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Zwei Stunden Mittagspause

Zwei Stunden Mittagspause

Titel: Zwei Stunden Mittagspause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht mehr nötig. Die Zeitungen hatten ein paar Zeilen über das Verschwinden der Frau Großmann gebracht, ein Boulevardblatt sogar unter der Balkenschrift: Millionärsfrau löst sich in Luft auf. Reporter sind nun mal so, und Großmann schluckte ein paar Tage lang diese Berichte, mied seine Fabrik und ging nicht mehr zum Telefon, wenn es klingelte. Das übernahm Dieter, sein Sohn, und der war kurz angebunden und schnell mit den Anrufern fertig. Meistens waren es Neugierige aus dem weiten Bekanntenkreis, Frauen, denen man anhörte, wie ihnen die Sensation wie Sirup von den Lippen floß. Ihnen sagte Dieter:
    »Gnädige Frau, meine Stiefmutter ist noch immer nicht da. Wenn Sie sie bei einem gemeinsamen Bekannten treffen, sagen Sie ihr bitte, uns gehe es gut!« Es wurde darauf immer sofort aufgelegt.
    In der Boutique Chez Lilly stießen Großmann und Zumbach auf eine heiße Spur. Endlich! hätten sie ausrufen sollen … aber sie verstummten bloß und krochen in sich. Der eine vor Enttäuschung, der andere aus Angst.
    »Es war vor drei Wochen«, sagte Boutique-Lilly, eine langbeinige, wildmähnige Frau in einem Leopardenkleid, das um ihren Körper lag wie ein wirkliches Fell und ihre Figur aufreizend zur Schau stellte. »Frau Großmann erkundigte sich nach Neueingängen, wühlte ein bißchen – wie immer – in den Kleiderständern und kaufte schließlich einen Pullover aus Paris. Ein Traum von Pullover! Geschmack hatte sie wie kaum eine andere Kundin. Ich sah ihr dann nach, durch die Scheibe dort … und sie hatte ihren Wagen gegenüber an der Straße geparkt, einen roten Sportwagen, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Großmann mit rostiger Stimme. »Weiter.«
    »Sie stieg ein, das Verdeck war zu, es nieselte etwas … aber als sie einstieg, sah ich ganz kurz, daß sie nicht allein im Wagen war. Auf dem Nebensitz wartete jemand …«
    Großmanns Augen verengten sich. »Sie war nicht allein?«
    »Nein. Ich habe gute Augen … ein Mann saß neben ihr. Als sie die Tür aufriß und auf den Sitz schlüpfte, erkannte ich eine Jacke und behoste Beine. Männerhosen! Einwandfrei.«
    »Sie irren sich nicht?« fragte Zumbach laut. In seinem Kopf jagten die Gedanken umeinander. Er konnte sich nicht erinnern, mit Margot vor dieser Boutique gehalten und auf sie gewartet zu haben … aber es müßte doch einmal gewesen sein, vor drei Wochen sogar, anders war es nicht zu erklären.
    »Überlegen Sie mal … auch Frauen tragen heute Hosen.«
    »Das waren Männerhosen.« Lilly lächelte mokant. »Glauben Sie mir, daß ich da die Unterschiede genau erkenne …«
    »Unmöglich!« Zumbach wandte sich an Großmann. Aber der winkte müde ab.
    »Laß gut sein, Heinrich. Ich kann jetzt alles schlucken. Es hat keinen Sinn, mich abzuschirmen.« Er wischte sich über die Stirn und versuchte sogar ein Lächeln für Lilly. »Wann war das? Ungefähr? Welcher Tag?«
    »An einem Montag. Ja, das weiß ich ganz genau. Eine neue Lieferung war angekommen, und wir hatten sie noch nicht ausgepackt.«
    Lilly strich ihr Leopardenkleid über der vollen Brust glatt … eine katzenhafte, schmeichelnde Gebärde. »Frau Großmann sagte ja noch: ›Gut denn. Dann komme ich Dienstag wieder.‹ Es war ein Montag …«
    »Ist das so wichtig?« fragte Dieter plötzlich. »Ob Montag oder Freitag … wir wissen doch nicht mehr.«
    Zumbach redete nicht dagegen … für ihn war das ungeheuer wichtig. Montag. An einem Montag konnte er nicht der Mann im Auto gewesen sein. Er traf Margot immer nur am Dienstag.
    Und plötzlich durchfuhr es ihn glühend heiß, daß Margot noch einen anderen Geliebten neben ihm besessen haben mußte, daß sie an den Dienstagen aus den Armen des Montagmannes und an den Freitagen aus denen des Donnerstaggeliebten zu ihm gekommen war. Und alle Küsse und Schwüre, alle geflüsterten Worte und Seufzer, alle Leidenschaft und Hingabe waren geteilt worden, waren Massenware, weiter nichts, Konfektion der Liebe, im Dutzend billiger, Sonderangebote, ehe das Verwelken begann.
    »Sie haben den Mann gesehen?« fragte Zumbach mit schwerer Zunge. Merkwürdigerweise kam er sich auch betrogen vor … ein gehörnter Liebhaber, gibt es etwas Lächerlicheres?
    »Nein.« Boutique-Lilly schüttelte das wilde, schwarze Haar. »Dazu war's zu kurz. Aber er war jung … das könnte ich beschwören.«
    »Jung.« Großmann drehte sich um und verließ den Laden.
    Zumbach folgte ihm sofort, während Dieter noch zurückblieb. Sein schönes, klares, intelligentes Gesicht war hart

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