Zwei Krankenschwestern auf dem Jacobsweg oder im Oktober gibt es keine Nachtpilger (German Edition)
unserer mittäglichen Lesestunde erfuhren, dass das die alte römische Straße für die Soldaten war, fühlten wir uns geehrt an diesem historischen Ort unsere Fußsohlen im Schmerz zu spüren. Auch eine herrliche Steinbrücke aus dieser Zeit, haben wir überquert. Dann geht es wieder steil bergauf. Auf dem Berg erwartete uns das nette Dorf Lorca. Eine kleine Bar finden wir direkt im Dorf, sie ist gleichzeitig die Herberge. Im Inneren der Bar sitzen einige Frühstücksgäste und mitten unter ihnen zwei bekannte Gesichter! Ja richtig - Leni mit Frau Doktor aus Finnland - wir nennen sie mittlerweile - frei nach H.P. Kerkeling - unseren Schatten. Sie haben hier übernachtet und sind gerade im Aufbruch begriffen. Ihre Laune scheint bestens zu sein. Wir lassen sie ziehen und genießen unseren Kaffee. Wir halten uns nicht lange auf und verlassen bald den Ort. Wir haben Leni übrigens wieder nicht gefragt, wie es mit ihrem Mann gerade so läuft, vielleicht begegnen wir uns ja noch mal, denn seinen Schatten wird man ja bekanntlich nicht so leicht los. Wir suchen uns so gegen 10.00 Uhr schon mal ein schönes Plätzchen. Es ist zwar noch sehr früh, aber unser Weg ist heute kurz und wir wollen uns einfach mal gehen lassen. Oberhalb des "Weges" auf einer schönen Wiese, steht eine riesige Eiche. Wir machen es uns hier bequem. Am Sonntag sind viele Spanier zu Kurzwanderungen unterwegs und füllen so den Weg.
Wir sehen Scharen von Pilgern unten am Weg vorüber ziehen, bekannt ist uns kaum jemand. Und weil heute Sonntag ist verbringen wir hier geschlagene 3 Stunden. Es gibt viel zu tun, wir nehmen unser Mittag ein, es werden Karten an die Heimat geschrieben, Vorlesen darf nicht fehlen und obendrein gönnen wir uns heute eine schöne ausgiebige Schlafpause. Ich schaffe es auch ein wenig einzunicken. Es ist fast 14.00 Uhr als wir unseren Weg endlich fortsetzen. Die Strecke ist heute ganz flach und das Laufen fällt leicht. In Villatuerta machen wir unseren letzten Tagesstopp und gönnen uns in einer Bar den berühmten Schinken und ein Bier. Die Spanier feiern ihren Sonntag laut wie gewohnt und wir kommen uns zwischen Ihnen wie Fremdkörper vor. Das Bier hätten wir uns doch lieber für den Abend aufheben sollen, denn nun sind wir träge und lustlos. Das Wandern wird jetzt mühsam. Da kommt mir der Anruf gerade recht. Eberhard ruft an, um mir von den Ereignissen in der Heimat zu berichten. Den Kindern und ihm geht es gut. Ich frage nach Bekannten und Nachbarn, aber es hat sich wohl nicht viel ereignet. Ich berichte von unseren Erlebnissen, gelaufenen Kilometern, dem herrlichen Wetter und wie es ist, gerade unter einem Olivenbaum zu stehen oder welche Gefühle einen beim Betreten der uralten Kirche, in der vielleicht schon die Tempelritter Rast gemacht haben, beschleicht.
Estella hält nicht unbedingt was der Name verspricht. Wir erreichen die Stadt gegen 16.00 Uhr. Eine gerade Straße - höchstens 4 Meter breit - rechts und links ragen alte Häuser empor, alles ist mit gelben Hinweisen gespickt. Diese Gasse durchquert die Stadt, verlaufen ist unmöglich! Wir wollen nicht in der Stadt bleiben, weil wir keine Lust auf eine überfüllte Herberge haben. Deshalb bündeln wir unsere letzte Energie und laufen noch einen Kilometer aus der Stadt heraus. Heute wollen wir es mal sportlich halten. Wir übernachten in einer Turnhalle am Stadtrand von Estella. Die Herberge haben wir uns schon vorher rausgesucht, weil wir die Erfahrung gemacht haben, das solche Herbergen nicht so überlaufen sind.
Außerdem zahlen wir heute 6 € für die Übernachtung und dafür bekommen wir eine riesige Turnhalle mit modernen Waschräumen, eine kleine Bar ist in der Halle integriert, unser Schlafraum befindet sich im Keller, ist sehr großzügig angelegt und in Bereiche abgeteilt, so das man seine Privatsphäre hat.
Die Herberge wird von Peter, einem freundlichen Deutschen, wir schätzen ihn auf 60 Jahre, geführt. Wir kommen schnell mit ihm ins Gespräch. Deutschland hat er den Rücken zugekehrt. Er ist dort 2 mal glücklich geschieden erfahren wir und lebt seit dem in Spanien. Seit 10 Jahren ist er für die Herberge verantwortlich. Sie hat von Ostern bis Ende Oktober geöffnet und Peter wartet in dieser Zeit, in seinem improvisiertem netten Büro, Tag ein Tag aus, auf Pilger die hier übernachten. Er hat eine kleine Unterkunft in der Turnhalle, Kost und Logis sind frei. Wenn keine Saison ist, also die Zeit von November bis Ostern, zieht er selbst die
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