Zwei Neue auf Burg Schreckenstein
sie fanden nichts.
„Auf jeden Fall müssen es mehrere gewesen sein“, schloss Dampfwalze, der sich mit einigen Rittern im Burghof umsah.
„Nicht ein privater Hosenknopf liegt herum“, witzelte Klaus.
„Dann ist es doch so, wie ich gesagt habe: Die haben große Säcke dabeigehabt und die Schubladen einfach hineingekippt“, meinte Hans-Jürgen.
Da brummte es von der Zugbrücke her: Udo und Jerry kamen mit dem Feuerstuhl. Jerry hielt sich ein Taschentuch gegen die Backe.
„Heute hat er ihn fertiggemacht“, klagte Udo. Da kamen Andi, Ottokar und Stefan die Freitreppe herunter. Sie sahen sich die beiden genau an, sagten aber nichts. Udo war wie immer. Die schweigende Versammlung kam ihm offenbar nicht merkwürdig vor. Als Ottokar auf seine Uhr schaute, sagte er:
„Ja, ich muss weiter.“ Und er klopfte dem ziemlich leidend dreinschauenden Jerry auf die Schulter. „Am besten, du legst dich gleich aufs Ohr. Gute Besserung.“ Udo startete mit Getöse. Hinter Jerrys Rücken verständigte sich Ottokar mit Stefan, Andi und Dampfwalze durch Blicke.
„Wir bringen dich ins Krankenquartier“, sagte Dampfwalze und schlug einen besonders milden Ton an. „In deinem Zimmer hast du keine Ruhe. Außerdem ist unser ganzer Privatkram weg. Irgendein Witzbold kam sich sehr komisch vor, während wir weg waren.“
Stefan beobachtete Jerry genau. Er reagierte kaum, schien tatsächlich Schmerzen zu haben und ließ sich bereitwillig ins Krankenquartier abschieben.
„Wo ist eigentlich Beni abgeblieben?“ fragte Mücke, noch immer auf Spurensuche, als die vier vom Krankenquartier zurückkamen.
„Dass da niemand was gemerkt hat!“ wunderte sich Stefan.
„Unser ganzer Kleinkram, das muss doch mehr als eine Tonne sein!“
Unvermittelt ging er weg zum Wehrgang.
„Da! An einer Zinne zeigte der Stein frische Scheuerspuren, und unten am Hang war das hohe Gras zertrampelt. Eine Spur führte zum nahen Wald unterhalb der Zugbrücke. Sofort berichtete Stefan den Rittern seine Entdeckung. Sie folgten ihm.
„Genau hier hat Udo das erstemal seinen Feuerstuhl abgestellt“, sagte Mücke und sah sich um.
„Wo ist eigentlich Beni?“
„Du glaubst doch nicht...?“ fragte Stefan und Mücke schüttelte den Kopf. „Vielleicht ist er rübergerudert, seine Schwester auszuquetschen, ob die was damit zu tun hat.“
„Da ist er ja!“ rief Dampfwalze. Beni kam gerade unter dem Torbogen des Ostflügels hervor in den Burghof geradelt. Als er die Ritter auf dem Wehrgang sah, winkte er ihnen, sie sollten herunterkommen. Eine Minute später rollten die sechs mit ihren Fahrrädern über die Zugbrücke hinaus.
„Die haben es wieder mal enorm wichtig!“ motzte der kleine Kuno auf der Freitreppe.
Beni strampelte voraus, an Dreitannen vorbei, in Richtung Pippling.
„Sag bloß, du willst uns wieder zu dem Neubau bringen?“ flachste Mücke.
Da hielt Beni. Direkt bei der Müllkippe. Die Ritter stiegen ab und starrten fassungslos hinunter. Zwischen Autoreifen, alten Küchenherden, Plastiksäcken, verfaultem Obst und verrotteten Matratzen lagen die verschwundenen Privatsachen: Kameras, Transistor-Radios, Fotoalben, Taschenlampen, Schallplatten, Elektrokocher und dergleichen mehr.
„Das waren nicht die Mädchen!“ sagte Ottokar erregt.
„Die Räder“, rief Andi. Er hatte einen Wagen kommen sehen. Die Ritter eilten zu ihren Rädern, die mitten auf der Straße lagen. Doch der Wagen hielt. Drin saß Schreinermeister Schrimpf aus Wampoldsreuthe. Mit seinem Kleintransporter fuhr er Abfälle der Gemeinde weg. Schon die dritte Fuhre an diesem Nachmittag. Als ihm die Ritter erzählten, was geschehen war, schaute er hinunter und schüttelte nur den Kopf.
„Das ist kein Streich mehr, das ist kriminell“, sagte Schrimpf.
Und wie bei der Kriminalpolizei lief sofort eine Groß-Aktion an. Beni radelte zurück und verständigte die Ritterschaft, die alsbald mit Plastiktüten, Rucksäcken und Pappkästen anrückte.
Da wurde vielleicht geflucht.
Aber nicht lange. Stefan organisierte das Einsammeln. „Nichts einstecken! Auch wenn ihr glaubt, dass es euch gehört. Hier wird nur abtransportiert. Verteilt wird später. Aber vorsortieren könnt ihr schon: alle Kugelschreiber in eine Tüte, alle Taschenlampen in eine Schachtel usw.“
Andi und Mücke suchten auch während des Einsammelns nach Spuren.
Ottokar redete mit Schreiner Schrimpf, der einen hilfreichen Hinweis gab: „Wie ich das letzte mal weggefahren bin, habe ich bei Dreitannen eine
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