeilen, davon zu fahren, ohne sich um Sie weiter zu kümmern.
– Ei, wenn er es doch schon gethan hätte, rief Service.
– Alle Wetter, wenn er es gethan hätte, antwortete Evans, wie kämen wir dann in die Lage,
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