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Zwei Jahre Ferien

Zwei Jahre Ferien

Titel: Zwei Jahre Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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auffordern, auf ihrer Hut zu sein?
    Plötzlich brach ein ziemlich großes Thier durch das Gestrüpp. Baxter, der den Lasso schon bereit gehalten hatte, schleuderte die lange Leine, nachdem er sie mehrmals über dem Kopfe geschwungen, nach demselben.
    Das geschah so rechtzeitig, daß der Laufknoten des langen Lederstreifens über den Hals des Thieres fiel, welches sich vergeblich daraus zu entwinden suchte. Da dasselbe sehr kräftig war, hätte es Baxter gewiß mit sich fortgezogen, wenn Gordon, Wilcox und Service nicht noch das freie Ende des Lasso erfaßten und es um den Stamm eines Baumes schlangen.
    Fast gleichzeitig kamen Webb und Croß zwischen dem Gestrüpp hervor, und auf dem Fuße folgte ihnen Doniphan, der in recht mißmuthiger Laune laut rief:
    »Verwünschtes Thier!… Wie konnte ich es nur fehlen!
    – Baxter hat es aber nicht gefehlt, antwortete Service, wir haben es und zwar lebend!
    – Was nützt das? Wir müssen das Thier doch tödten, erwiderte Doniphan.
    – Es tödten, fiel Gordon ein, es tödten, wo es uns so passend in die Hände läuft, um als Zugthier zu dienen?
    – Das da?… rief Service.
    – Es ist ein Guanako (eine Art Lama), erklärte Gordon, und die Guanakos spielen in den Stallungen Südamerikas eine recht wichtige Rolle.«
    So nützlich sich dieses Guanako aber auch zu erweisen versprach, wurmte es Doniphan doch, es nicht zu Boden gestreckt zu haben. Freilich hütete er sich, das auszusprechen, sondern betrachtete mit Aufmerksamkeit den schönen Vertreter der Fauna der Insel Chairman.
    Obwohl das Guanako in der Naturbeschreibung der Familie der Kameele zugezählt wird, gleicht es doch keineswegs diesem in Nordafrika so verbreiteten Thiere. Das hier gefangene Exemplar mit schlankem Halse, seinem Kopfe und langen, verhältnißmäßig dünnen Beinen – den Kennzeichen eines besonders flüchtigen Thieres – sowie mit seinem braunrothen, weißgefleckten Felle, hätte den schönsten Pferden der amerikanischen Rasse nichts nachgegeben. Auf jeden Fall konnte es zum Schnellfahren benützt werden, wenn es gelang, dasselbe zu zähmen und abzurichten, was in den Haciendas der argentinischen Pampas keine besonderen Schwierigkeiten zu machen scheint.
    Das Thier zeigte sich übrigens ziemlich furchtsam und versuchte es gar nicht, sich zu sträuben. Sobald Baxter den seinen Hals einschnürenden Laufknoten gelöst, ließ es sich am Lasso so leicht wie an einem Halftergurte führen.
    Ganz entschieden verlief dieser Ausflug nach Norden zum großen Vortheil er Colonie. Das Guanako, das peruanische Schaf mit seinen Lämmern, die Trulcas wie die Algarroben, das sicherte Gordon gewiß einen guten Empfang, vorzüglich aber auch Baxter, dem es, ohne den abstoßenden Hochmuth Doniphan’s, gar nicht einfiel, sich wegen seiner Erfolge vor Stolz aufzublähen.
    Gordon schätzte sich jedenfalls sehr glücklich, zu sehen, daß die Bolas und der Lasso recht greifbare Dienste zu leisten versprachen. Gewiß war Doniphan ein geschickter Schütze, auf dessen sichere Hand man im gegebenen Fall rechnen durfte; seine Geschicklichkeit kostete aber allemal eine Ladung Pulver und Blei. Gordon nahm sich deshalb vor, alle seine Gefährten aufzufordern, sich mit dem Gebrauche jener Fanggeräthe vertraut zu machen, welche die Indianer so häufig mit großem Vortheil anzuwenden verstehen.
    Der Karte nach waren jetzt noch vier Meilen bis nach French-den zu überwinden, und man beeilte sich, um daselbst vor Anbruch der Nacht einzutreffen.
    Service spürte zwar schon eine gewaltige Lust, sich auf das Guanako zu schwingen und seinen feierlichen Einzug auf dem Rücken dieses »flotten Renners« zu halten, Gordon wollte das aber nicht gestatten. Es war wohl auch vernünftiger, damit zu warten, bis das Thier abgerichtet war, einen Reiter zu tragen.
    »Ich denke nicht, daß es sich dagegen allzu ernstlich auflehnt, sagte er. In dem wenig wahrscheinlichen Falle jedoch, daß es sich wirklich nicht reiten ließe, wird es sich mindestens gewöhnen müssen, unseren Wagen zu ziehen. Geduld also, Service, und vergiß den Denkzettel nicht, den Du von Deinem Strauße bekommen hast.«
    Gegen sechs Uhr gelangte die kleine Gesellschaft in Sicht von French-den an.
    Der kleine Costar, der auf der Sport-terrace spielte, meldete die Annäherung Gordon’s. Sofort liefen Briant und die Uebrigen herzu, und freudige Hurrahs begrüßten die Rückkehr der mehrere Tage abwesend gewesenen Wanderer.

Sechzehntes Capitel.
    Briant besorgt wegen Jacques’. –

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