Zwei Jahre Ferien
Innern Ika-Na-Mawis zu leiten. Der Aeltere zählt dreizehn Jahre. Nicht besonders arbeitsam trotz sehr guter Anlagen, begegnet es ihm häufiger, der letzte in der fünften Abtheilung zu sein. Wenn er aber den Willen dazu hat, gelingt es ihm, bei seinem leichten Auffassungsvermögen und erstaunlichen Gedächtniß, sich auf den ersten Platz emporzuschwingen, worüber Doniphan erklärlicher Weise nicht wenig eifersüchtig wird. Zwischen Briant und ihm hat im Pensionat Chairman von jeher kein rechtes Einvernehmen geherrscht, und die Folgen der Disharmonie traten ja schon am Bord des »Sloughi« zutage. Uebrigens ist Briant kühn, unternehmend, in allen körperlichen Uebungen geschickt, nicht mundfaul und gleich mit einer Gegenrede bei der Hand, sonst aber ein hilfsbereiter guter Junge, ohne den Stolz Doniphan’s, ja, bezüglich der äußeren Erscheinung sogar etwas nachlässig – kurz, er ist vom Scheitel bis zur Zehe Franzose und unterscheidet sich schon deshalb wesentlich von seinen englischen Kameraden. Die Schwächsten hat er oft geschützt gegen den Mißbrauch ihrer Kraft seitens der Großen, und sich, was seine Person anging, den Fuchsregeln niemals unterwerfen wollen. Dadurch entstanden manche Zänkereien und Schlägereien, aus welchen er, dank seiner überlegenen Körperkraft und seinem Muthe, meist als Sieger hervorging. Das hinderte jedoch nicht seine allgemeine Beliebtheit, und als es sich um Uebernahme der Führung des »Sloughi« handelte, weigerten sich seine Kameraden, mit ganz wenig Ausnahmen, keinen Augenblick, ihm zu gehorchen, zumal er, wie wir wissen, sich gelegentlich seiner Ueberfahrt von Europa nach Neuseeland einige seemännische Kenntnisse angeeignet hatte.
Sein jüngeres Brüderchen, Jacques, war bisher stets als der Schalk und Spaßvogel der dritten Abtheilung – wenn nicht der ganzen Pension Chairman, Service inbegriffen – angesehen worden, da er immer neue Possen erfand und seinen Kameraden lose Streiche spielte, für die er gleichmüthig so manche Bestrafung hinnahm. Wie man bald sehen wird, hatte sich sein Charakter jedoch, ohne daß Jemand die Ursache enträthseln konnte, seit der Abfahrt der Yacht höchst auffallend verändert. –
Das war die Kindergesellschaft, welche der rasende Sturm auf eines der Ländergebiete des Stillen Oceans verschlagen hatte.
Während seiner mehrwöchentlichen Lustfahrt rings um die Gestade Neuseelands sollte der »Sloughi« von seinem Eigenthümer, dem Vater Garnett’s, befehligt werden, der als kühner Yachtenführer in den Gewässern Oceaniens rühmlichst bekannt war. Wie oft war sein Schooner bereits an den Küsten Neucaledoniens, Neuhollands, von der Meerenge von Torres bis zur südlichsten Spitze Tasmaniens und bis hinauf in den selbst für größere Schiffe oft verderblichen Meeren der Molukken, der Philippinen und von Celebes sichtbar gewesen. Es war aber auch eine äußerst solid gebaute, schnell segelnde Yacht, welche ihre Seetüchtigkeit selbst beim schwersten Wetter glänzend bewährte.
Vergeblich ließen sie laute Hilferufe ertönen. (S. 45.)
Die Besatzung derselben bestand aus einem Obersteuermann, sechs Matrosen, einem Koch und einem Schiffsjungen – Moko, einem Neger von zwölf Jahren, dessen Familie bei einem Ansiedler von Neuseeland schon lange Zeit in Diensten stand. Wir dürfen auch nicht vergessen, einen schönen Jagdhund von amerikanischer Rasse, Phann, zu erwähnen, der Gordon angehörte und seinen Herrn niemals verließ.
Als Abfahrtstag war der 15. Februar bestimmt worden. Inzwischen lag der »Sloughi«, von seinen Sorrtauen am Hintertheil gehalten, am äußersten Ende des Commercial-Pier und folglich ganz nahe der Seeseite des Hafens.
Die Besatzung befand sich nicht an Bord, als die jungen Passagiere sich am Abend des 14. Februar einschifften. Capitän Garnett sollte erst eintreffen, wenn das Schiff die Fahrt antrat. Nur der Obersteuermann und der Schiffsjunge empfingen Gordon und seine Kameraden, da die übrige Mannschaft noch am Lande bei einem letzten Glase Wisky saß. Nachdem Alle untergebracht und ihnen die Lagerstätten angewiesen waren, sachte auch der Obersteuermann die übrigen Leute noch einmal in der Schänke am Hafen auf, wo er sich der unverzeihlichen Nachlässigkeit schuldig machte, bis zur späten Nachtstunde zu verweilen. Der Schiffsjunge hatte sich bereits im Volkslogis zum Schlafen niedergelegt.
Was nun inzwischen vorging, das wird wohl niemals aufgeklärt werden. Sicher ist nur das, daß die
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