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Zwei Sonnen am Himmel

Titel: Zwei Sonnen am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Schnauben und Scharren der Pferde; schweigend und eindrucksvoll ritt das Heer heran. Plötzlich hob Zena den Arm. Die Reiterinnen zügelten ihre Pferde. Die Spannung wurde unerträglich. Dann zog Zena mit blitzschneller, kraftvoller Bewegung ihr Schwert. Ein bläuliches Strahlenbündel schoss aus der Klinge. Zena hob ihren bronzenen Schild und hielt ihn der Sonne entgegen. Mit der flachen Klinge schlug sie auf das Metall, das einen hellen, harten Klang von sich gab. Ein düsterer, gutturaler Laut lief wie eine dumpf grollende Flut durch die Reihen der Frauen. Usir spürte, wie seine Haare sich sträubten. In einer einzigen Bewegung hoben die Amazonen ihre Schilde. Ein blendender Feuergürtel schien sich über die ganze Länge des Strandes auszubreiten. Alle Frauen, auch die der hintersten Reihen, schlugen mit ihren Klingen an die Schilde. Das prasselnde Getöse schien nicht nur aus der Luft, sondern auch aus dem Innern der Erde, aus den Tiefen des Ozeans emporzudringen. Dann - abermals Stille. Usir spürte, wie ihm der Schweiß übers Gesicht rann.
    Plötzlich umklammerten Zenas Schenkel ihr Reittier. Der Fuchs richtete sich auf wie ein Turm. Einige Atemzüge lang war es, als ob Pferd und Reiterin zu einem riesenhaften, wunderbaren Standbild in der Sonne erstarrten. Doch schon hatte Zena die Zügel gelockert. Der Fuchs fiel auf die Vorderhufe zurück. Zena wendete ihn auf der Hinterhand, reckte ihr Schwert in die Luft und stieß einen wilden, gellenden Schrei aus. Tausend Kehlen wiederholten den Ruf und donnernd setzte sich das Heer in Bewegung, dehnte sich aus wie eine Riesenschlange, die ihre glitzernden Leibesringe dem Meer entgegenrollt …
    Usir riss sich aus seiner Erstarrung. Zum ersten Mal kreuzte sich sein Blick mit dem seiner Gefangenen. Beide Wachen hielten sie an Schultern und Armen fest, doch das Mädchen stand da und rührte sich nicht. Ihr schönes Antlitz war maskenhaft starr, aber der Triumph, der in den smaragdgrünen Augen funkelte, wirkte wie das Aufflackern einer blankgezogenen Klinge. Usir wandte als Erster den Blick ab.
    Rau befahl er: »Führt sie ab!« Dann stürzte er mit erhobenem Schwert dem Fallreep entgegen.

4
    Isa war gefangen genommen worden! Eine mörderische Wut tobte in Zena. Ihre kräftigen Knie und stählernen Hände trieben den Fuchs an, der in weiten Sprüngen kaum den Sand berührte. Ihr Ansturm hatte die blinde, unversöhnliche Macht einer Naturgewalt. Die Atlantiden, die in Sichelform aufgestellt die Wucht des Angriffs erwarteten, spürten dies so deutlich, dass selbst das Herz der Tapfersten erschauderte. In vielen erwachte der instinktive Wunsch, vor dem wutentbrannten, entfesselten Heer die Flucht zu ergreifen. Erzählte man nicht, dass die Amazonen die Fähigkeit besaßen, die kosmischen Kräfte herbeizurufen und sichtbar zu machen?
    Schon schwirrten von beiden Seiten die ersten Pfeile und Wurfspieße durch die Luft. Einen Augenblick später waren die gegnerischen Heere in ein brüllendes Handgemenge verwickelt.
    Inzwischen hatten auf dem »Stier« und der »Schlange« die Seeleute die Segel eingeholt. Die beiden Galeeren glitten rasch näher, die Ruder horizontal über die Wasserfläche gestreckt. Die schwarzen und goldenen Malereien leuchteten. Eine unerbittliche Kraft schien die Galionsfiguren zu beseelen; es war, als ob pulsierendes Leben in der Tiefe der starren Augen erwachte. Ein leichter Wind hatte sich erhoben und ließ die Galeeren schaukeln. Gischt sprühte in weißen Fontänen empor. Zena, die ihre Stoßtruppen weit über den Strand ausschwärmen ließ, befand sich mitten im Schlachtgetümmel. Sie lenkte ihren Fuchs mit Knien und Schenkeln. Ihr Schwert schlug nach allen Seiten, zuckte und blitzte. Das Klirren der Schläge und Gegenschläge erfüllte die Luft. Pfeile kamen von allen Seiten, doch sie schienen der Königin nichts anhaben zu können. Von ihrem Bronzeschild gedeckt setzte sie unerbittlich ihren Weg zum Meeresufer fort.
    Plötzlich sah sie, wie die Ruder des »Riesen« sich schwerfällig bewegten. Unter dem Schutz der beiden anderen Galeeren hatte das Admiralsschiff den Anker gelichtet und schickte sich an ins offene Meer hinauszusteuern. Zena stieß einen Wutschrei aus. Ihre Stimme übertönte den Tumult: »Bemächtigt euch dieses Schiffes!«
    Die Reiterinnen rissen ihre Pferde in vollem Galopp

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