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Zwei Sonnen am Himmel

Titel: Zwei Sonnen am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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herum, drängten und schoben sich dem Meer entgegen. Die Krieger, die sich ihnen in den Weg stellten, wurden niedergestochen oder erschlagen. Die ersten Reihen stürmten ins Wasser, der Rest sammelte sich, um die Atlantiden am Ufer zu umzingeln. An die rasenden, von den Wellen umspülten Pferde geklammert, näherten sie sich dem Schiff, das sie von allen Seiten zugleich angriffen. Behände wie Nattern zogen sie sich an den Riemen hoch, erklommen die Außenwand. Die Krieger an Deck schlugen mit Speeren und Schwertern zu. Die abgewehrten Amazonen stürzten in die Wellen, wo sie der Sog gegen den Schiffskörper drückte. Einige wurden von den Ruderschlägen erfasst und getötet. Die Luft war von Kampfgeschrei und Stöhnen erfüllt. Zena hatte ihren Fuchs am Meeressaum zum Stehen gebracht. Die Brandungswellen rollten über den verwüsteten Strand, der mit Toten und Verwundeten übersät war. Schilde, Helme und Kleiderfetzen wurden von den Wellen fortgespült.
    Mit zusammengekniffenen Augen spähte die Königin zum Deck des »Riesen« hinüber. Wo war Isa? War sie überhaupt noch am Leben?
    Das Dröhnen des Hammers schallte über das Wasser. Mit unerbittlicher Regelmäßigkeit tauchten die Ruder ins Meer. Doch Zena blieb zuversichtlich. Ihre Kriegerinnen würden Verwirrung an Deck stiften und die Fahrt der Galeere aufhalten. Koste es, was es wolle, Isa musste befreit werden.
    Plötzlich wurde ihr Blick ungläubig starr. Auf jeder Galeere loderten drei weiß flammende Kugeln auf. Das blendend helle Licht breitete sich in zuckenden Kreisen aus, drang mit unerträglicher Hitze bis in die Tiefe der Augen. Gleichzeitig erklang ein eigentümlicher Ton. Er war schrill und kreischend zugleich und so hoch, dass das Gehör ihn kaum erfassen konnte. Dennoch spürten Zena und ihre Kriegerinnen, dass sich der unheimliche Ton wie ein glühender Stachel in ihr Gehirn bohrte. Noch nie hatten sie dergleichen erlebt. Das, was sie erblickten und hörten, erfüllte sie mit tiefster Bestürzung und panischer Furcht. In größter Unordnung wichen die Amazonen zurück. Die Frauen, die noch auf dem Schiff kämpften, kletterten über Bord, schleppten ihre Verwundeten mit sich und sprangen in die Wellen. Die verängstigten Pferde wateten ans Ufer. Sie wieherten vor Entsetzen, schlugen aus und stoben nach allen Richtungen auseinander. Flammender Nebel umhüllte jetzt die Galeeren. Die purpurnen Segel schienen jede Stofflichkeit verloren zu haben und sich in der glühenden Helle aufzulösen, während sich die Feuerkugeln wie schmelzender Stahl mit rasender Geschwindigkeit drehten. Ein eigenartiges Glitzern lag in der Luft. Es war ein Flimmern und Wirbeln wie der Tanz von Staubkörnchen im Sonnenschein, schmerzvoll wie weiß glühende Nadeln.
    Keuchend, die Nerven zum Zerreißen gespannt, presste Zena ihren Schild vors Gesicht. Das Metall war so heiß, dass sie ihn kaum halten konnte. Der Fuchs verharrte zitternd, mit irrem Blick auf der Stelle. Seine nassen Flanken hoben und senkten sich stoßweise. Trotz ihrer Verwirrung hielt ihn Zena mit eiserner Faust fest. Sie hörte die Frauen wimmern wie Kinder. Sie stolperten blindlings vorwärts und bargen jammernd den Kopf in den Armen. Zena wusste nicht, was jetzt geschehen würde. Sie grub die Zähne in die Unterlippe. Der Schmerz riss sie für einen Augenblick aus ihrer Benommenheit. Sie nahm ihre letzten Kräfte zusammen und hob den Kopf. Im milchigen, von Blitzen durchzuckten Nebel wirkten die drei Galeeren wie aschenfarbene, ungeheure Gespensterschiffe. Übel vor Schwäche sah Zena, wie sich die Ruder ins seichte Wasser senkten und eine Brücke bildeten, über die Hunderte und nochmals Hunderte von Kriegern in Rüstungen aus Eisen, das zu glühen schien, an Land stiegen. In ihrer Betäubung erschienen sie Zena wie geheimnisvolle Wesen, halb Menschen, halb Reptilien, die aus der Verschmelzung von gellenden Tönen und zuckenden Blitzen geboren wurden …
    Verzweifelt auffahrend gelang es Zena, ihre Benommenheit nun völlig abzuschütteln. Diese Lichter und Töne waren nichts als eine Kriegslist, die den Gegner verwirren sollten, während die Atlantiden ihre Elitetruppen an Land schickten. Erneut stieg eine unbeschreibliche Wut in ihr auf; neue Kräfte drangen durch ihre Adern. Sie warf den Kopf in den Nacken. Ein lang anhaltender, gellender Schlachtruf

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