Zwei Neue auf Burg Schreckenstein
soll denn hier ausgerechnet ein schweres Motorrad abstellen?“ fragte Mücke und mauerte weiter, unterhalb des Wehrgangs. Beni aber ließ es keine Ruhe. Schließlich stellte er den Eimer ab und ging durch das hohe Gras zum Waldrand vor, der fast bis an die Zugbrücke heranreicht. Zweige schnellten zurück, Beni war verschwunden. Erst als Mücke den letzten Mörtel aus dem Eimer in ein besonders großes Mauerloch verfrachtet hatte, kam er wieder zum Vorschein.
„Hast du heimlich eine geraucht?“ frotzelte Mücke.
„Mann“, antwortete Beni, „wenn ich Rauch nur rieche, kriege ich schon gelbe Füße. Aber ich hab recht gehabt. Da drin steht ein irrer Feuerstuhl. Mit vier Auspufftrompeten!“
„Und wo steht der stolze Besitzer?“ fragte Mücke. „Weit und breit kein Typ“, antwortete Beni. „Das Ding kommt mir irgendwie bekannt vor. Jerrys Onkel hat so eines. Aber wenn der kommt, fährt er in den Hof und nicht in die Büsche.“
Mücke grinste. „Dann gibt es nur eine Erklärung: Der gute Onkel wollte dir ein Fass Schnaps bringen und hat erfahren, dass du nicht mehr trinkst. Jetzt liegt er im Gebüsch und betrinkt sich selber.“
„Hör auf mit dem Quatsch“, schimpfte Beni.
„Okay“, sagte Mücke. „Erledigt und vergessen.“
„Erledigt und vergessen.“
Als sie einander zur Bekräftigung die Hand drückten, stutzte Beni und schaute den Hang hinunter in Richtung Bootshaus. Mücke folgte seinem Blick. Bei dem künstlichen Hügel, wo der alte Fluchtstollen endet, stapften zwei Gestalten durch das Gras.
„Pummel und Eugen!“ sagte Mücke. „Die mauern den Stolleneingang zu.“
„Damit sind die doch längst fertig“, antwortete Beni. „Böck hat ihnen ja selber geholfen.
Jetzt schaute Mücke deutlicher hin. „Jerry!“ sagte er.
„Und der andere ist Udo!“ fügte Beni hinzu. „Der Ebert-Mann, der das Kugelstoßen gewonnen hat; Sohn von Jerrys Onkel.“
„Dann lass uns mal nachschauen, was die beiden Sportsfreunde da treiben.“
Mit Kübel und Kelle stapften sie den Hang hinunter. Jerry sah sie kommen und rief ihnen entgegen: „Ich zeig meinem Vetter gerade, wo wir uns versteckt haben bei unserer Flucht.“
„So, so“, erwiderte Mücke. Es klang misstrauisch. „Und warum versteckt ihr da euren Feuerstuhl?“
Jerry schien überhaupt nicht überrascht, dass sie das Motorrad entdeckt hatten. „Ach“, sagte er ruhig, „wenn wir mit dem Schlitten in der Burg aufkreuzen, sieht das doch irre nach Angabe aus.“
„So, so“, sagte Beni. Sie begleiteten die beiden zu dem versteckten Motorrad.
„Mann!“ staunte Mücke.
Udo tat bescheiden: „Gehört meinem Vater. Der macht neuerdings auf Freizeitflitzer.“
„Drum versteckt man den Schlitten besser. Für die Müllkippe bei Dreitannen ist er noch zu schade“, witzelte Jerry. Ohne langes Zureden brachte Udo das teuere Stück dann doch in den Burghof, wo es von allen gebührend bewundert wurde. Auch Dampfwalze und Stefan sahen sich das Kraftpaket ihres Bezwingers im Kugelstoßen an. Schießbude durfte sogar eine Ehrenrunde drehen. Dann musste Udo wieder nach Hause.
„Mein Vater weiß nichts von der Tour“, sagte er und knatterte davon.
Beim folgenden Baunachmittag fuhr Jerry wieder mit dem Omnibus zum Zahnarzt und Udo brachte ihn auf dem Feuerstuhl zurück. Diesmal brauste er gleich in den Hof. Doch heute interessierte sich niemand für die Maschine. Heute war Benis Tag: Mit dem Boot war er in Rosenfels gewesen, um sich bei Fräulein Dr. Horn nachträglich für die heimliche Schnapsbrennerei zu entschuldigen und bei der Gelegenheit zu erfahren, ob sie ihn nun bei der Jugendfürsorge melden wolle oder nicht. Wie einen Ritter empfingen ihn die Schreckensteiner am Bootssteg.
„Alles okay!“ rief Beni. „Ich kann bleiben. Die Horn hat mich sogar zum Tee eingeladen und dann musste ich ihr zeigen, wie das geht mit der Brennerei. Ich glaub, die will jetzt selber heimlich brennen!“
Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite.
„Ist ja einfach einsame Superklasse!“ rief Andi. „Dann kriegt Mauersäge garantiert ‘ne Flasche zu Weihnachten.“
„Und der Rex selbstverständlich auch“, fügte Walter hinzu.
Während die Ritter lautstark die Geschichte mit den Weihnachtsgeschenken ausmalten, bahnte sich Beni einen Weg zu Ottokar und Stefan. Als ihm die beiden gratulieren wollten, winkte er entschieden ab.
„Wenn ihr die Flasche nicht zurückgebracht hättet, wäre sie nie auf den Geschmack gekommen, und ich könnte
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