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Zwei Sonnen am Himmel

Titel: Zwei Sonnen am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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der Erde?
    Â»Ich glaube«, sagte Torr schließlich, »dass wir bald den Ausgang der Höhlen erreichen werden. Was wir jetzt hören, scheint das Grollen des Vulkans zu sein, das sich hier unten fortsetzt …«
    Er fragte sich voller Furcht, ob es das Abklingen seiner Tätigkeit war oder ob ein neues Erdbeben sich ankündigte. Wenn Lavaströme die unterirdischen Wasserläufe verschütteten, blieb keine Hoffnung mehr auf Rettung. Die Amazone Reg stieß plötzlich einen halblauten Fluch aus: Wassertropfen hatten beim Rudern ihre Hand benetzt - sie waren glühend heiß.
    Jetzt dröhnte das Donnergrollen in immer kürzeren Abständen; es hallte durch die unterirdischen Gänge und brach sich in vielfachem, polterndem Echo. Die Felsen bebten. Hier zerfiel bröckelndes Gestein, dort rieselte Schutt die Wände herunter. Schlammige Rinnsale ergossen sich und engten die Fahrrinne immer mehr ein.
    Auf einmal sahen sie weit vor sich einen rötlichen Schein in der sie umgebenden Finsternis. Hitze schlug ihnen entgegen und ein Ekel erregender Schwefelgeruch verpestete die Luft, während heiße Dämpfe über das Wasser dahintrieben.
    Â»Bindet euch feuchte Tücher vor den Mund!«, ächzte Xoris.
    Sie versuchten es. Die stickigen Ausdünstungen betäubten sie fast. Jede Bewegung wurde zur Qual. Der Schweiß bildete klebrige Rinnsale auf ihrer Haut. Hustenanfälle schüttelten sie; die Augen brannten unter den Lidern.
    Plötzlich tat sich ein Gewölbe von riesigen Ausmaßen vor ihnen auf. Sie erblickten eine Felswand, die wie von einem gigantischen Säbelhieb durchtrennt war. Funken stoben aus dem hohen, schmalen Felsspalt, hinter dem sich rot glühende Lava dahinwälzte. Wie ein gefangener Titan regte sich der Vulkan in seiner Urgewalt. Gesteinsbrocken lösten sich und rollten ins Wasser, das dann in zischenden Fontänen aufsprühte. Im rötlichen Flackern glitt das Boot wie ein Nachtvogel an dem brodelnden, heiß glühenden Loch vorüber.
    Â»Vorwärts!«, brüllte Torr. »Schneller!«
    Sie hörten ihn kaum: Keiner wagte noch zu hoffen den entfesselten Elementen zu entkommen. Mit letzter Willenskraft machten sie verzweifelte Anstrengungen, die Ruder zu bewegen.
    Unendlich langsam und schwerfällig glitt das Boot über die aschebedeckten Fluten. Im Halbdunkel taten sich unzählige, von erkalteten Lavaströmen gebildete Gänge vor ihnen auf, die den zerbröckelnden Felsen durchstoßen hatten.
    Torr kämpfte verbissen, um den östlichen Kurs beizubehalten. Der Dunst über dem Wasser schien dem Vorhang ähnlich, der sich manchmal über seine Sinne senkte, so dass er glaubte, das heiße, betäubende Flimmern sei in seinem eigenen Kopf.
    So fuhren sie dahin, gleichsam durch eine gespenstische Ewigkeit aus Feuer, Wasser, glühender Luft und Gestein.
    Usir spürte, dass Atos Nerven die Belastung kaum noch ertragen konnten. Er vergaß seine eigene Furcht, seine eigene Verzweiflung, um seinem Vater Mut zuzusprechen. Die Götter haben ihn nicht aus zwanzigjähriger Gefangenschaft befreit, dachte er, um ihn hier doch noch umkommen zu lassen. Seine Blicke glitten über die Gefährten. Er sah, wie Torr die Lippen zusammenpresste, um die brennenden Blasen, die seine Hände bedeckten, zu vergessen. Er sah, wie Merit, der sensible, verdienstvolle Architekt, in dumpfer Verzweiflung vor sich hin blickte. Xoris lag bewegungslos und starrte mit zusammengekniffenen, geröteten Augen in die Glut. Haku, der jähzornige, ungeduldige Wachthauptmann, murmelte Verwünschungen und Drohungen. Nur die Amazonen schienen den Auswirkungen des Eingeschlossenseins und der Todesangst nicht unterworfen zu sein. Schweigend und willig lösten sich die Ruderinnen ab, sparten an Bewegungen und Atemzügen. Zenas schweißüberströmtes Gesicht drückte innere Ruhe, Wachsamkeit und Mut aus. Am Bug des Schiffes kauerte Isa wie eine lebende Galionsfigur und spähte in die von Funken und Feuerschein immer wieder durchbrochene Finsternis. Ihr Haar war von Salzwasser verkrustet, ihre Haut mit Blasen und Brandwunden bedeckt. Dennoch bewahrte sie die lässige Kraft einer Raubkatze; jede Bewegung ließ die langen, feinen Muskeln hervortreten, die geschmeidig und von äußerster Stärke waren.
    Sie war es, die als Erste den schwachen, bläulichen Schimmer bemerkte, der die Umrisse der Felsen

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