Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Krankenschwestern auf dem Jacobsweg oder im Oktober gibt es keine Nachtpilger (German Edition)

Zwei Krankenschwestern auf dem Jacobsweg oder im Oktober gibt es keine Nachtpilger (German Edition)

Titel: Zwei Krankenschwestern auf dem Jacobsweg oder im Oktober gibt es keine Nachtpilger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Braun
Vom Netzwerk:
Finnland. Sie selbst ist nicht zu sehen, aber als wir uns in den Gassen von Los Arcos so umsehen, hängt da auf einem Balkon eine Jacke und die kann nur zu Leni gehören. Wir werden sie am Abend auch noch treffen. Wir durchqueren den ganzen Ort bis wir zu unserer Herberge kommen. Auf dem Weg dorthin gibt es einen kleinen Bäcker, der auch andere Waren im Angebot führt. Hier kaufen wir unseren Proviant. Hinter der Theke liegen süße Verlockungen. Ich kann nicht widerstehen und bettele Karola um eine kleine Zwischenmahlzeit an. Wir verschlingen das köstliche Gebäck gleich vor der Ladentür. Das war ein Hochgenuss!
Heute sind wir in einer alten Schule untergebracht.
Es ist schon ziemlich voll, aber wir haben Glück, wir bekommen ein 4 Bettzimmer, andere müssen in Durchgangsräumen schlafen. Mit uns im Zimmer werden heute Nacht noch ein Südkoreaner, der in Deutschland demnächst studieren will, und eine Spanierin schlafen. Beides junge Leute. Der Südkoreaner war eigentlich erst in einem anderen Raum, in einem Doppelstockbett oben untergebracht. Er hat sich, mit seinem Charme, ein unteres Bett erbettelt und das steht in unserem Vierbettzimmer. Er hat schlimm entzündete Fußsohlen und kann nicht auf den Tritten ins obere Bett gelangen. Ich frage mich ernsthaft, wie er mit diesen Füßen überhaupt noch 3 Schritte schaffen kann. Er zeigt uns die geschundenen Glieder, das rohe Fleisch mit vielen Blasen bekommen wir zu sehen. Er ist so ahnungslos, dass es weh tut. Freudestrahlend präsentiert er uns eine kleine Einwegspritze mit der er wohl schon seit einigen Tagen Salbe aufzieht und in die frischen Blasen injiziert. Wenn das bei den Asiaten so üblich ist wundert mich auch nicht, dass wir so vielen humpelnden Asiaten auf dem Weg begegnen. Heute erst wieder schleppte sich eine schmächtige Chinesin mühsam den Weg entlang. Es war uns fast peinlich, sie zu überholen. Wir spendeten ihr mit Blicken Mitleid und glaubten nicht, dass wir sie noch mal wiedersehen würden. Aber weit gefehlt. Als wir pausierten schlich sie wieder an uns vorbei. Wir richten schnell unsere Bettstellen ein und wollen uns noch ein wenig in der Stadt umsehen. Bei einem Kaffee beobachten wir das Feierabendgeschehen. Als wir noch auf einer Bank ausruhen, gesellen sich Leni und Fr. Doktor zu uns. Wir kommen aber nicht viel zum Reden, die beiden wollen weiter und so bekommen wir auch heute keine Infos über den Stand der Dinge. Kaum sind die beiden fort, da kommen Maria und Helmut um die Ecke. Sie setzen sich einen Moment zu uns und wir tauschen allerlei Erlebtes miteinander aus. Das Pilgermenü lassen wir heute ausfallen und wir legen uns vor die Herberge auf unsere Matten und verspeisen die gerade erstandenen Köstlichkeiten - Schafkäse, Oliven, Baguette, Nüsse und dazu ein frisches Bier. Uns geht es gut! Um 22 Uhr liegen wir in den Betten. Karola ist sofort weg und wird mir am nächsten Morgen über einen unvergleichlichen Schlaf berichten. Wie immer!
    11. Oktober 2011, Los Arcos – Viana, Sonne 29ºC, 19,5km
    Früh machen wir uns wieder auf den Weg. Auch heute wird wieder ein wunderbarer Tag. Blauer Himmel, keine Wolke, 35ºC. Es dürfte ruhig etwas weniger sein. Aber wir wollen nicht meckern. Mit einem beeindruckenden Sonnenaufgang beginnt unser Tag. Wie jeden Morgen, wenn die Sonne sich zeigt, stimmen wir ein Begrüßungslied für sie an. Nana Mouskouris:„Guten Morgen, guten Morgen, guten Morgen Sonnenschein“ steht dafür Pate. Wir singen aus vollem Hals, so gut wie wir eben können. Da kommt es schon mal vor, dass wir andere Mitpilger mit unserem morgendlichen Gesang erfreuen. Oder auch nicht. Zunächst wandern wir etwa 2 Stunden auf ebenen Schotterwegen. Weit und breit kein Baum zum Schatten spenden. Auf einer Anhöhe zu unserer Linken sehen wir einen kleinen Ort, der einer Festung gleicht. Aber wie wir vom Pilgerführer erfahren, sind es zwei Dörfer. Das erste Dorf, mit dem Namen Sansol durchschreiten wir flott, denn hier gibt es nicht einmal eine Bar. So streben wir dem angrenzenden Ort Torres del Rio zu und finden auch ein kleines Kaffee. Vor der Tür stehen Tische und Stühle für müde Pilger bereit und wir nehmen die Einladung gerne an. Die Rucksäcke gleiten behäbig von unseren Schultern und Karola holt unsere Stärkung vom Tresen. Wie immer, zwei Kaffee Amerika und zwei O-Saft. Der Kaffee weckt uns wieder auf und gestärkt ziehen wir weiter, unserem Ziel Viana entgegen. Nun ändert sich die Landschaft, wir durchqueren wieder

Weitere Kostenlose Bücher