Zwei Jahre Ferien
Errichtung der Einhegung und des Viehhofes. – Ahornzucker. – Vernichtung der Füchse. – Neuer Ausflug nach der Sloughi-Bai. – Die bespannte Wagen. – Der Robbenschlag. – Das Weihnachtsfest. – Ein Hurrah für Briant.
In French-den war während Gordon’s Fernsein alles nach Wunsch verlaufen. Das Haupt der kleinen Colonie konnte Briant, dem die Kleinen eine herzliche Zuneigung entgegenbrachten, nur das beste Lob ertheilen. Ohne seinen hochfahrenden und eifersüchtigen Charakter hätte gewiß auch Doniphan die vorzüglichen Eigenschaften seines Kameraden ihrem wahren Werthe nach anerkennen müssen; das that er indeß niemals, und infolge des Uebergewichtes, das er gegen Wilcox, Webb und Croß besaß, unterstützten ihn diese stets gerne, wenn es galt, dem jungen Franzosen, der sich nach Auftreten und Charakter nun einmal von seinen angelsächsischen Genossen unterschied, Widerpart zu halten.
Briant legte darauf übrigens kein Gewicht. Er that, was er für seine Pflicht hielt, ohne sich darum zu bekümmern, was deshalb Andere von ihm dächten. Die größte Sorge bereitete ihm nur das ganz unerklärliche Verhalten seines Bruders.
Trotz der Fragen, mit dem Briant ihm zusetzte, hatte er von Jacques immer nur die Antwort erhalten:
»Nein… Bruder… mir fehlt nichts!
– Du willst nur nicht sprechen, Jacques! sagte er darauf. Du thust aber Unrecht; es würde für Dich selbst wie für mich eine Erleichterung sein… Ich merke recht wohl, daß Du immer trauriger, immer düsterer, verschlossener wirst… Lass’ Dir zureden; sieh, ich bin Dein älterer Bruder, ich habe ein Recht darauf, die Ursache Deines Kummers zu erfahren!… Was hast Du Dir vorzuwerfen?…
– Ach, Briant… hatte Jacques endlich geantwortet, als könnte er seine geheimen Gewissensbisse nicht länger überwinden… was ich gethan habe?… Du, Du vielleicht würdest mir’s verzeihen, aber die Anderen…
– Die Anderen?… die Anderen?… rief da Briant. Was willst Du damit sagen, Jacques?«
Die Augen des Kindes hatten sich mit Thränen gefüllt; doch trotz des Drängens seines Bruders stieß er schluchzend nur noch die Worte hervor:
»Später sollst Du es erfahren… später!«
Briant’s Besorgniß konnte auf eine solche Antwort begreiflicherweise nur zunehmen. Was mochte denn Jacques von früher her so sehr bedrücken? Das wollte er um jeden Preis wissen. Sobald Gordon zurückkam, sprach er diesem von dem halben Geständnisse seines Bruders mit der Bitte, seinen Einfluß bei diesem geltend zu machen.«
»Wozu sollte das nützen? antwortete ihm Gordon. Besser scheint mir, wir lassen Jacques nach eigener Eingebung handeln. Und was er begangen hat?… Gewiß eine Kleinigkeit, deren Bedeutung er übertreibt… Warten wir ruhig, bis er sich freiwillig näher erklärt.«
Vom nächsten Tage, dem 9. November, an gingen die jungen Colonisten wieder an die Arbeit, woran es nicht mangelte. Zunächst verlangten die Ansprüche Moko’s, dessen Vorräthe bedenkliche Lücken zeigten, baldige Berücksichtigung, obwohl die Dohnen und Schlingen in der Umgebung von French-den dann und wann Ausbeute geliefert hatten. In der Hauptsache fehlte es an größerem eßbaren Wilde. Das machte es denn nöthig, Fallen von solcher Stärke herzustellen, daß peruanische Schafe, Bisamschweine und Guaculis sich darin fangen konnten, ohne einen Schuß Pulver und Blei zu kosten.
Den Arbeiten dieser Art widmeten die Großen den ganzen Monat November, d. h. den Monat Mai der nördlichen Halbkugel.
Seit ihrer Hierherführung waren das Guanako, das Vigogne- (peruanische) Schaf und dessen beide Lämmer unter den nächsten Bäumen von French-den untergebracht worden, wo ihnen lange Stricke erlaubten, sich über einen gewissen Kreis hin frei zu bewegen. Das mochte wohl während der langen Tage so hingehen, vor Eintritt der Winterszeit mußte aber für ein verläßliches Obdach gesorgt werden. Gordon beschloß also, dicht am Auckland-Hill, an der Seite des Sees und ein wenig jenseits der Thüre der Halle, einen Stall und eine Einfriedigung herstellen zu lassen.
Alle gingen aus Werk, und unter der Leitung Baxter’s entstand bald ein vollständiger Zimmerplatz. Es war eine Freude, die eifrigen Knaben mehr oder minder geschickt die Werkzeuge handhaben zu sehen, welche sie in dem Kasten des Tischlers vom Schooner gefunden hatten. Hier mühten sich die Einen mit der Säge, dort die Anderen mit Axt oder mit Hohlmeißel ab. Die Sache einmal falsch angefaßt zu haben, das
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