Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zwei Sonnen am Himmel

Titel: Zwei Sonnen am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
Vom Netzwerk:
Augenhöhlen brannte und ein unheimliches Lächeln die blutleeren Lippen verzog.
    Â»Da seid ihr verwundert, nicht wahr? Nichts scheint die Männer daran zu hindern, den Saal zu verlassen, falls sie Lust dazu hätten. Es gibt hier weder Wächter noch Riegel. Und dennoch … jeder bleibt in dem Bereich, der ihm zugeteilt wurde. Fragt ihr euch nicht, warum?« Schneidend wie ein Dolch senkte sich sein Blick in Usirs Augen, als wollte er sein Gehirn durchbohren. Usir fiel es schwer, Worte zu finden. Doch seine Wissbegier war stärker als sein Schreck und er entgegnete herausfordernd: »Würdest du bereit sein uns das hier zu erklären?«
    Das Lächeln des Priester-Königs wurde zu einem höhnischen Grinsen. »Folgt mir!«, sagte er kurz.
    Sie durchschritten den Saal: Die Höhe und Weite des Raumes verschluckte das Licht der vereinzelten Fackeln, deren Rauch wie rötlicher Nebel über die Köpfe der Gefangenen dahinzog. Die Augen der Männer waren stumpfsinnig ins Leere gerichtet. Einige mussten von Schüttelfrost befallen sein, der trotz der niedrigen Temperatur eher von Fieber als von Kälte herzurühren schien.
    Voller Bestürzung erkannte Usir Leute wieder, denen er früher in den Gängen des Palastes begegnet oder mit denen er bei Gastmählern zusammen gewesen war. Er erkannte Merit, den Hofarchitekten, der seit Monaten auf geheimnisvolle Weise verschwunden war. Er erkannte Xoris, den Arzt, der ihn verbunden hatte, als er sich bei seinen ersten Fechtübungen verletzte. Er war ein stattlicher Mann gewesen, mit ausdrucksvollen Zügen und klugen, durchdringenden Augen. Jetzt wirkte er alt und gebrechlich und sein welkes Gesicht glich einer Maske aus verblichenem Leder.
    Atlar war vor einem hoch gewachsenen, kahl geschorenen Mann stehen geblieben, dessen muskulöse Arme und Schultern von Schauern geschüttelt wurden.
    Â»Erkennst du ihn wieder? Das ist Haku, der Wachthauptmann. Der Tor hatte den Befehl erteilt, die Haie loszulassen, die du bekämpft hast. Er glaubte in meinem Interesse zu handeln, aber er hätte bedenken müssen, dass ich Gewalttätigkeiten verabscheue …«
    Er schritt gleichmütig weiter.
    Usir presste die Lippen zusammen. Er warf einen Blick auf Isa und sah, dass auch sie in tiefster Seele erschüttert war. Wieder richtete sie ihre Augen auf seinen Dolch und wieder gab er ihr durch eine kaum angedeutete Bewegung zu verstehen, dass der Augenblick noch nicht gekommen war. Plötzlich begann sein Herz zu hämmern. Eine hoch gewachsene Gestalt in zerknittertem Prunkgewand kauerte regungslos an der Felswand. Obgleich der Mann den Kopf so zwischen den Händen hielt, dass sein Gesicht verborgen war, erkannte ihn Usir sofort. »Torr …«
    Auch wenn er den Namen nur geflüstert hatte, musste der Gefangene seine Stimme gehört haben. Usir sah, wie er erbebte und mit unendlicher Mühe den Kopf hob. Sein Gesicht war schweißüberströmt und ein wenig Speichel rann ihm aus den Mundwinkeln. Seine Augen hefteten sich auf Usir; fast schien es, als ob ein Bewusstseinsschimmer in den dunklen Pupillen aufglänzte. Doch der Funke erlosch. Torrs Kopf fiel wieder vornüber, während er wie im Fieberwahn einige unverständliche Worte vor sich hin murmelte.
    Usir stieß einen Fluch zwischen den Zähnen hervor. Impulsiv machte er einen Schritt auf den Gefangenen zu … und wich wie vom Blitz getroffen zurück. Was jetzt mit ihm geschah, hätte er sich nie vorzustellen vermocht: Alles schien sich rings um ihn aufzulösen. Funken knisterten um seinen Kopf, schienen in ihn einzudringen, sprühten und flackerten, formten sich zu einem Wirbel, aus dem dumpfe Schwingungen aufstiegen. Plötzlich barst das Licht, lastende Dunkelheit schlug über ihm zusammen. Ihm war, als platzte sein Trommelfell. Stechender Schmerz durchzuckte seine Schläfen. Er stöhnte und presste die Hände vor die brennenden Augen. Dann ließ der Schmerz langsam nach, die Dunkelheit löste sich auf. Sein Denkvermögen begann allmählich wieder zu funktionieren. Benommen und von Brechreiz geschüttelt hörte er neben sich die höhnische Stimme des Priester-Königs.
    Â»Kein angenehmer Zustand, nicht wahr? Glücklicherweise bist du noch rechtzeitig zurückgewichen, sonst hätte dein Gehirn Schaden genommen. Ich hatte von unüberwindlichen Schranken gesprochen, die meinen Palast umgeben. Diese

Weitere Kostenlose Bücher