Zwei Krankenschwestern auf dem Jacobsweg oder im Oktober gibt es keine Nachtpilger (German Edition)
Camino, ohne das wir gesehen werden. Ideal! Wir richten uns also unseren Mittagsplatz ein und machen uns über unsere mitgebrachten Leckereien her. Käse, Oliven, Baguette und zum Nachtisch einen saftigen Pfirsich. Delicioso! Die Sonne gibt wieder ihr Bestes. Uns geht es gut. Karola bekommt ihre Geschichte und nickt dann kurz weg. Ich selbst beobachte den Weg und schließe ab und an auch die Augen. Einige Bekannte ziehen wieder an uns vorüber, ohne das sie uns bemerken. Hier oben ist es so schön, dass wir mal wieder überziehen. Nach 1½ Stunden müssen wir weiter und folgen zunächst schleppend unseren Artgenossen. Nach 10-20 Minuten hat sich unser Körper wieder angepasst und wir wandern problemlos weiter. Der vorletzte große Anstieg für heute wird mit einigen Pausen gut gemeistert. Auf dem Weg nach oben werden wir von Maria und Helmut überholt. Wir wechseln kurz einige Worte, dann verschwinden sie rasch. Oben angekommen schauen wir noch einmal beeindruckt ins Tal. Wir stehen jetzt direkt an einer viel befahrenen Straße und begleiten sie ein kurzes Stück, bis der Weg wieder in ein kleines Dorf mit dem gut aussprechbaren Namen Maneru (Manjeru), führt. Gleich am Eingang füllen wir an einem Trinkbrunnen unsere Flaschen auf und drei Ecken weiter gibt es eine Bar mit einer untypisch schlecht gelaunten alten Wirtin, deren Kaffee aber alles rausreißt. Hier halten wir uns nicht länger auf und streben weiter unserem Tagesziel Cirauqui entgegen. Durch Weinberge und Getreidefelder geht es in einem steten Auf und Ab. Ein kurzer Blick in den Führer gibt uns neue Energie, es ist nicht mehr weit, er verspricht uns eine ¾ Stunde, dann ist das Tagewerk vollbracht. Schon von weitem können wir die märchenhafte Stadt bewundern. Sie erhebt sich kegelförmig aus der Landschaft. Als wir sie erreichen, können wir doch einige Schönheitsfehler entdecken, direkt vor der Stadt steht ein riesiger, hässlicher, unvollendeter Rohbau.
Man kann nur raten, was es werden sollte. Zur Herberge müssen wir uns steile Straßen hochquälen. Die Stadt scheint sehr alt und ist gut erhalten und gepflegt. Oben werden wir mit einer gut gepflegten Herberge belohnt. Wir werden von zwei jubelnden und winkenden Gestalten begrüßt, die sich bei näheren Betrachten als Maria und Gestalten begrüßt, die sich bei näheren Betrachten als Maria und Bettzimmer, aber das haben uns Maria und Helmut gerade weggeschnappt. Wir schauen uns den Schlafraum mit ca. 15 Doppelstockbetten an und befinden ihn, da noch unbewohnt, als o.k.. Wir richten uns schnell ein und schreiben auf der schönen Dachterrasse Karten an die Zuhause Gebliebenen. Im Laufe des Abends kommen noch ein Pärchen und ein einzelner Radpilger. Da kann man Abstand halten, jeder hat genug Platz für sich. Um 19 Uhr gehen wir zur Messe. Dazu müssen wir 3 Strassen weiter, wieder den Berg hinauf. Die Kirche ist wie jede auf dem Jacobsweg wunderbar anzuschauen. Die Leute nehmen uns freundlich auf und der Priester richtet speziell an die Pilger einige Sätze. Es ist wie immer sehr beeindruckend. Als die Messe beendet ist, haben wir ordentlich Hunger. Wir gehen direkt in die Bar, in der es heute unser Pilgermenü geben wird. Maria und Helmut sitzen beim Abendessen an unserem Tisch und wir finden viel interessante, gemeinsame Gesprächsthemen. Die Zeit verrinnt wieder mal viel zu schnell und das Bett ruft. Heute gibt es keine Geschichte, denn wir müssen Rücksicht nehmen.
9. Oktober 2011, Sonntag, Cirauqui - Estella, 15,5km, Sonne 35°C
Ein Sonntag mit viel Sonnenschein wird uns heute erfreuen. Was uns fehlt ist ein passendes Frühstück, aber hier gibt es keine Frühstücksbar. Der Kaffeeautomat spendet uns einen Wachmacher, eine Banane gibt den ersten Energieschub. Das zweite Frühstück müssen wir uns erst einmal erlaufen.
Vor dem Laufen kommt wie immer das Verkleben meiner Blasen gefährdeten Füße. Auch Karola beteiligt sich mittlerweile an dieser Aktivität. Ihr Großzeh lässt ihr keine andere Wahl.
Zunächst müssen wir, da gestern bergauf, folglich heute Morgen wieder runter. Bald liegt die schöne Stadt hinter uns und laut Pilgerführer erwartet uns heute, in 14 Kilometer Entfernung, “Estella die Schöne“. Wir werden sehen.
Die Strecke ist heute sehr schön und abwechslungsreich, auch wenn wir dabei 4 Mal die Autobahn über - oder unterqueren. Zuerst sind wir über den unebenen Weg - man muss wieder sehr aufpassen und sich konzentrieren - nicht sehr begeistert, aber als wir in
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