Zwei Krankenschwestern auf dem Jakobsweg
nicht allein. Im Laufe des Wandertages haben wir wohl an die 5
Liter Wasser getrunken und nur ungefähr 400 Milliliter über die Nieren
ausgeschieden. Das zu beklagende Defizit werden wir am Tagesende mit Wasser/
Gerstensaft/ Vino Tinto ausgleichen.
Pyrenäen-Überquerung am 04. Oktober20
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Karola wird an diesem Tag mehr als einmal unseren
Wanderführer zitieren und anzweifeln, der da verspricht: „Bei gutem Wetter hat
auch der ungeübte Pilger keine Probleme zu befürchten.“ Jetzt können wir auch
H. P. Kerkelings Gejammer nachvollziehen, aber wir tun es ihm natürlich nicht
gleich. Die traumhaften Ausblicke entschädigen uns für unsere Anstrengungen.
Immer wieder bleiben wir stehen und schauen uns diese einmaligen Bilder an. Für
zu Hause drücken wir auf den Auslöser. Jedes Bild ist ein Kalenderblatt. Wir
sind einfach glücklich hier oben und denken sogar kurz an all die zu Hause
Gebliebenen. Vielen Leuten begegnen wir nicht. Wir sind wohl einfach etwas spät
los gelaufen. Da kommt aber doch noch eine ältere Dame hinter uns gewandert.
Sie sucht ein Gespräch und wir lassen uns willig darauf ein. Ein wenig
Unterhaltung kann nicht schaden. Sie heißt Magdalena und kommt aus Holland. Sie
macht Tagestouren, dementsprechend klein ist ihr Rucksack. Ihr Mann, der selbst
kein Interesse am Wandern hat, bringt sie morgens zum Ausgangspunkt und holt
sie abends am Tagesziel wieder ab. Sie meckert an allem rum, weiß alles besser
und will uns auch noch belehren. Karola mag die Holländerin von Anfang an nicht
und wenn wir sie im Verlauf des Tages wieder treffen wird Karola ganz nervös.
Zu Mittag erreichen wir das Aussichtskaffee „Auberge Orrison“. Hier ist es
wunderbar, eine überdachte Sonnenterrasse - und das Schönste wir bekommen
Kaffee und Sitzplätze. Wir packen unseren Proviant aus und stärken uns. Zum
Nachtisch gibt es noch einen kleinen Kräuterlikör. Wir stoßen auf eine gute
Tour und Karolas Geburtstag an.
Die meisten Pilger machen hier halt. Einige füllen nur ihre Wasserflaschen auf
und gehen weiter. Ein junger Mann hält sich auch nur kurz auf. Wir werden uns
hier und da überholen. Wir kommen kurz mit ihm ins Gespräch. Er ist sehr nett
und würde einen guten Schwiegersohn abgeben. Am Nachmittag wird die
Pilgerdichte doch noch größer. Haben wir die eingeholt oder die uns? Eine
kleine Gruppe von 3 Leuten fällt uns auf. Ein junges Paar mit einem älteren
Mann, alle durchgestylt. Die junge Frau trägt eine riesige Spiegelreflexkamera.
Sie überholen uns grußlos mit ihren Minirucksäcken. Später kommen wir an dieser
unsympathischen Gruppe noch mal vorbei. Sie sitzen an einer Weggabelung, auch
Magdelena steht bei ihnen. Es ist anscheinend unvermeidlich, immer wieder auf
Magdelena zu treffen. Einige Zeit danach wird sie wieder hinter uns sein. Sie
bietet an, uns zu fotografieren und erzählt uns gleich den neuesten
Pilgertratsch. Der ältere Mann aus der gerade erwähnten Gruppe war wohl
kollabiert oder hatte einen Sonnenstich. Ja wohl nicht genug getrunken!
Wir bleiben noch einen Moment sitzen, um Magdalena einen Vorsprung zu geben.
Also sie trödelt schon sehr und ist ständig am Quatschen. Sie braucht sicher
nur Gesellschaft. Bei den Bergsteigerleistungen, die wir weiterhin zu
bewältigen haben, können wir aber Unterhaltung nur schwer ertragen und sind
froh als wir sie nicht mehr sehen. Der Weg führt weiter immer nach oben. Der
Blick in den Führer bestätigt uns leider, dass das der Tatsache entspricht.
Kurz vor der spanischen Grenze machen wir noch einmal Pause. Wir rollen unsere
Matten aus, holen Essen hervor und befreien unsere Füße für eine halbe Stunde.
Wie angenehm! Unsere Pause wird durch Motorengeräusche gestört. Zwei Motorräder
brausen an unserem gemütlichen Platz vorüber und bei näherem Hinschauen
erkennen wir zwei Polizisten. Das gibt uns doch ein Gefühl von Sicherheit. Wir
können uns nur schwer von unserem schönen Fleckchen losreißen, aber die Zeit drängt.
Es geht weiter. Nicht weit von unserem Rastplatz finden wir die viel besagte
Rolandquelle. Ein letztes Mal für heute füllen wir die Flaschen nach und weiter
geht es. Natürlich immer noch hoch. Irgendwann muss es doch mal runter gehen!?
Als wir nicht mehr dran glauben, schauen wir plötzlich ins Tal. Ein steiler
Pfad mit Geröll führt uns kilometerweit unserem Ziel entgegen. Erst viel zu
spät wissen wir, das es eine angenehmere asphaltierte Straße gibt. Als wir
endlich das Tal erreichen sehen wir auf der
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