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Zwei Seelen - eine etwas andere Weihnachtsgeschichte (German Edition)

Zwei Seelen - eine etwas andere Weihnachtsgeschichte (German Edition)

Titel: Zwei Seelen - eine etwas andere Weihnachtsgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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Fußboden. Auf ihrer Wange fühlte sie die harte, raue Holzdiele; eine Träne zog eine warme Spur bis zu ihrem Ohr. Sie bekam keine Luft. Wusste nicht mehr, wie man atmete. Ihr Blick glitt zum Fenster. Schneeflocken tanzten fröhlich vor der Scheibe, wirbelten wie kleine Tänzerinnen umher, wurden immer dichter, immer heller. Hell, so hell . Lisa schloss die Augen.
     
     
    Ben schaute hinauf zu den Fenstern im zweiten Stock. Der Streit mit Lisa tat ihm leid. So lief es immer, wenn die Sprache auf Tanja kam. Er fand es bewundernswert, wie treu Lisa zu ihrer Schwester stand, aber jetzt, wo das Baby unterwegs war, wünschte er sich etwas mehr Normalität. Dabei hatte er sich ja bereits entschieden, Lisa trotz ihrer chaotischen Familie zur Frau zu nehmen. Bei dem Gedanken daran, ihr den Verlobungsring unter dem Weihnachtsbaum anzustecken, den schon seine Großmutter getragen hatte, wurden ihm die Knie ganz weich. Was würde Lisa sagen? Würde sie ihm vor Freude um den Hals fallen, oder gar vor Glück weinen? Er hätte diesen Schritt längst wagen sollen, schließlich war sie seine große Liebe. Plötzlich kam er sich dumm vor. Warum saß er hier im Auto, wo doch die Frau seines Lebens wieder einmal den guten Samariter spielte. So war sie eben. Darum liebte er sie. Um ihr zu zeigen, dass er durchaus in der Lage war, Tanja zu akzeptieren, stieg er aus dem Wagen und rannte durch das Schneetreiben zur Eingangstür. Er hatte die Treppe zum zweiten Stock schon zur Hälfte genommen, als ihm zwei laut streitende Männer entgegenkamen. Ben machte freundlich Platz. Sein Gruß blieb unerwidert, und insgeheim fragte er sich, ob in dem Haus, das so adrett von außen anzusehen war, nur so fertige Gestalten wie Tanja und diese Kerle wohnten. 
     
    Bereits auf den letzten Stufen wunderte er sich darüber, die Tür zu Tanjas Wohnung sperrangelweit geöffnet vorzufinden. Waren die beiden etwa schon fertig? Wollte Lisa bereits wieder gehen, oder hatten sie die Tür hinter sich nicht richtig geschlossen? Mit einem knappen Klopfen an den Türrahmen trat er in den Flur und zuckte heftig zusammen. „Lisa!“ Sein erschrockener Ausruf, der aus dem tiefsten Winkel seines Herzens kam, hallte durch das Treppenhaus und wurde von den gelblichen Wänden, die Gemütlichkeit suggerieren sollten, zurückgeworfen.
    Er war wie erstarrt. Sein Herz weigerte sich, das Bild, welches sich ihm bot, anzunehmen. 
    Als er endlich in Bewegung kam, rannte er zu ihr, kniete sich neben sie und wagte es dennoch nicht, sie zu berühren. Ihr Mantel war rot von ihrem Blut. Ihre Mütze lag am Boden, und ihr Haar hing ihr ins Gesicht. Vorsichtig strich er es zurück.
    „Lisa“, keuchte er. 
    Er riss sein Handy heraus, und mit zitternden Fingern, die ihm nicht gehorchen wollten, rief er die Rettungsleitstelle. Verzweifelt bettete er ihren Kopf in seinem Schoß und strich ihr über die Haare. Weder wagte er es, ihren Puls zu prüfen noch ihren Bauch nach einer Bewegung des Kindes abzutasten. Er bemerkte nicht, dass er immer wieder so laut und verzweifelt ihren Namen rief, dass er damit die Aufmerksamkeit der Nachbarn weckte. Merkte kaum, dass Tanja und eine fremde Frau dazukamen und versuchten, ihn aufzurütteln. Die Fremde zerrte ihn zur Seite, ehe sie Lisa den Mantel auszog, um Puls und Atmung zu überprüfen. Tanja hielt die Hände vors Gesicht und weinte hemmungslos.

 
     
II.
     
     
     
    Wo bin ich?
     
    H ell. Alles war so hell. Waren ihre Augen geöffnet oder geschlossen? Das Licht durchflutete sie, und sie vermochte weder zu blinzeln noch die Augen vor dem strahlenden Glanz zu verschließen.
    „Wo bin ich? Was ist hier los?“
    Hatte sie nicht gesprochen? Sie fühlte ihre Lippen nicht einmal, und trotzdem hallten ihre Worte klar und deutlich durch sie hindurch, füllten alles in ihr aus.
    „Angekommen.“
    Warm. Freundlich und sicher klang dieses Wort.
    Lisa beruhigte sich und allmählich klärte sich ihr Blick. Ein Schreibtisch? Nein. Zwei riesige Schreibtische, vollgetürmt mit Papieren und Büchern. Wer auch immer hinter diesem wahnsinnigen Berg Arbeit sitzen mochte, blieb vor Lisas Augen verborgen.
    Sie hätte sich strecken mögen, einen Blick auf die Person hinter dem Tisch werfen wollen, aber sie konnte ihren Körper nicht spüren – nicht benutzen .
    „Angekommen?“
    Ihre eigene Stimme hallte schrill, zeigte deutlich ihre aufsteigende Panik. „Wo angekommen? Was ist denn los? Wo bin ich? Wo ist Ben ... was ist mit meinem Baby, was ist mit Sarah?

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